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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Opa oder Bruder oder Onkel sagen sollen. Und lässt sich auch gleich vom Erstbesten was in den Tee kippen, jetzt bildlich gesprochen. Er war also weg und ich sitz in der Küche und denk nach.
    Nee, ich fang ganz anders an. Mit Aldi. Was ja kein Traumjob ist, aber musst heute nehmen, was du kriegst, prekär und so. Dabei hatte ich immer einen Hang zur Gastronomie, wenn nur die unregelmäßigen Arbeitszeiten nicht wären, hab auch eine Zeitlang gekellnert, »Roxy Bar«, bloß wie man da angemacht wurde, also wie ein knackiger Salat – Sie wissen, was ich meine – nur dass mir das Dressing nicht geschmeckt hat, also jetzt nix gegen Männer an sich, aber gegen solche schon sehr viel.
    Ich sitz jetzt also, wie ich schon gesagt hab, in der Küche und denke an diese »Bauernschenke« von den Zwillingen. Jonas irgendwo auf Tour, entweder im Spielsalon oder mit Laura oder mit Laura im Spielsalon, was weiß denn ich. Hoffentlich stellen die nix an, als Großmutter wäre ich doch entschieden zu jung, meinen Sie nicht?
    Weißt du was, Hermine, sag ich zu mir, mach dich schick und gönn dir mal einen netten Abend in dieser Kneipe. Vielleicht fällt dir ja was auf und mindestens siehst diese Zwillinge, die beim Lothar nackt mit ner Dritten im Album posiert haben. Was zieh ich an? Nix Auffälliges. Das hübsche braune Kostüm, da passen auch die Stiefel dazu und ne dicke Strumpfi drunter, sieht scheiße aus, aber frag mal meine Eierstöcke, was die grad von den Temperaturen halten. So, noch ein bisschen Rouge und fertig ist die Frau von Welt. Wollte ja nicht auf Männerjagd gehen, die könnten bei mir das ganze Jahr Schonzeit haben, is doch wahr. Hab den Herrn Klein und so übel ist der gar nicht, wenn er einem nicht jeden Tag übern Weg läuft.
    Draußen hat es geschneit, den ganzen Tag schon (ich hab jetzt zweimal kurz hinternander »Tag« geschrieben, aber mein Deutschlehrer ist voriges Jahr gestorben, der liest das hier nicht mehr mit). Ich hab an Moritz denken müssen, den ganzen langen Weg, so ein ungutes Gefühl, wissen Sie, nix Spezielles, aber mir ist richtig frostig geworden innendrin und das lag nicht nur am Wetter.
    So, ich muss jetzt aufhören für heute, ja? Eine Seite nur. Da erspar ich mir, Ihnen den Weg zu schildern, also wie ich da zur »Bauernschenke« hinkomm, mit dem Bus und Stück zu Fuß und natürlich so ein notgeiler Arsch im Bus, nee, das müssen Sie jetzt nicht wissen, also bis morgen dann.

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    Diese »Bauernschenke«, ok ich will ja nix sagen. Gutbürgerlich, um mal meine Eltern zu zitieren, und das bedeutet Leberknödel mit Kraut, Heino aus dem Plattenspieler, pupsende Männer und langsam vor sich hin sterbende Rentner. Und drei von denen saßen auch am Stammtisch und gleich »hallo, schöne Frau!«, »je später der Abend desto dicker die Titten«, aber mit Alten kann ich ganz gut und erst mal zugezwinkert, bis der Notarzt kommt.
    Ne Alte mit Pelz saß auch noch da rum, so ne Eierligöre. Eine von den beiden Zwillingen ist gleich mit der Speisekarte angerückt, ich hab mir nen Strammen Max und ein Pils gegönnt, Sie hätten mal die Rentner von wegen Strammer Max hören sollen, nischt wie Sodom und Gomulka.
    Hübsch, die Kleine. Wie Heike Makatsch soll die aussehen? Merkt man mal wieder, mit welchen Körperteilen Männer denken. Sie war bisschen streng im Gesicht für meinen Geschmack, erinnerte mich an Grete Hübner, ne Ex-Abteilungsleiterin beim Karstadt, wo ich auch mal war, in guten Zeiten. Bei der hat man nach der Pensionierung Bilder von kleinen Jungs auf dem Rechner gefunden, ich meine, das hat jetzt nix mit den Zwillingen zu tun, aber nur mal so zu den Abgründen der Menschheit, wenn wir schon in einem Krimi sind.
    Die Wirtin kommt und räumt den Teller weg, ja, hat prima geschmeckt, und da kommt die andere, die Zwillingsschwester mit nem Tablett Pils für die Rentner, sieht genau gleich aus, hat dasselbe an wie ihr Spiegelbild, bis auf die Schuhe, die sind bei der einen braun, bei der anderen dunkelbeige, auch so was, das Männer nicht unterscheiden können. Ich bestelle noch ein Pils und vom Rentnertisch wird mir zugeprostet – Mist, jetzt schreib ich in der Gegenwart, aber find ich grad irgendwie spannender, oder?
    »Wollen se nicht an unsern Tisch komm’, Fräulein?«, fordert mich der kahlste der Alten auf, »so alleine soll ne schöne Frau nicht sein.« Ok, denk ich, tust denen den Gefallen, bevor sie in den Pflegenotstand abzischen, war doch vor kurzem erst wieder im

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