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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausgestreckte Hand. Staunend hielt Paddie das Geldstück gegen einen eindringenden Sonnenstrahl und drehte es mehrmals herum. Auf der einen Seite war der Kopf eines bärtigen Mannes abgebildet und auf der anderen Seite seltsame, in sich verschlungenen Linien und Symbole.
     »Das ist eine Münze von den Sarazenen, reinstes Silber«, erklärte Witka.
     »Und, was kann man damit machen?«, fragte Paddie freudestrahlend.
     So einen riesigen Schatz hatte er noch niemals in den Händen gehalten, geschweige denn besessen. Ob das der kaiserliche Lohn für seine Waffenhilfe war?
     Als ob Witka die Gedanken seines Bruders erraten hatte, begann er zu erklären.
     »Ich habe das Silber einem besiegten Feind abgenommen.«
     Paddie zog die Stirn in Falten und machte ein finsteres Gesicht. Witka lachte leise.
     »Keine Angst, kleiner Bruder, ich habe es ihm nicht gestohlen.«
     Paddies Gesicht hellte sich etwas auf, aber ein skeptischer Blick blieb trotzdem noch.
     »Ich nahm das Silber als Wiedergutmachung für dies hier.«
     Witka schlug die Decke beiseite und entblößte sein rechtes Bein. Paddie riss erschrocken seine Augen auf, als er die fürchterliche Wunde am Oberschenkel seines Bruders erblickte.
     »Um den Heimweg überhaupt schaffen zu können, hatte mir ein Medikus das offene Fleisch mit gewachstem Faden zusammengenäht. Unser Krieve meinte aber nun, dass so eine tiefe Wunde von innen nach außen verheilen muss. Er hat das verwachsene Fleisch wieder aufgeschnitten und jede Menge fauliges Wasser ablaufen lassen. Dabei fand er auch noch einen großen Knochensplitter, sodass die Wunde einfach nicht richtig heilen konnte. Nun ist mein Bein nicht mehr so geschwollen und ich habe kaum noch Schmerzen.«
     Erleichtert stieß Paddie die vor Schreck angehaltene Luft zwischen den Zähnen hervor. Sicherlich, er hatte nach dem furchtbaren Kampfe im vergangenen Jahr die schrecklichsten Wunden und Verstümmelungen gesehen, die man sich überhaupt vorstellen konnte, aber er konnte sich nie daran gewöhnen.
     »Nun zu der Münze«, wechselte Witka das Thema, »also, was sie im Lande der Sarazenen wert ist, das kann ich dir nicht sagen. Aber in Calabrien und auch in den anderen südlichen Ländern könntest du dir eine ganze Menge dafür kaufen. Auf jedem Marktplatze könntest du diese Münze zum Beispiel gegen ein fettes Schwein eintauschen oder dich von Kopf bis Fuße einmal komplett neu einkleiden.«
     »Und ein Schwert?«
     Witka lachte leise.
     »Nun, für ein wirklich gut geschmiedetes Schwert, da müsstet du wohl schon eine kleine Handvoll von diesen Silbermünzen hinlegen.«
     »Schade«, seufzte Paddie und steckte sich das Geldstück in seine Gürteltasche. Er war wohl doch nicht so reich, wie er anfangs geglaubt hatte, aber immerhin, ein Anfang war gemacht.
     »Willst du mal ein richtig gutes Schwert sehen?«, fragte Witka mit etwas Stolz in der Stimme und gab seiner Mutter ein Zeichen.
     Fast widerwillig bückte sich die betagte Frau und zog mit spitzen Fingern einen breiten Leibgurt unter Witkas Krankenlager hervor. Und an diesem Leibgut hing wohl die seltsamste Schwertscheide, die Paddie jemals gesehen hatte. Sie war krumm.
     »Was ist denn das?«, rief er erstaunt.
     »Das, mein lieber Bruder, das ist das Schwert, das mir fast das Bein abtrennte.«
     Mit bedächtigen Bewegungen zog Witka die gebogene Klinge aus ihrem Behältnis, drehte sie vorsichtig um und reichte sie, mit dem Griff voran, seinem Bruder.
     »Sieh dich aber vor, die Klinge ist sehr scharf. Viel schärfer als alles, was du bisher kennengelernt hast. Damit kannst du dir deine Wimpern von den Lidern schlagen, ohne dass sie dabei ein einziges Mal zucken würden.«
     Na ja, im Flunkern ähnelten sich die Brüder zumindest noch genauso wie früher. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen schloss Paddie seine Finger um das kunstvoll gearbeitete Heft, dessen Knauf ein silberner Habichtskopf bildete.
     Prüfend wog Paddie die fremdartige Waffe am ausgestreckten Arm. Erstaunlich, wie verhältnismäßig leicht sie doch war und wie gut sie in der Hand lag. Mit den ihm bekannten Schwertern wäre das nie gelungen, denn die waren allesamt viel zu schwer für solch eine Übung. Vorsichtig prüfte Paddie mit dem Daumen die Klinge und staunte. Dieses krumme Ding war in der Tat noch um vieles schärfer als sein kleines Hirtenmesser.
     »Damaszenerstahl«, erklärte Witka, »der beste Stahl, den es auf der ganzen Welt gibt.«
     »Dama …,

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