Die Ehre der Slawen
… doch, natürlich!«
»Na siehst du. Ich gebe dir noch Bescheid, über das Wann und Wo. Einverstanden?«
Paddie konnte gar nicht anders als heftig mit dem Kopf zu nicken.
Gleich darauf machte Kosi auf dem Absatz kehrt und winkte den Jungs noch einmal zu.
»Ich muss jetzt wieder meiner Mutter helfen. Wir sehen uns heute Abend.«
Mit flinken Schritten lief sie in Richtung Brücke davon und war gleich darauf aus den Augen der Freunde entschwunden.
»Mann, Paddie, hast du aber ein Glück«, freute sich Rapak für seinen Freund und versetzte ihm einen derben Schlag auf die Schulter.
Bikus hingegen hielt den Kopf etwas schräg gelegt und dachte angestrengt und voller Unverständnis über das soeben Gehörte nach.
»Willst du dich wirklich allein mit ihr treffen?«, fragte er zweifelnd.
Paddie strahlte inzwischen wie ein Honigkuchen und bejahte eifrig.
»Na, dann pass bloß auf, dass sie keine Schere dabeihat!«, warnte Bikus sachkundig und fuhr sich unwillkürlich durch die Haare.
Augenblicklich brachen Rapak und Paddie in ein brüllendes Gelächter aus und wälzten sich, den Bauch haltend, über den Boden. Etwas hilflos zuckte Bikus mit den Schultern. Er hatte doch nichts Falsches gesagt, oder? Etwas beleidigt drehte er sich demonstrativ um, griff erneut nach dem Weinschlauch und genehmigte sich abermals einen tiefen Schluck. Anschließend wischte er sich ausgiebig mit dem Hemdsärmel über den Mund und widmete seine volle Aufmerksamkeit wieder der kleinen feisten Jantar, die ihm gelegentlich verstohlene Blicke zuwarf.
Paddies Trübsal war wie weggeblasen. Seine plötzliche gute Laune wirkte regelrecht ansteckend und so verbrachten die drei Freunde die nächsten Stunden voller Scherzen und Lachen. Und als die große Strohpuppe hoch aufgerichtet am Ufer stand und der Weinschlauch schon verdächtig leicht geworden war, saß Jantar plötzlich neben Bikus und lauschte mit schmachvollen Blicken den haarsträubenden Schauergeschichten, die er mit gelöster Zunge zum Besten gab.
»Ich habe eine Idee«, flüsterte Paddie plötzlich in Rapaks Ohr. Dabei musste er sich an der Schulter seines Freundes abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Lass ’se hören!«
»Komm mit!«, gab er verschwörerisch zurück und erhob sich leicht schwankend.
»Was is’n?«
Statt einer Antwort winkte Paddie jedoch nur lässig mit der Hand und wankte in Richtung Burgeingang davon. Neugierig geworden raffte sich Rapak auf und torkelte, nicht weniger betrunken, hinterdrein.
»He, so wartet doch auf mich!«, meldete sich Bikus empört.
»Schöne Freunde seid ihr, jawohl, wenn ihr mich hier so einfach sitzen lasst! Jawohl, das seid ihr!«, schimpfte er mit schwerer Zunge und ließ Jantar einfach zurück. Die enttäuschten Blicke, die das Mädchen ihm hinterherwarf, konnte er schon gar nicht mehr wahrnehmen.
Als sie im Innenhof der Burg angelangten, waren sie wieder vereint.
»Und was woll’n wir hier?«
Paddie gab jedoch nur ein »Psst!« von sich und steuerte schnurstracks auf die Tür der Rüstkammer zu, wo er das Kriegsgeschirr der Dorfbewohner aufbewahrt wusste. Kein Wachtposten stellte sich ihnen in den Weg, kein kompliziertes Schloss verriegelte auch nur ein einziges der Vorratsgebäude. Das Innere der Burg gehörte allen Dorfbewohnern und niemandem wäre es auch nur im Traum eingefallen, etwas zu stehlen. Das war es auch nicht, was Paddie beabsichtigte. Ihm schwebte etwas ganz anderes vor.
»Nu sag’s doch endlich …«, lautes Rülpsen, »was du hier willst!«
Bikus fürchterlichem Rülpser folgte sogleich ein heftiger Schluckauf, der sein beachtliches Bäuchlein auf und ab hüpfen ließ.
Aber Paddie war bereits in der kleinen Blockhütte verschwunden und begann unverzüglich seine Suche nach etwas Bestimmtem. Kratzen, Scharren und Schaben drangen durch die geöffnete Tür nach draußen und die beiden wartenden Freunde konnten sich nur ratlose Blicke zuwerfen.
»Was, suchst’n«, hicks, »denn da drin«, hicks, »bei allen Gött …«, hicks, »Göttern?«
Unmittelbar darauf stand Paddie wieder in der Tür und hielt mit einer Hand einen schweren Schild in die Höhe. In der anderen Hand zeigte er seinen Freunden triumphierend ein kleines irdenes Töpfchen, in welchem rote Farbe schimmerte.
»Aber das is’ doch der Schild vom Fürsten Milosc«, stellte Rapak überrascht fest.
Paddie nickte eifrig, lehnte den Schild umständlich an die Wand
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