Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
was?«
     Der große Bruder lachte laut auf.
     »Damaszenerstahl! Soll nach einer prächtigen orientalischen Stadt benannt worden sein, die Damaskus heißt.«
     »Hm, hab ich noch nie was von gehört. Aber warum nur ist die Schneide so krumm?«
     Witka dachte nach.
     »Also, wenn ich es mir so recht überlege, so genau kann ich dir das auch nicht sagen. Aber du musst wissen, bei den Sarazenen ist alles krumm: Die Schwerter, die Messer und sogar auf ihren Schilden tragen sie eine Mondsichel. Wer weiß, vielleicht beten sie ja den Mond an?«
     »Den Mond?«
     »Ja, warum denn nicht? Der Mond verfügt über so ungeheure Kräfte, dass sie kaum ein Sterblicher je ermessen kann. Und letztendlich ist es doch fast egal, welche Götter man um Beistand bittet. Und dass die Götter der Sarazenen so schwach nicht sein können, das siehst du am besten an den fürchterlichen Schlachten, in denen die meisten tapferen Söhne unseres Volkes einfach dahingemetzelt wurden.«
     Mit gemischten Gefühlen steckte Paddie das Schwert in die Scheide und gab es seinem Bruder zurück.
     »Und der Kaiser mit seinen vielen gepanzerten Reitern? Hat der euch denn wenigstens angemessen für eure Waffenhilfe entlohnt?«
     Witka drehte den Kopf etwas zur Seite und spie auf den Boden.
     »Der Kaiser?«, lachte er rau. »Einen feuchten Dreck hat er getan. Nicht den kleinsten Kupferheller hat er herausgerückt. Im Gegenteil!«
     Paddie schwieg entsetzt, während aus Witkas Gesicht jede Freundlichkeit entwich.
     »Erzähle uns, was geschehen ist.«
     Von Paddie unbemerkt waren Milosc von Morcze und Wolzek, der neue Krieve, herangetreten und standen nun neugierig lauschend am Fußende um Witkas Lager. Nach einem kurzen Begrüßungszeremoniell richtete sich Witka etwas auf und lehnte seinen Rücken bequem an die Holzwand des großen Hauses. Er holte tief Luft, räusperte sich laut und begann mit ernster Stimme zu berichten: »Als wir uns mit dem gewaltigen Kaiserheer vereinigten, da waren wir noch voller Freude und Zuversicht. Wir waren eintausend an der Zahl, mit den besten Pferden und Waffen ausgestattet, die unser stolzes Volk zu bieten vermochte. Damals glaubten wir noch, dass wir wie ebenbürtige Verbündete in das Heer der Deutschen aufgenommen werden.
     Eintausend waren wir, angeführt von Mstislaw, einem der edelsten Fürstensöhne unseres Volkes. Wie ihr ja sicher wisst, gab der Markgraf Dietrich unserem Fürsten das Versprechen, dass er nach dem Kampfe die Nichte vom Herzog Bernhard zum Weibe bekommen soll. Und aus der Verbindung dieser beiden großen Fürstenhäuser soll dann ein langer Frieden für unser Land entstehen.«
     Witka holte tief Luft und seine Stirn legte sich in Falten.
     »Nun denn, als Fürst Mstislaw den Kaiser bei unserer Ankunft daraufhin ansprach, tat dieser, als ob er davon gar nichts so recht wüsste. Und überhaupt: Otto verhielt sich ganz anders, als wir es von ihm erwartet hatten. Er behandelte uns nicht als gleichberechtigte Freunde und Waffengefährten, ganz im Gegenteil. Niemals durften wir mit seinem Heer gemeinsam lagern oder reiten. Zu keiner Zeit durften wir auch nur in die Nähe seiner Feuer- und Kochstellen kommen, um uns zu wärmen und zu stärken. Seit der ersten Nacht mussten wir in gebührendem Abstand unser eigenes Lager aufbauen und uns auch selbst versorgen. Otto behandelte uns, als ob wir voller Krankheiten und Geschwüre wären. Oh ja, der Kaiser wusste wohl genau, dass er auf unsere Hilfe nicht verzichten konnte, aber seine Freundschaft, die hat er uns nie angeboten. Er hat uns geduldet, sozusagen als notwendiges Übel. Mehr waren wir ihm nicht wert.«
     Witka legte abermals eine kleine Pause ein und gab seinen Zuhörern somit etwas Zeit, seinen bösen Vorwurf erst einmal zu verdauen. Während seine Gedanken zu den schrecklichsten Erlebnissen hinüberglitten, drückten seine Gesichtszüge eine Mischung aus Wut und bitterste Enttäuschung aus.
     »Und was geschah während der Schlacht gegen die Fremden?«, konnte Paddie seine Neugierde nicht mehr länger im Zaume halten.
     Witka lachte kurz auf, wurde aber sogleich wieder übergangslos ernst.
     »Welche Schlacht meinst du, kleiner Bruder? Es gab deren Ungezählte! Der Kampf gegen die Sarazenen zog sich über viele lange Wochen dahin.
     Immer wieder schickte uns der Kaiser in das blutigste Gemetzel, was du dir nur vorstellen kannst: gespaltene Schädel, abgeschlagene Arme und Beine, aufgeschlitzte Bäuche, herausdrängendes Gedärm,

Weitere Kostenlose Bücher