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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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legte er sich wärmend zu seinem neuen Freund und schloss ebenfalls die Augen. In den nächsten Stunden würde noch nichts Entscheidendes passieren und was der Morgen bereithielt …, abwarten.
     
    *
     
    Kapitel 17
     
    »Dieser verdammte Aasgeier«, brummte Milosc grimmig und zerzauste gedankenverloren seinen Bart. Eine nachdenkliche Stille breitete sich in der Runde des Dorfrates aus, der sich auf dem Platz vor der Inselburg zusammengefunden hatte. Jeder der Anwesenden hing seinen eigenen Gedanken nach, die alles andere als rosig aussahen. Mehr als zweihundert kampferprobte Kriegsknechte gegen knapp fünfunddreißig Männer und etwa zehn Frauen, die halbwegs mit dem Bogen umzugehen verstanden. Greise und Kinder rechnete Milosc nicht mit. Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem gerade ein Dutzend junger, starker Burschen das Dorf verlassen hatten, um dem Aufruf des edlen Mstislaw zu folgen. Wie nötig hätte er diese Männer jetzt hier gebrauchen können. Weitere fünf Männer waren als Boten ausgeschickt, um Hilfe zu holen. Also alles im allem: düstere Aussichten!
     Von einem Wutanfall gepackt hob das Stammesoberhaupt seine Stimme: »Glaubt, er kann uns überlisten! Und so ganz nebenbei, so mir nichts dir nichts, will er meinen Kopf aufspießen.«
     Paddie nickte bestätigend, reckte sich und gähnte herzhaft. Das leise Knistern des Lagerfeuers als auch die schwelende Glut wirkten beruhigend und einschläfernd. Er war wieder zu Hause, das allein zählte im Moment. Das fremde Heer vor dem Tore würde vor dem morgigen Mittag nicht angreifen. Und wenn es soweit war, na dann mussten die Soldaten erst einmal über die Palisaden kommen, in die Paddie ein fast grenzenloses Vertrauen steckte. Milosc Ärger und Befürchtungen waren sicherlich gerechtfertigt, aber so trostlos, wie er meinte, war die Lage bestimmt nicht.
     Einige aus dem Rat der Ältesten, zu dem auch Paddies und Rapaks Vater gehörten, steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Grimmige Worte und wüste Drohungen wurden laut.
     »Das bedeutet: Krieg!«, rief der aufgebrachte Töpfer plötzlich und sprach endlich aus, was alle anderen schon eine Weile befürchtet hatten.
     Bikus trat aus dem dunklen Hintergrund auf Paddie zu und legte ihm seine Hände auf die Schultern. Er beugte sich etwas vor und flüsterte halblaut: »Na wenigstens bist du ja nun in Sicherheit und Rapak wird sicherlich auch bald kommen.«
     »Wie denn ohne Boot?«
     »Wieso Boot? Rapak kann doch schwimmen.«
     »Aber Thietmar nicht.«
     Bikus stöhnte: »Ach ja, der neue Freund, von dem du berichtet hattest. Den hatte ich doch glatt vergessen.«
     »Und eben deswegen brauchen wir ein Boot.«
     »Ich werde wohl überhaupt nicht gefragt, was?«, begehrte Milosc plötzlich auf, der das Gespräch der beiden Freunde zufällig mitbekommen hatte, obwohl sie es sehr leise geführt hatten. Streng sah er den beiden Halbwüchsigen in die Augen.
     Erschreckt fuhr Paddie in die Höhe und senkte respektvoll den Kopf.
     »Oh je, entschuldigt bitte, mein Fürst, aber ich dachte, na ja, weil uns Thietmar doch die Treue geschworen hatte, na ja, und da dachte ich eben …«
     Mit einer energischen Handbewegung unterbrach Milosc Paddies Gestammel.
     »Ob wir einen Fremden, noch dazu einen Deutschen, auf unsere Burg lassen oder auch nicht, dies entscheide immer noch ich. Und was das Versprechen eines Deutschen wert ist, das hat uns die Vergangenheit oft genug gezeigt. Am Ende ist dieser Thietmar gar ein kleiner Spion, der uns auskundschaften soll.«
     Beifälliges Gemurmel unterstützte die Behauptung. Natürlich konnte Milosc nicht ahnen, dass Thietmar es mit seinem Schwur wirklich ernst meinte und sein Versprechen auch tatsächlich bis an sein Lebensende einhalten sollte. Niemals mehr nähme er eine Waffe zur Hand oder füge einem Slawen Schaden zu.
     Als Paddie verzweifelt aufbegehren wollte und sein Gesicht hob, glitzerte eine kleine Träne auf seiner Wange. Als Milosc dies bemerkte, wurde seine Stimme sofort versöhnlicher.
     »Hmm«, brummte er, »wie sagtest du war doch gleich sein Name? Thietmar von Walbeck?«
     »Ja, mein Fürst. Und er hat seinen Schwur vor all unseren Göttern und auch sogar vor seinem eigenen Gott abgelegt.«
     »Hmm…, von Walbeck«, grübelte Milosc, »ich meine diesen Namen schon irgendwann einmal gehört zu haben.«
     »Wenn Ihr gestattet, mein Fürst«, meldete sich plötzlich Rapaks Vater zu Wort, »so will ich gerne über das Geschlecht der

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