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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und ›Super-Miezen‹, die sie befummelt oder sogar gebumst hätten, und nannten ihn einen Krüppelschwanz, weil er so provokativ anständig war und einer Tussi noch nie unter den Rock gefaßt hatte.
    Und dann geschah es einmal, daß Robert in den Isarauen ein Mädchen des Humboldt-Gymnasiums traf. Sie hieß Julia und sonnte sich am Flußufer. Man kannte sich, denn Julia wohnte in Pasing in der Nachbarschaft. Als Robert sich zu ihr setzte, meinte sie, jetzt sei es noch heißer in der Sonne, und streifte ihr Bikini-Oberteil ab. Sie hatte schöne apfelförmige Brüste, und als sie bat, Robert möge sie doch mit Sonnencreme einreiben, und ihm die Cremetube reichte, tat er es auch, aber es berührte ihn nicht besonders. Erst als seine flache Hand über Julias Brustwarzen glitt, er ihr Aufseufzen hörte und das Emporschnellen ihres Unterkörpers wahrnahm, zog er die Finger zurück, als habe er sich verbrannt. Er war aufgesprungen, hatte den Cremerest an seinen Bauch geschmiert und war wortlos gegangen. Aber er hörte noch, was Julia ihm nachrief. Ein Arschloch sei er – oder ob er vielleicht schwul wäre? Das lastete lange auf ihm, und er fand nur Trost am Flügel bei Mozart und Scarlatti.
    Um den Ruf der Unberührtheit abzustreifen, verwandelte Robert vor seinen Schulkameraden und Pfadfinderbrüdern diese Pleite mit Julia in ein sexuelles Vollerlebnis. Begeistert berichtete er von ihren hochstehenden Brustwarzen, ihrem erregt kreisenden Unterleib, ihren ihn umschlingenden Beinen und ihrem Mund, der stöhnend wimmernde Laute ausgestoßen hätte. Er beschrieb das so plastisch, daß auch Zweifler ihm glaubten. Von da an galt Robert als vollwertig im Kreise seiner Mitschüler. Und dadurch lernte er, daß gezielte Lügen die Anpassung fördern.
    Jetzt aber vollzog sich in ihm eine Wandlung. Das Zusammentreffen mit Ulrike Sperling kam einem Deichbruch gleich: Was bisher eingedämmt worden war, floß nun ungehemmt in sein Lebensgefühl ein. Der Wunsch, Ulrike wiederzusehen, belastete sein Herz wie ein Gewicht. Robert hatte ein solches Gefühl noch nie empfunden.
    Es wurde für ihn eine unruhige und kurze Nacht. Ausgezogen im Bett liegend, empfand er den Druck der leichten Daunendecke wie das Anschmiegen von Ulrikes Haut, und als er sich auf die Seite drehte und in einen Wulst der Decke griff, zuckte er zurück, als habe er Ulrikes Brust berührt. So fest und doch weich mußte sie sein wie dieser Daunenhügel, der sich unter Roberts Händen bewegt hatte. Und zum erstenmal gab er einem unwiderstehlichen Drang nach, knüllte die Daunendecke zur Form einer Brust zusammen, küßte sie und vergrub sein Gesicht darin.
    Unter diesem greifbaren Traum schlief er endlich ein.
    Am nächsten Vormittag durchstreifte Robert wieder das Prinzregenten-Stadion. Aber Ulrike Sperling war nicht da. Auch am Tag darauf suchte er sie vergebens, und er war nun fast sicher, daß sie doch einen Beruf mit festen Arbeitszeiten hatte und lediglich einen freien Tag genutzt hatte, um im Stadion zu schwimmen und die Sonne zu genießen. Das war eine bedrückende Erkenntnis, denn sie verringerte die Möglichkeit eines Wiedersehens. Vielleicht am Samstag oder Sonntag, tröstete Robert sich. Das hatte sie sicherlich gemeint, als sie von einem Zufall sprach.
    Am dritten Tag jedoch sah er sie wieder. Sie lag wie neulich auf der Wiese, fast am selben Fleck, trug jetzt einen einfarbig roten, aber ebenso knappen Bikini, und sie schlief nicht, sondern lag, ein zusammengerolltes Badetuch als Stütze unter dem Nacken, und las in einem Taschenbuch. Es war von einem bekannten Bestseller-Autor, den deutsche Literaturkritiker nicht wahrnehmen wollten. Millionenauflagen erzeugen bei elitären Geistern Mißtrauen und Abwehr.
    Robert schlich sich leise an Ulrike heran, beugte sich über sie und sagte: »Sie lesen diese trivialen Ergüsse?«
    Sie schrak zusammen und ließ das Buch in ihren Schoß fallen. Ein fast böser Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. »Ich mag den Autor. Haben Sie schon etwas von ihm gelesen?«
    »Nein.«
    »Aber Sie üben Kritik! Sie sind nicht besser als diese Berufskritiker. Sie selbst rühren solche Bücher nicht an, aber Sie verdammen sie, ohne sie gelesen zu haben. Nur so, weil Ihnen der Schriftsteller nicht paßt.« Sie schien wirklich wütend zu sein, klappte das Buch zu und legte es zur Seite.
    »Ich habe Sie erwartet«, sagte Robert, um seine Ungeschicklichkeit wieder gutzumachen. »An jedem Tag war ich hier.«
    »Sie sollten Ihre Zeit nützlicher

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