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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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sind doch alle wieder da. Honig hat sie Bruggink persönlich gebracht, warum auch immer. Bruggink. Lydias Firma. Der Chauffeur. Nicht dran denken, mir kann nichts passieren. Keine Beweise. Sie brauchen mich. Auf andere Gedanken kommen, Madeleine anrufen, schon mal eine kleine Portion Telefonsex. Mensch, hab ich Hunger! Mensch, hab ich Lust! Ich bin ein alter Mann, aber ich habe das Gefühl, mein Leben beginnt erst JETZT! JETZT! NEU!

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    Endlich! Filliac meldet sich. Hä, was is los? Ach du heilige... Okay, wenn’s halt sein muss. Ganz diskret über Bord gehen lassen, alle drei. Die Situation darf nicht eskalieren, aber ist sie vielleicht schon. Sich irgendetwas einfallen lassen, falsche Fährten legen, Hotelrechnungen bezahlen, Gepäck abholen, damit niemand auf den dummen Gedanken kommt, die Polizei einzuschalten. Muss wie eine normale, leicht überstürzte Abreise aussehen. Details überlegen. Aber beschissen bleibt das, keine Frage.
    Dass einem immer alles vermiest werden muss! Ich brauch jetzt Auslauf. Einfach mal rumtappen und nachdenken, Druck ablassen! Warum mach ich das ei gentlich hier? Warum dieses gefährliche Spiel? Weil ich wenigstens für den erbärmlich kurzen Rest meines Lebens ICH sein möchte und bekommen, was mir zusteht! Seit ich denken kann, bestimmen andere über mich, Frauen zumeist. Wer weiß schon, was es bedeutet, von eine Alleinerziehenden ... eben allein erzogen zu werden! Nachkriegskind! Not! Das einzige, mit dem wir spielen konnten, waren Ausrufezeichen, die gabs umsonst! Wenn Mama arbeitet oder dem abgegangenen Papi in den Armen eines von Abgängen träumenden Liebhabers nachtrauert, bin ich in Omas Obhut, auch so eine Dominanzhaubitze. Mit 15 von einer älteren Frau – steinzeitliche 27! – in die flirrende Welt der warmen wabernden Säfte eingeführt, the hard way, nee, Kopfkino aus, ich darf nicht dran denken – oder doch, nachher auf Madeleine, die der Tee sein könnte, in den ich meinen Keks tauche, um es einmal mit Proust zu sagen.
    Gehen, gehen, denken, denken. Drei Tote mehr, na egal, wo gehobelt wird etc. Meine erste Ehe ein Fiasko, ich 22, sie 21, klingt gut, aber sie besaß den Befehlston einer mittelalterlichen Matrone, neigte auch bedenklich zu Orangenhaut und hatte Angst vor Zangengeburten, so war das, ob mans glaubt oder nicht. Ich studierte Volkswirtschaft und sie die Modezeitschriften. Ich merkte mir Formeln und sie sich die Öffnungszeiten der Boutiquen. Ich buckelte mich langsam nach oben und sie ging aufrechten Ganges durch Konsumistan. Sprich: Mit 25 hatte ICH jede Menge Schulden, eine homöopathische Dosis Sex, schlechten dazu, und immer dieses befehlerische Gebelle!
    Gut, schön, ich bin sie dann losgeworden. Was kann denn ich dafür, wenn sie unbedingt auf der Straße von Nizza nach Monaco fahren muss, rechts 100 Meter Abgrund, und sich nicht um die Bremsflüssigkeit kümmert. Schöne Zeit! Aber viel zu kurz. Ich vergrub mich in die Arbeit und entwickelte mich zum Experten für käufliche Liebe, feine Sache das, Genuss ohne Reue. Geld scheffeln! Geld ausgeben! Beteiligungen, Immobilien, Anteil an undurchsichtigen Geschäften. Und dann Lydia. Mein größter Fehler.
    Sie schaffte in Lola’s Traumschlösschen an, gediegener Schuppen für den Herrn mit Anspruch. Wow, sie hatte es drauf. Wow, sie war nicht billig. Wow, sie hatte sogar ein abgebrochenes BWL-Studium. Ich nahm sie zu Geschäftsessen mit, das hebt ja enorm, wenn du mit deiner Geliebten da aufkreuzt und sie zwischen all die biederen Hausfrauen setzt, die lamettabehängten Mütterchen. Und sie machte das gut. Ich nahm sie mit zu Kongressen, ich verbrachte sogar private Wochenenden mit ihr, ich gewöhnte mich an sie. Leider. Dann wurde sie schwanger. Von mir! Sagte sie. Ich glaubte das. Ich heiratete sie. Scheinschwangerschaft, sogar mit ärztlichem Attest. Na schön, ein Mann in meiner Stellung brauchte eine Ehefrau, repräsentativ, verfügbar, tendenziell zur Produktion und Aufzucht des Nachwuchses bereit, man will den ganzen Schmand, den man angesammelt hat, ja ordentlich weitervererben und nicht dem Staat schenken. Oh mein Gott, was für ein Idiot ich doch war!
    Langsam beruhige ich mich wieder. Die Sache wird reibungslos über die Bühne gehen, die Jungs kennen sich aus mit so was. Es ist längst dunkel, ich gehe ins Hotel und ziehe mich um. Vorher duschen, ich hasse Sex, der mit Schweiß verbunden ist oder überhaupt Muff. Mein Körper mag alt sein und längst aus der Form geraten, eines aber

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