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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Banlieues war schließlich das Thema „Paris – Welthauptstadt der Liebe“ sehr schnell und unbequem im Auto abgehakt worden, bevor man sich wie die frühen Pioniere der amerikanischen Nation westwärts orientierte, um noch vor Einbruch der Nacht die schöne Stadt an der bretonischen Küste zu erreichen.
    St. Malo, erzählte Anja mit tränenerstickter Stimme, habe sie imposant empfangen. Schöne Altstadt mit einer großen Mauer drumherum, kaum Tourismus und keine in den großen Sommerferien lärmenden und kotzenden Franzosen, schließlich war es Weihnachtszeit und für einen Sonnenbrand musste man ins Solarium gehen. Ein Hotelzimmer war schnell gefunden, winzig und preiswert (also von wegen kleines Ferienhäuschen dort), das dazugehörige Restaurant winzig und sauteuer, aber eben französisch, das heißt die Portionen winzig und gut. Überhaupt ein romantischer Abend mit Spaziergang am Strand, Blick aufs Meer und vorgelagerte Inseln, das Spiel der Gezeiten – St. Malo sei da quasi führend, riesiger Abstand zwischen Ebbe und Flut – und zum Beschluss der schönen Stunden ein paar hauchdünne Crêpes mit diversen Aufstrichen in einem Lokal, das logischerweise Creperie genannt wurde. Kein Geschlechtsverkehr; dazu waren die Betten zu weich (Regitz hatte Probleme mit der Bandscheibe) und außerdem das Programm für den nächsten Tag zu anstrengend, wie Anja hier zum ersten Male erfuhr, ohne allerdings Näheres dazu.
    Zum Frühstück ging man in ein zünftiges Café und vertilgte – hier kicherte Borsig bei der Aufzählung heimtückisch – mehrere Schokocroissants, Baguettes mit Marmelade sowie etwas, das als „Tarte“ verkauft wurde, auch so eine Art Kuchen war, aber keine „Torte“, wie es sprachlich irgendwie nahe liegen würde. Dann verabschiedete sich Regitz von seiner Begleiterin, um, wie er ihr unscharf mitteilte, „mal ein bisschen Kohle zu machen, das hier bezahlt ja nicht Sarkozy aus seiner schwarzen Kasse, Schätzchen“. Während Anja die Stadt erkundete, am Meer abhing, Mittags irgendwelche belegten Brötchen aß, abermals die Stadt erkundete, am Meer abhing, am Abend schließlich in ihre Portion Muscheln mit Pommes heulte, war Regitz wie vom Erdboden verschwunden. Er tauchte erst spät, gegen 22 Uhr in der gemeinsamen Herberge auf, sehr schlecht gelaunt, noch wortkarger als sonst in den letzten Tagen, haute sich umgehend in die Falle und schlief ein. Am nächsten Tag wiederholte sich das Spielchen, nur dass Regitz bereits gegen halb zehn im Hotel auftauchte, nicht ganz so schlecht gelaunt war, aber wiederum sofort aufs Bett und in den Schlaf sackte, ohne einen Gutenachtkuss, wie Anja herausheulte.
    „Und wie ist es der Schönen am dritten Tag ergangen?“ Ich antwortete auf Borsigs dumme Frage nicht, nickte nur. „Genau“, sagte er, „aber diesmal hatte Anja die Schnauze voll. Sie vermutete irgendein erotisches Fremdgehen, wie man das an der Uni nennt, und ist ihm nachgegangen. Schlecht für Anja, gut für uns.“
     
     
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    Nein, ich weigere mich, die Frauen verstehen zu wollen. Und verstehe jede Frau, der das mit Männern genauso geht. Schickt mir einen achtfüßigen Bewohner aus dem Beteigeuze-Nebel, ich werde ihn nach wenigen Stunden durchschaut haben, schickt mir eine x-beliebige Frau und sie bleibt mir nach fünfzig Jahren Ehe ein Buch mit sieben Siegeln. Aber Anja, die liebenstolle Studentin, die sich in ein männliches Ungetüm wie Regitz verliebt hatte, toppte alles. Eine irrwitzige Vorstellung, wie sie dem Alten durch den bretonischen Morgen nachschlich, um ihn beim Rendezvous mit einer anderen zu ertappen.
    „Regitz“, erzählte Borsig weiter, „hat die ummauerte Altstadt verlassen, ist zum Bahnhof, hat dort gewartet. Anja in sicherer Entfernung hinter einer Plakatwand oder was weiß ich. Gegen zehn hält ein Auto und Regitz steigt ein. Anja, reaktionsschnell, Studentin halt, springt ins nächste Taxi und – sie kann ja Französisch, haha – gibt dem Fahrer Anweisung, dem Wagen zu folgen. Sie landen in einer ziemlich unattraktiven Ecke von St. Malo, Mietskasernen und bisschen Industrie, wie bei uns halt auch. Es ist übrigens Kaffeezeit, nur mal unter uns, oder steht dir der Sinn nach warmem Mittagessen?“
    Mir stand der Sinn nach einer prächtigen Tracht Prügel für den weitschweifigen, zeitschindenden Erzähler Borsig – aber da hätte ich konsequenterweise das Gros der deutschen Krimiautoren mithauen müssen - , um ihn aber nicht gänzlich störrisch werden zu lassen,

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