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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Chefermittlers und einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft erließ drei Tage später ein neuer Richter doch die Haftbefehle. Nur: Die Gangster sind längst untergetaucht. Und das bedeutet: Die Berliner Fahnder beginnen wieder von vorn. Ich frage mich bei einer solchen Justiz: Sollen wir die Mühe der Fahndung überhaupt noch auf uns nehmen? Machen wir uns nicht lächerlich, wenn wir Mörder von Amts wegen freilassen müssen? Sind wir Polizisten nicht die Hampelmänner bei einer solchen Rechtsauffassung? Wie geschildert: Das war im Mai. Jetzt haben wir Ende Dezember. Ich habe noch nicht gehört, daß der Richter, der auf seinem pünktlichen Feierabend bestand, und der Richter auf Probe zur Rechenschaft gezogen wurden. Die blinde Justitia ist wirklich blind! Oder – wie der Volksmund es ausdrückt – eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!«
    Reiber unterbrach den Vortrag durch eine Pause. Um vorzeitigen Diskussionen zu entgehen, verschwand er in einen Nebenraum und trank ein Glas Orangensaft. Daß kurz darauf Wortke zu ihm kam, war fast selbstverständlich.
    »Mut hast du, Junge!« sagte er anerkennend. »Die Fakten kennen viele von uns, aber wie du sie servierst, sind es für gewisse Leute Tritte in den Hintern. Mir ist nur nicht klar, worauf du hinauswillst. Bis jetzt gibst du der Journaille recht, daß sie uns Laschheit vorwirft.«
    »Warte es ab, Theo.« Reiber stellte sein Glas zurück. »Eine normale Oper besteht aus einer Ouvertüre und drei Akten. Ich habe die Ouvertüre hinter mir.«
    »Wenn du wüßtest, was draußen im Saal los ist! Die vom Landtag sind schon jetzt dabei, politische Verantwortung zurückzuweisen. Da reden sich bereits einige die Köpfe heiß. Deinen Namen wird man in Bonn auf die schwarze Liste setzen.«
    »Das ist mir egal.« Reiber blickte auf seine Armbanduhr. Noch zehn Minuten bis zur Fortsetzung des Vortrags. »Ich habe nichts zu verlieren. Ich bin Beamter auf Lebenszeit.«
    »Frühpensionierung!«
    »Mit dreiunddreißig Jahren?«
    »Da gibt es noch ganz andere Staatsspaziergänger. Staatssekretäre, die nach einem halben Jahr zu Blumenzüchtern werden, weil ihre Nase dem Minister nicht gefällt. Und wenn man dir auch noch ein Dienststrafverfahren anhängt …«
    »Mit welchem Tatbestand?«
    »Preisgabe geheimer Dienstsachen.« Wortke wiegte den Kopf. »Immerhin sind einige Fakten, die du da von dir gibst, interne Informationen des BND und des BKA. Das könnte ins Auge gehen.«
    »Ich lasse es darauf ankommen.« Reiber stand auf. »Ende der Zigaretten- und Pinkelpause. Theo, jetzt kommt München dran.«
    »Komme ich auch darin vor?«
    »Zwangsläufig, Theo.«
    »Als Oberdepp der Mordkommission?«
    »Als tragisches Opfer der von den Politikern vernachlässigten Polizei.« Reiber lachte und klopfte Wortke auf die Schulter. »Theo, in einer halben Stunde trägst du den Heiligenschein eines Märtyrers!«
    Die Versammelten setzten sich, als Reiber wieder an das Rednerpult trat. Er hielt sich nicht damit auf, an den Gesichtern die Stimmung abzulesen, er wußte, daß es ohnehin zwei Gruppen gab: Die Kollegen von der Polizei und die anderen …
    »Kommen wir jetzt zu einem sehr heiklen Thema«, begann Reiber den zweiten Teil seiner Philippika. »Ein Kapitel der Polizeiarbeit, das immer mehr die Kriminalität bestimmt: Das bei den Politikern geltende Tabu der Ausländerkriminalität und die alarmierende Zunahme der Jugendkriminalität. Mit beiden Themen hat sich vor allem auch mein Dezernat zu beschäftigen, ich kann also aus Erfahrung sprechen. Jeder von uns weiß, daß das Vordringen der verschiedenen Mafia-Banden in Deutschland ein bisher nicht zu bewältigendes Problem ist. Ich betone: Die jetzigen Möglichkeiten der Polizei, das Bandenunwesen effektiv zu bekämpfen, sind minimal! Rumänische, italienische, polnische, albanische, türkische, russische, vietnamesische und chinesische Mafia-Organisationen arbeiten in Deutschland fast ungehindert wie legale Industriekonzerne. Ab und zu gelingt der Polizei durch verdeckte Ermittler, anonyme Anzeigen, Observationen oder durch den Kommissar Zufall, einige Tatverdächtige zu ermitteln und festzunehmen, aber das ist, als vernichte man einen Pilz, und tausend andere wachsen unentdeckt weiter. Unterirdisch, wie es Pilze so an sich haben. Schon aus der unvollständigen Aufzählung der Mafia-Banden – ich habe nur die wichtigsten genannt – ist ersichtlich, daß es sich ausnahmslos um Banden von Ausländern – pardon, es muß ja heißen –

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