Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)
mir sogleich die Antwort: „Das heißt, er braucht einen neuen Chauffeur.“ „Heiß“, sagte Laura und sah zu Borsig, sie war wirklich ein Kind mit rascher Auffassungsgabe. Wir folgten ihrem Blick, bis auf Borsig versteht sich, dem langsam etwas schwante.
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Hurra, wir hatten einen Plan. Wieder daheim, warf ich sofort den Laptop an, öffnete die Textverarbeitung – ein Wort, das ich nie ganz durchschaut hatte, denn Textverarbeitung hatten wir früher ganz einfach Lesen genannt – und hielt fest, was die Detektivrunde bei den abendlichen Spaghettis mit Tomatensoße (bei Aldi im Angebot und ein sehr guter Grund, Italien nicht mehr zu bereisen) beschlossen hatte.
Borsig war voll erwischt und dazu verdonnert worden, sich bei Bruggink gleich morgen als Chauffeur zu bewerben, Ausreden zwecklos. „Ich habe doch keinerlei Referenzen!“, so jammerte die arme Sau und wurde von Oxana im Gegenzug argumentativ erledigt. „Kein Problem, mein Kleiner, ich kenne einen Grafen Wildbach, bei dem ich mal geputzt habe, der schuldet mir noch einen Gefallen und wird dir gerne ein prächtiges Zeugnis ausstellen.“ Warum Herr Graf Oxana noch eine Gefälligkeit schuldig war, wollte ich mir lieber nicht ausmalen.
Hermine hatte sich vorgenommen, den Wirtsschwestern Helga und Monika von Frau zu Frauen auf die Pelle zu rücken. „Ich hab schließlich Führungsqualitäten“, prahlte nicht ohne Grund die Herrscherin über die Registrierkasse, „den beiden Mädels blase ich dermaßen den Marsch, die erzählen mir alles.“ Hoffentlich auch die Wahrheit, fügte ich in Gedanken hinzu. Das Juniorenteam Laura und Jonas wurde beauftragt, Brugginks Tochter informationstechnisch zu erschließen, wie Jonas altklug versprach. Verfügte man doch über beste Kontakte auch ins gutbürgerliche Zockermilieu, da mochte die Tante geschätzte 18 und somit steinalt sein, man würde sie schon – Zitat Jonas – „durchleuchten wie Heidi Klum auf dem Flughafen.“ Das sei heiß, fügte Laura an.
„Ich schaue, dass ich an Sonja rankomm.“ Oxana wirkte angriffslustig, Marxer tat mir beinahe leid. „Wie lange will der sie überhaupt noch festhalten? Außerdem muss er morgen zu seinem Verleger nach München fliegen. Also.“
Und ich? Mir ließen die Gebhardts keine Ruhe, ich wollte es über Honig versuchen, mehr zu erfahren, denn der Liebhaber der Chefin machte einen angeschlagenen Eindruck, ein Boxer kurz vor dem KO. So trennten wir uns nach der Mahlzeit, ich tippte alles fein sauber in den Laptop, speicherte sogar ab und verschickte das Dokument als „to do – list“ an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Hauses. Sogar Borsig, der ein wenig niedergeschlagen wirkte, hatte sich als stolzer Besitzer eines Computers und einer Emailadresse geoutet.
Bei Facebook waren zwei neue Freunde hinzugekommen, ein mir dem Namen nach flüchtig bekannter Ludwig Würselen, den ich unter den zahllosen Zechkumpanen meiner Vergangenheit vermutete, sowie ein Regis de la Croix, unverkennbar Franzose. Nun kenne ich keine Franzosen, was mich nicht weiter stört. Dass ich keine Französinnen kenne, ist viel schlimmer und wäre der erste Punkt auf einer erotischen to do – list. Ich rief das Profil des Mannes auf, es zeigte kein Bild und war auch sonst wenig ergiebig. Er hatte ganze fünf Freunde, musste folglich ein äußerst einsamer Mensch sein oder sich gerade erst bei Facebook akkreditiert haben. Beides war merkwürdig und ließ mich St. Malo assoziieren.
Ich hatte keine Ahnung gehabt, wo Herr Honig wohnte, Borsig jedoch wusste es. „Regitz und ich haben den mal heimgefahren, als wir dort gearbeitet haben, sein Auto war in der Werkstatt oder was. Karl-von-Gmünd-Straße, die Nummer weiß ich nicht mehr, ist aber das höchste Gebäude dort, so grün oder blau oder rot angestrichen.“
Es war Tagesschau-Zeit. Ich verzichtete auf den heutigen Eimer bad news, erfrischte mich und machte mich tatendurstig auf zu Honig, seine Wohnung lag nicht weit entfernt von der meinen, in fünfzehn Minuten zu Fuß gut zu erreichen.
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Ich bin kein Freund roher Gewalt, es sei denn, das Zielobjekt meiner Faust ist kleiner, ängstlicher und schwächer als ich. Nein, Scherz. Meine Waffen sind andere. Wenn mir einer blöd kommt und ich merke, wie in meinem Gegenüber die archaischen Gene die Oberhand gewinnen, dieses steinzeitlich Rohe, dieser nach Blut heischende Rausch, wie ihn berstende Hirnschalen oder geknickte Glieder verursachen, dann lege ich meine
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