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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinen Wegen hinterlässt.«
     Wolzek pflichtete ihm bei:
     »Ein gar schlimmer und falscher Gott muss es sein, in dessen Namen gebrandschatzt und getötet wird und der in seiner Blutgier unersättlich ist. Wir sollten, nein, wir müssen all seine verlogenen Priester aus unserem Lande verjagen, auf dass sie nicht noch mehr Unheil verbreiten mögen.«
     »Und was tat der Kaiser nach der verlorenen Schlacht?«, fragte Paddie unvermittelt.
     »Ach, fast hätte ich es vergessen«, knüpfte Witka an seinen Bericht an, »der Kaiser wurde während des letzten Schlachtgetümmels ebenfalls schlimm verwundet. Sobald er aber merkte, dass alles verloren war, floh er feige vom Schlachtfeld und ließ den Rest seines Heeres einfach im Stich. Wir verloren ihn aus den Augen und hatten außerdem selbst genug zu tun, unsere eigene Haut zu retten. In Castrovillari wurde uns alsbald berichtet, dass der Kaiser an Bord einer römischen Dromone übers Meer geflohen sei. Er wollte nach Rom, zum Oberhaupt der Christen. Wahrscheinlich hockt er jetzt immer noch dort und lässt sich seine Wunden lecken.«
     »Es ist einfach unfassbar«, stöhnte Milosc, »noch niemals hat ein Slawenfürst seine Stammeskinder in ihrer schwersten Stunde im Stich gelassen«, ergänzte Wolzek.
     »Was kann das nur für ein Mensch sein, der die ihm anvertrauten Waffengefährten so schändlich behandelt und dann feige in Stich lässt? Noch dazu allesamt ehrliche Burschen, die sich freiwillig auf seine Seite gestellt hatten«, grübelte der Kmete.
     »Wir sind selbst schuld an unserem Unglück«, meldete sich das erste Mal Witkas Mutter zu Wort.
     »Was haben wir in einem solch fernen Lande, von dem wir noch nicht einmal genau wissen, wo seine Grenzen liegen, überhaupt zu schaffen? Warum müssen wir unbedingt gegen Feinde kämpfen, die so weit entfernt wohnen, dass wir noch nie zuvor von ihnen gehört hatten?«
     »Ach Frau, das hat mit der höheren Planung der Mächtigen dieser Welt zu tun, davon verstehst du nichts«, belehrte sie ihr Mann. Als er aber ihre vorwurfsvollen Blicke bemerkte, fügte er einlenkend hinzu: »Ach, meine liebe Madka, vielleicht hast du ja sogar recht und wir sollten uns wirklich nur um unser eigenes Land kümmern. Wenn all unsere kräftigen Söhne stattdessen hier gewesen wären, dann hätte dieser verdammte Ritter Udo bestimmt schon viel früher verjagt werden können.«
     »Genau das wollte ich damit sagen«, beendete die Frau des Kmeten den kleinen Disput.
     »So, und jetzt braucht unser tapferer Witka wieder Ruhe, damit er sich schnell erholen kann«, beschloss die Mutter, packte ihren Mann am Hemdsärmel und zog ihn mit sanfter Gewalt hinter sich her.
     »Was ist eine Dromone?«, wollte der neugierige Paddie noch schnell wissen.
     »Paddie! Ich sagte: Wir gehen jetzt!«, fuhr ihn seine Mutter an.
     »Ach, lasse ihn ruhig noch eine kleine Weile hier«, winkte Witka beschwichtigend ab, »so schwach bin ich ja gar nicht mehr.«
     »Na gut, wie du willst!«
     Witka musste über die übergroße Fürsorge seiner Mutter lächeln, die kurzerhand ihren gewichtigen Mann dazu benutzte, um Milosc und Wolzek einfach beiseitezuschieben. Als gleich darauf wieder etwas Ruhe eingekehrt war, wandte er sich an seinen kleinen, neugierigen Bruder.
     »Also, mein kleiner Paddie, eine Dromone ist ein großes Kriegsschiff, das zumeist von den Byzantinern gebaut wird.«
     »Aber du sagtest doch: römische Dromone.«
     »Gut aufgepasst, Brüderchen. Aber das Schiff, auf dem der Kaiser geflohen war, das segelte unter römischer Flagge. Also war es eine römische Dromone.«
     »Hm, und wie sieht so ein großes Kriegsschiff aus? Hat es vielleicht sogar noch mehr als zwanzig Krieger an Bord?«
     Witka musste lachen.
     »Zwanzig?«, abermals verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Lachen, »wenn du jetzt zwei oder drei mal hundert gesagt hättest, dann wärest du der Sache schon recht nahegekommen.«
     »Oh, so riesig?«, staunte Paddie.
     »Allerdings!«, bestätigte Witka. »Auch ich hatte noch niemals zuvor solche großen Schiffe gesehen. An jeder Bordwand sitzen, in zwei Reihen übereinander, jeweils fünfzig kräftige Männer pro Reihe und rudern, was das Zeug hält. Ganz unten, am Bug des Schiffes, befindet sich ein langer, Sporn aus blankem Metall, mit der sie andere Schiffe rammen und versenken können.«
     »Aber das ist ja gemein«, schimpfte Paddie.
     »Ha, das denkst auch nur du«, schulmeisterte Witka, »was nämlich wirklich

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