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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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eine, die den Kopf gesenkt gehalten hatte, diesen ruckartig an, wandte ihn mir zu, in den Augen lag jenes Blitzen, dem unweigerlich eine schlimme Tat folgt. Und sie folgte. Ich sah am unteren Rand meines Sichtfeldes etwas schnell sich Bewegendes, das gnadenlos meinen Solar Plexus ansteuerte, diesen auch punktgenau traf und mein Bewusstsein zwang, eine kleine Auszeit zu nehmen. Es fügte sich und alles um mich herum wurde dunkel.
    Willkommen im Club. Ein Firmenschild macht bekanntlich noch keinen Detektiv, eine Autoverfolgung ebenso wenig, ein paar lauwarme Gedanken zu möglichen Tathergängen schon gleich gar nicht. Wer ein richtiger Privatdetektiv sein will, der muss wenigstens einmal in seinem Berufsleben anständig Prügel bezogen haben und ins Reich der abgeschalteten Sinne befördert worden sein, ein Philip Marlowe hat das Tag für Tag erlebt, ausgeknockt werden und dann irgendwann auf nassem Straßenpflaster wieder aufwachen. Ich erwachte bei klassischen Klängen, Mozart oder so was. Aber, na ja, immerhin war ich von einer Frau k.o. geschlagen worden, da musste auch die Aufwachphase etwas Besonderes sein.
    Man würde jetzt die Augen öffnen müssen, ganz eindeutig. Ich vergewisserte mich zuerst, dass ich weder gefesselt noch geknebelt war, auf weichem Untergrund ruhte und sich etwas im Zimmer hin und her bewegte. Also tat ich das auch auf meinem Bett und stöhnte kurz dazu, die Augen immer noch geschlossen. „Aha“, sagte eine männliche Stimme. Um den dazugehörigen Mann zu erkennen, musste ich die Augen öffnen, also tat ich es. Der Körper war gut 60jährig, gedrungen, aber durchaus muskulös, das Gesicht ein Durchschnittsgesicht, Hausmeistergesicht, fiel mir ein, wofür auch die klassische Musik und der graue Kittel sprachen, in dem Hausmeister bekanntlich schon geboren werden.
    „Wo bin ich?“ fragte ich rhetorisch, denn ich konnte mir denken, wo ich war. „Bei mir“, antwortete der Mann wenig ergiebig, „ich bin der Hausmeister hier, Udo Raffke, und wer sind Sie?“ Ich stellte mich vor und hob den Kopf. Der tat weh, so weh wie eine Beule nur tun kann. Etwas spannte auf der Kopfhaut, ein Pflaster, wie ich vorsichtig ertastete. „Haben sich wohl beim Hinfallen den Detz auf den Asphalt gehauen, kommt vor. Ist aber harmlos. Was war los? Streit gehabt? Wieder eine von diesen Jugendbanden, die ältere Leute um Geld und Handys erleichtern? Wir leben in einer scheiß Zeit.“
    Ich wollte ihm nicht widersprechen. Aber konnte ich dem Manne offenbaren, dass mich eine nuttig gekleidete Frau umgehauen hatte? Plötzlich sah ich sie wieder vor mir, sie mit den blitzenden Augen und ihre Freundin, die mir so bekannt vorgekommen war. Ich musste eine leichte Gehirnerschütterung haben, denn auf einmal konnte ich klar denken. Ja, sie war mir bekannt vorgekommen. Sehr bekannt.
     
     
    120
    Mein Kopf schmerzte und meine Körpermitte hatte sich vorläufig und grußlos von mir verabschiedet. Ich setzte mich auf, stöhnte obligatorisch, Hausmeister Raffke sah mir interessiert zu und riet: „Zum Kotzen bitte ins Bad und nicht auf die Schlafcouch, wenn’s keine Umstände macht.“ Es würde welche machen, das ahnte ich, nickte aber tapfer.
    Die Hausmeisterwohnung bestand aus Wohnküche, Schlafraum und Bad, wie mir ihr Nutznießer erzählte. Raffke lebte hier mietfrei gegen handwerkliche Dienste, ein Frührentner mit lädierten Gelenken. All das berichtete er in gleichmäßigem Tondurchfall, während ich meine Mitte suchte, damit die Beine nicht so sehr in der Luft hingen. Raffke hatte mich beim Hinausrollen der Mülltonnen bewusstlos auf dem Gehweg vor dem Haus gefunden, dankenswerterweise nicht ent-, sondern versorgt und zu diesem Zweck in sein Reich geschleppt. „Gottlob waren sie einigermaßen ansprechbar und auf den Beinen, sonst hätt ich Sie bei Ihrem Gewicht und meinen kaputten Gelenken nicht gepackt. Auf der Couch sind Sie aber gleich wieder ohnmächtig geworden.“
    Es tat gut, auf einer angenehm weichen Unterlage neue Kräfte zu sammeln und Raffke zuzuhören. Er hatte, das war mir klar, zu seiner Lebensgeschichte angesetzt, sie bächelte friedlich und ereignislos durch langweilige Landschaft, ein zwangsbegradigtes Rinnsal auf flurbereinigtem Terrain, ein Leben also, wie es dem Romanautor schnuppe ist und nicht einmal für die Produzenten von Unterschichtenfernsehen wirklich interessant.
    Derweil es sich in meinem noch immer leicht wattierten Gehirn böse gedankenschlängelte. Das Mädchen, dessen Gesicht mir

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