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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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von Walbecks aufklären.«
     Mit einer auffordernden Handbewegung erteilte Milosc ihm das Wort.
     »Also«, begann der alte Kaufmann, »Walbeck ist eine Stadt, die unweit unserer südwestlichen Grenzen auf deutschem Boden liegt. Das Herrschaftsgebiet der Familie von Walbeck erstreckt sich aber nicht nur auf den gleichnamigen Ort, sondern auch auf die große Stadt Stade. Ebenso sind die Ländereien, die zu Querfurt gehören, durch familiäre Bande eng mit diesem Fürstenhaus verbunden.«
     Rapaks Vater legte eine kleine Denkpause ein, kratzte sich am Hinterkopf und erklärte weiter: »Ein Großoheim von Paddies neuem Freund, so meine ich, ist sogar ein leibhaftiger Erzbischof. Die Grafen von Walbeck sind also eine mächtige Adelsfamilie, die mit dem deutschen Kaiserhaus und mit der Christenkirche in Rom eng befreundet sind.«
     Abermals setzte der alte Händler ein nachdenkliches Gesicht auf und blickte etwas ratlos in Paddie Richtung.
     »Warum sich aber ein Nachkomme aus dieser hohen Familie in unsere Ländereien verirrt hat, das müsstet Ihr schon des Kmeten Sohn oder gar diesen Fürstenspross selbst fragen.«
     Milosc blickte in die bezeichnete Richtung, erntete von Paddie aber nur ein ahnungsloses Schulterzucken. Für eine ganze Weile ruhten nun die klugen Augen des Fürsten nachdenklich auf das ungewöhnlich junge Versammlungsmitglied. Hinter seiner Stirn arbeitete es fieberhaft. Einerseits hatte Paddie eine kleine Belohnung verdient, weil er ihnen ja den Plan des üblen Steuereintreibers gebracht hatte. Andererseits bestand aber immerhin auch die Möglichkeit, dass dieser kleine deutsche Knabe tatsächlich ein Kundschafter war. Vielleicht, so überlegte Milosc weiter, wäre dieser kleine Fürstensohn aber auch ein recht gutes Faustpfand gegen die üblen Belagerer.
     »Also gut«, verkündete er schließlich das Ergebnis seiner Grübeleien, »wenn du dich mit deinem Leben für diesen Thietmar verbürgen willst …«, Paddie nickte eifrig, »so nimm dir im Namen der Götter ein Boot und hole Rapak als auch diesen deutschen Fürstenknaben zu uns auf die Insel. Wenn er aber erst einmal hier ist, dann wirst du bei der Ehre all deiner Verwandten und Freunde selbst dafür Sorge tragen, dass dein neuer Freund nicht wieder zu diesen nimmersatten Geiern zurückläuft.«
     Beifälliges Gemurmel aus den Reihen der Ratsmitglieder billigte Milosc weisen Entschluss. Ein junges Mitglied ihrer Gemeinschaft wurde nicht genötigt, seinen heiligen Freundschaftseid zu brechen und die Gefahr eines gemeinen Verrates war trotzdem auf ein Minimum reduziert worden.
     »Trinken wir auf die Weisheit unseres gerechten Fürsten und darauf, dass die Götter ihm ein möglichst langes Leben bescheren mögen.«
     Vor Freude strahlend sprang Paddie in die Höhe.
     Mit einem: »Ich danke, mein Fürst« auf den Lippen spurtete er zum Seeufer, um sich so schnell wie möglich ein Boot auszuleihen. Der Gedanke an Rapak und Thietmar hatte seine Müdigkeit mit einem Schlag vertrieben. Jetzt galt es nur noch den Rest der Nacht auszunutzen, um die Freunde in Sicherheit zu bringen.
     »So warte doch«, japste eine Stimme hinter ihm her.
     Paddie verlangsamte seine Schritte etwas und keuchend konnte Bikus zu ihm aufschließen.
     »Diese fürchterliche Rennerei …«, schnaufte er, »so viel wie heute …, bin ich in meinem ganzen Leben …, noch nicht gerannt …«
     »Du willst mitkommen?«
     »Was dachtest du denn«, gab der kleine Dicke stoßweise Antwort, »glaubst du etwa …, dass ich meine Freunde …, im Stich lasse …, wenn es darauf ankommt?«
     »Dann los«, stimmte Paddie zu, ohne zu überlegen. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, das Angebot eines Freundes zurückzuweisen. Ein Freund half dem anderen. So wollte es das ungeschriebene Gesetz, so war es gut und recht.
     Das Licht der vielen Feuer reichte nicht mehr bis zu den fünf Booten, die am Westufer der Insel lagen. Dank des sternenklaren Himmels konnten die beiden Freunde genügend erkennen, um sich schnell ein passendes Gefährt auszusuchen. Die Auswahl, die sie hatten, war ohnehin nicht groß: Drei große Ruderboote mit einem eingeholten Dreiecksegel schaukelten sacht an einem kleinen Steg. Sie waren viel zu groß und zu schwer für die beiden Freunde. Halb auf das flache Ufer gezogen lagen jedoch zwei Einbäume, die sich bestens für ihre Zwecke eigneten.
     Mit wahren Bärenkräften schob Bikus kurzerhand eines der langen, schlanken Gefährte ins Wasser, während

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