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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erreichen den ersten Stock und werfen Blendgranaten. Die überraschten Verbrecher können nicht mehr zu ihren Waffen greifen, aber sie leisten erbitterten Widerstand. Karate, Kung-Fu, Boxen, Tritte, alle Register werden gezogen. Ein Bulle von Kerl, ein Karatekämpfer, konnte nur unter Einsatz von Gewalt festgenommen werden. Das Ganze dauerte zwanzig Minuten. Es wurden sechzehn Bandenmitglieder verhaftet, Angehörige der Gangster-Gemeinschaft ›Garde‹. Der diensthabende Haftrichter bei Gericht wird verständigt. Bis es zu dem Abtransport der Mafia-Mitglieder kommt, vergehen wiederum etwa zwanzig Minuten, weil der Karatekämpfer immer wieder um sich schlägt. Endlich erreichen die Männer vom SEK das Gericht, um die Haftbefehle ausstellen zu lassen. Aber: Kein Richter ist mehr da, der die Haftbefehle verhängen kann. Es ist ja Samstag abend, und der Haftrichter wollte nicht länger warten. Der pünktliche Feierabend war ihm wichtiger. Folge: Kein Haftbefehl, keine Festnahme. Die rumänischen Verbrecher mußten wieder freigelassen werden! Kommentar eines der SEK-Männer: ›Mitunter denke ich, die Justiz will uns nicht helfen, sondern behindern.‹ Welch ein bitterer Satz! Aber, meine Damen und Herren, sehen Sie das nicht als einen Einzelfall an! Vor dem Landgericht Dresden steht ein Kerl, der mit einem Baseballschläger zwei harmlose Passanten halb totgeschlagen hat. Nur so, aus Freude am Schlagen. Der Staatsanwalt fordert drei Jahre Gefängnis. Schon da wird es ein wenig lächerlich. Aber nach dem Plädoyer ist Mittagszeit. Der Richter hat Hunger und verkündet: ›Mittagspause!‹ Er geht hinaus und fordert zwei Polizisten an, um den Angeklagten in Verwahrung zu nehmen. Aber es sind im Gericht keine zwei Polizisten vorhanden. Während der Richter gemütlich sein Mittagessen verzehrt, paßt niemand auf den Angeklagten auf. Der nimmt die Gelegenheit wahr, sich von voraussichtlich drei Jahren Knast zu befreien, spaziert seelenruhig aus dem Haus und verschwindet. Urteil in Abwesenheit: Dreieinhalb Jahre Gefängnis. Jetzt ist die Dresdener Polizei auf der Suche nach dem Sitzunwilligen. Wäre das nicht reif für eine Witzsammlung?«
    Reiber blickte wieder zu Wortke hinüber. Der lachte tatsächlich, und zwar so laut, daß viele ihn schockiert anstarrten. Der Polizeipräsident schüttelte den Kopf. Es sah so aus, als wolle er damit ausdrücken: Bei uns unmöglich! In Reibers Gesicht erschien ein leichtes Lächeln. Warte es ab, lieber PP … noch bin ich nicht am Ende.
    »Und noch mal Berlin«, sagte Reiber. »Ein Fall, der eigentlich vor den Staatsanwalt gehört. Landgericht Berlin-Moabit, 11 Uhr, Saal 731. Vor dem Richter steht zitternd eine junge Vietnamesin, angeklagt wegen Diebstahl. Immer und immer wieder fragt der Richter nach den Hintermännern, denn man weiß, daß das Mädchen nur im Auftrag gestohlen hat. Aber die Vietnamesin schweigt und bebt vor Angst. Schließlich stottert sie: ›Zwingen Sie mich bitte nicht, auszusagen. Draußen wartet ein Killer auf mich.‹ Der Richter läßt sofort das ganze Gebäude sperren, die Polizei greift einen Vietnamesen auf, der sich in einer Nische verborgen hielt. In seinem Hosenbund steckt eine Pistole. Pausenlose Verhöre, der Vietnamese gibt auf unter der Zusicherung, daß man ihn beschützt. Nach seinen Aussagen stürmen Spezialfahnder der Ermittlergruppe ›Vietnam‹ eine Wohnung. Auch zwei weitere Verstecke werden ausgehoben. Die SEK-Beamten nehmen neun Vietnamesen fest, sie finden Waffen, Pistolen und zwei russische Kalaschnikows, die begehrten Killer-Maschinenpistolen. Und man stellt fest: Aus diesen MPs stammen die Schüsse, mit denen in einem Berliner Hochhaus sechs Vietnamesen hingerichtet wurden. Fahnder und Staatsanwalt sind sich sicher: Wir haben jetzt die Killerbande! Nach stundenlangem Verhör fährt man dann die mutmaßlichen Mörder zum Termin vor den Haftrichter. Die Polizei trifft auf einen jungen Mann, der noch Richter auf Probe ist, und dieser junge Mann zweifelt an der Täterschaft der Verhafteten. Ihm reichen die Beweise nicht aus! Der Staatsanwalt, der Chefermittler, der Chef des SEK reden auf ihn ein, flehen ihn geradezu an, wiederholen immer wieder: ›Alle haben mit dem Massaker am 10. Mai zu tun!‹ Sie reden in die Luft! Der Richter auf Probe verweigert die Haftbefehle für sechs der Mafiosi wegen mangelnder Begründung. Nur drei bleiben in Haft – wegen illegalen Waffenbesitzes. Die Polizei muß die sechs Gangster freilassen! Auf Protest des

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