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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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meinst«, seufzte Bikus und erhob sich schwerfällig.
     Inzwischen hatte sich der Horizont merklich aufgehellt und es dauerte wohl nicht mehr lange, bis die Soldaten erwachten. Dann war es ziemlich riskant, sich so dicht an ihr Lager heranzuschleichen. Bikus mobilisierte also seine letzten Kraftreserven und gemeinsam liefen sie in Richtung des feindlichen Lagers.
     
     Unbemerkt gelangten die Freunde abermals bis an die Rückwand des Töpferhauses, in dem der Edle sein Quartier bezogen hatte. Noch herrschte im Lager Ruhe. Nur hier und da machten sich vereinzelte Knechte an den erloschenen Feuern zu schaffen. In etwa hundert Schritten Entfernung, etwas außerhalb der Wagenburg, hatten sich die Mönche versammelt und einen leisen Gesang angestimmt. Paddie und Bikus wussten, dass diese Leute nun zu ihrem Christengott beteten und nicht gestört werden wollten. Aus dem Hause, hinter dem sie sich verborgen hielten, drang ein lautes Schnarchen. Udos Atemzüge waren allerdings nicht gleichmäßig, sondern voller Unruhe. Es hörte sich an, als ob er im Schlafe immer wieder verzweifelt nach Luft schnappte. Auch warf der Edle sich ständig schwer von einer Seite auf die andere, sodass seine Schlafstätte bedenklich knarrte und bebte.
     »Ich gäbe einiges dafür, wenn ich jetzt einen winzigen Blick in seine Träume werfen könnte. Vielleicht träumt er ja grade davon, wie unser mutiger Knese ihm das Fell gerbt«, feixte Paddie ganz leise und drehte sich grinsend zu seinem Freund herum.
     Sein schelmisches Lächeln gefror jedoch augenblicklich, als er bemerkte, dass Bikus verschwunden war. Schnell kroch er zur Hausecke und spähte vorsichtig um den Giebel. Was er dort sah, verschlug ihm regelrecht die Sprache. Sein nimmersatter Freund Bikus hatte sich doch tatsächlich bis weit vor die Hütte gewagt und steckte jetzt mit seinem Oberkörper im Räucherofen des Fischers. In aller Seelenruhe räumte er den vom Abendmahl übrig gebliebenen Fisch heraus. Als sei es das Selbstverständlichste auf dieser Welt, legte er mit stoischer Ruhe einen Fisch neben den anderen in einen flachen Weidenkorb und schien auch nicht eher aufhören zu wollen, bis dass der letzte Fisch aus dem pechschwarzen Baumstamm heraus war.
     Paddie stockte der Atem, als er sah, wie einer der Knechte vom aufflackernden Feuer herüberblickte. Glücklicherweise bekam der Ärmste aber grade in diesem Moment dicken beißenden Rauch ins Gesicht, sodass er sich schnell abwenden musste. Leise fluchend und für den Moment blind wie ein Maulwurf rieb der Knecht mit beiden Handballen seine tränenden Augen. Bikus hielt kurz inne, blickte zum Lagerfeuer hinüber und hakte dann endlich den letzten der Fische von der Räucherstange.
     Fast wollte Paddie aufatmen, als sein hungriger Freund erneut stehen blieb. Diesmal hatte es ihm der große Metkrug auf dem Tisch vor dem Hause angetan. Bikus setzte den Fischkorb ab und hob mit beiden Händen prüfend den großen Krug an. Das Gefäß schien noch recht voll zu sein, denn das Anheben bereitete ihm einige Mühe. Paddie konnte nur entsetzt mit dem Kopf schütteln über so viel Übermut. Wild mit den Armen gestikulierend, versuchte er Bikus von seinem wahnwitzigen Vorhaben abzubringen. Statt jedoch endlich in die Deckung zurückzukehren, lächelte Bikus freudestrahlend und leckte sich bezeichnend über die Lippen. Mit dem rechten Arm presste er schließlich den schweren Krug an seine Brust, angelte umständlich mit der linken Hand nach dem Korb voller Fische und watschelte schwer bepackt in Paddies Richtung. Als er an der halb geöffneten Tür vorbeischlich, wehte ihm ein widerlich ekliger Geruch in die Nase, sodass er entsetzt die Luft anhalten musste.
     Bei allen Göttern , fuhr es ihm durch den Sinn, ich habe ja gar nicht gewusst, dass die deutschen Ritter so fürchterlich stinken können.
     Schwer nach Atem ringend erreichte er endlich die Rückwand des Hauses, wo ihm Paddie kopfschüttelnd seine Lasten abnahm. Keine Sekunde zu früh ließen sich beide auf die Knie fallen, denn in diesem Moment rumorte und lärmte es lautstark in der Hütte. Scheppernd zerbrach irgendein Geschirr, ein Schemel wurde polternd beiseite geschleudert. Gleich darauf wurde die Tür so heftig aufgestoßen, dass sie krachend gegen die Wand schlug. Trockener Lehm platzte von den Wänden und rieselte den beiden vor Schreck erstarrten Freunden in den Nacken. Gleich darauf stürmte der edle Udo, nur mit einem langen Unterhemd bekleidet, wie ein

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