Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
Vom Netzwerk:
Besitzer gleich mit.“ „Das hängt er auf, weil er den Pinscher der Nachbarin hasst“, erklärte Oxana, „ein verrückter Dichter eben.“
    Ich bat sie, noch einmal „verrückter Dichter“ zu sagen, sie versetzte mir einen Klaps auf den Bizeps und wiederholte artig. „Bis bald“, wollte sie sich verabschieden, ich bestand aber auf „au revoir“.
    Bevor sich das Lehrmädchen nach meinen Wünschen erkundigen konnte, rumpelte Lüdemann aus dem Hinterzimmer und erschrak. Wies seine Helferin an, mal „die Visitenkarten rüber zum Metzger“ zu bringen, legte sein Gesicht in heiter-fidele Fältchen und sagte „Na, altes Haus“, was ich überhaupt nicht mag. „Wusstest du, dass auch Scherzkekse krümeln, wenn man ihnen voll auf den Teig haut?“ Lüdemann wusste es nicht und lächelte gequält. „Du bist doch sonst nicht so nachtragend. Bleib locker.“ Es klang nicht so, als sei er selbst gerade besonders locker. Ich dachte nach. Oxana bei Lüdemann. Zufall? Wahrscheinlich. Und wenn nicht? Hatte mich das Detektivspielen schon so verdorben, dass ich hinter jeder Alltäglichkeit eine Intrige vermutete? Anzunehmen.
    „Pass auf“, sagte ich, „ich bräuchte heute Abend deinen Wagen. Park ihn die Querstraße weiter vor dem Obstladen, wirf die Schlüssel in meinen Briefkasten, morgen früh findest du sie in deinem Briefkasten wieder und das Auto vor der Ladentür. Ok?“
    „Aber das...“ Ich winkte ab. „Sonst erfährt deine Frau das mit dem Lehrmädchen und dir. Ich kann auch ein fürchterlicher Scherzkeks sein.“
    Lüdemann erbleichte. Meine ins Blaue gesprochene Drohung hatte ins Schwarze getroffen. Er bestätigte unsere Übereinkunft mit einem von Herzen kommenden „Arschloch“.
     
     
    56
    Zuhause machte ich es mir gemütlich und schaltete zum Abschalten den Fernseher an. Sofort klingelte das Telefon, obwohl es keinen Zusammenhang geben konnte. Oder doch? Ja, wenn ich inzwischen paranoid geworden sein sollte, was ich aber nicht wusste, wenn ich tatsächlich paranoid geworden war. Vielleicht klingelte das Telefon auch gar nicht, das entsprechende Geräusch war eine Zwangsvorstellung oder wie immer man das nennt, genauso unwirklich wie der Bildertsunami auf der Mattscheibe.
    Keine nachmittäglichen Talkshows mehr, auf jedem Kanal wurde man eingeseift. Ich vermisste den Mist, so wie einem nach der Genesung die Krankheit fehlt, was wiederum nicht gesund sein kann. Das Telefon läutete weiter, das kannte ich ja inzwischen. Nähme ich jetzt den Hörer ab, kein Mensch würde sich melden. Also nahm ich ab und bekam ein herminologisches „Pennst du oder was ist los?“ verpasst.
    „Nein, antwortete ich, „war gerade am Nachdenken.“ „Ha“, machte Hermine, „nach Denken kommt bei dir lange gar nichts mehr, also hör zu.“ Konnte es sein, dass sie ein wenig gereizt war? Jedenfalls hörte ich zu.
    Sie habe ihre Arbeitskollegin, eine gewisse Konstanze, zu der Lothar-Sache befragt, „du weißt hoffentlich, wer gemeint ist.“ Ich hing noch dem Namen Konstanze nach und sah dabei Mozart über den Bodensee reiten, nickte ebenso tapfer wie unsinnigerweise, handelte mir ein „Sag mal, hast Maulsperre oder wie?“ ein, leugnete diese Unterstellung mit einem akzentuierten „Nö!“ und bat um weitere Details.
    „Ja also. Wie ich vermutet hab, der hat die angebaggert und sie sich anbaggern lassen, die is jetzt nicht so also dass die mit jedem aber doch fast. Aber nur einmal, sagt sie, dann war ihr der Typ nicht mehr koscher, der hatte ein Album mit seinen Eroberungen drin, also stell dir mal vor, alle nackig! Wollte auch die Konstanze knipsen, nee hat sie gesagt, angeblich, glaub der kein Wort, aber egal, jedenfalls: Im Bett nur Mittelmaß, wenn man beide Augen zudrückt, sagt Konstanze, und das sollte sie eigentlich beurteilen können. Sie hat sich das Album also angeguckt und jetzt rate mal.“
    Ich wollte nicht raten, ich konnte nicht raten. Ich schwieg und das hätte ich nicht tun sollen. „Bist du nicht allein?“ Es klang wie eine Kriegserklärung, „DOCH!“ schrie ich in Großbuchstaben in den Hörer, „so so“, gab sich Hermine nur oberflächlich zufrieden. Und fuhr fort: „Ok dann sag ich’s dir. Sie hat ein Bild mit drei Frauen gesehen, alle natürlich nackt, und zwei davon sahen aus wie --- eineiige Zwillinge!“
    Die schönen Wirtinnen. „Und die dritte?“ „Die dritte? Woher soll ICH das denn wissen! Auch ne Hübsche, sagt Konstanze, aber die hält sich selbst für hübsch und jetzt

Weitere Kostenlose Bücher