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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verschiedenen Formen der Mafia und ihr Wirken in Deutschland. Wir haben erst in jüngster Zeit erlebt – und erleben es noch –, wie die vietnamesische Zigarettenmafia Berlin bedroht und mit brutalstem Mord, nämlich Hinrichtungen per Genickschuß, um Marktanteile anderen Mafiabanden gegenüber kämpft. Berlin ist dadurch in die Schlagzeilen geraten, aber so wie in Berlin sieht es fast in allen Großstädten aus. Man spricht bloß nicht darüber. Und warum diese vornehme Zurückhaltung? Es geht um ein Tabuthema, das bei den Politikern eine Art Nesselfieber erzeugt: die Ausländerkriminalität oder in freundlichem Amtsdeutsch: die Kriminalität der Nichtdeutschen.«
    Er blickte dabei die vor ihm sitzenden Politiker an. Ihre Mienen verrieten Abwehr, sie taten, als fühlten sie sich nicht angesprochen. Reiber griff nach seinen Dokumenten.
    »Lassen Sie mich das Mafia-Problem mit konkreten Zahlen belegen. Die Mafia, gleich welcher Couleur, dringt immer mehr in das allgemeine Wirtschaftsleben ein. Nach einem Geheimbericht des Bundesnachrichtendienstes werden große Teile der Weltwirtschaft bereits jetzt schon von der Mafia beherrscht. Allein in Rußland kontrolliert die Mafia über viertausend Banken und Industriebetriebe. In diesen Bankfilialen werden die Milliardengewinne der ›Organisationen‹ aus aller Welt gewaschen. Dazu braucht man keine Schweiz und kein Luxemburg mehr. Es ist auch bekannt, daß die Russen-Mafia einige Milliarden Mark in Objekte an der Costa del Sol investiert hat. Ferienanlagen, Night-Clubs, Supermärkte, Appartements, Hotels und Campingplätze sind über Scheinfirmen fest in Russenhand. Wer sich also von der Sonne der Costa del Sol bräunen läßt, zahlt in Russenkassen. Die italienische Mafia hat den Osten entdeckt: In Polen besitzt sie Hotels, Beteiligungen an Industriebetrieben und Spielcasinos, mischt beim Menschenhandel mit, bei Prostitution und der Herstellung von Drogen, besonders in neuerer Zeit von Ecstasy! Damit schlagen ich und mein Dezernat uns zur Zeit herum. Übrigens mit geringem Erfolg, und das erkläre ich Ihnen später. Auch in Ex-Jugoslawien und Rumänien haben die Mafiosi Fuß gefaßt, während Rumänien seine Banden eifrig nach Deutschland exportiert. Bekannt ist die Bande der Tankstellen-Räuber, die auch vor Mord nicht zurückschreckt. Die höchste Gefahr aber ergibt sich aus Erkenntnissen der allerjüngsten Zeit: Es ist das Zusammenrücken von Mafia und Terrorismus! Es steht fest: Mafiosi aus Estland versorgen die britische IRA mit Waffen und Terrormaterial. Kolumbien, die Hochburg des Drogenmarktes, wird von mehreren Mafiagruppen geleitet. Auch in Peru laufen der Transport und die Produktion von Drogen über die Terrororganisation ›Leuchtender Pfad‹. Ich zitiere aus dem Bericht des BND: ›Die organisierte Kriminalität hat sich zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme auf der ganzen Welt entwickelt.‹ Ende des Zitates. Sie werden nun denken: Peru, Kolumbien, was geht das uns an? Da sollen die Amis aufräumen, das liegt vor ihrer Tür. Ein fatales Abwimmeln, meine Damen und Herren!«
    Reiber griff nach weiteren Statistiken, genehmigte sich einen Schluck Mineralwasser und warf einen Blick zu Wortke hinüber. Er saß in der ersten Reihe ganz links außen und ballte kurz die Fäuste. Gib's ihnen, Junge! Hau rein! Sie sollen den Schock bis in den Hintern spüren, auf dem sie ihren Pensionsanspruch absitzen. Vor allem der Feiglingsriege der Politiker hau die Zahlen um die Ohren! Es fragt sich bloß, ob sie dann hellhöriger oder noch tauber werden.
    »Mir liegen deutsche Mafia-Zahlen vor«, setzte Reiber seinen Vortrag fort. »Sie sind durch einen Bericht des BKA belegt. Seit 1991 haben Mafia-Banden durch kriminelle Taten in Deutschland einen Schaden von 10,5 Milliarden angerichtet und einen Gewinn von 4,1 Milliarden eingesteckt! Das BKA spricht von einem ernstzunehmenden Kriminalitätsphänomen. Welch treffende Bezeichnung: Es ist wirklich ein Phänomen, dem wir fast machtlos gegenüberstehen. Sehen wir uns die Statistik weiter an: Bis heute, also kurz vor Jahresende, ist gegen die Mafia in 787 Fällen ermittelt worden. Allein schon das ist lächerlich. 7.922 Tatverdächtigen aus 87 Ländern – bitte, begreifen Sie die Zahl: 87 Länder! – wurden 52.181 kriminelle Taten nachgewiesen. Die Beteiligten gliederten sich auf in 36,4 Prozent Deutsche, 14,6 Prozent Türken, 7,5 Prozent Ex-Jugoslawen, 5,7 Prozent Italiener, 5,7 Prozent

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