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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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sicher schnell an den Geruch, ebenso wie ich mich in den letzten Tagen daran gewöhnt habe.«
    »Danke«, sagte sie. Da er sie verwirrt anblickte, schenkte sie ihm ein herzliches Lächeln. »Danke, dass du die ganze Zeit bei mir geblieben bist. Bruder Ronan hat mir erzählt, wie besorgt du warst.«
    »Bruder Ronan hat dir das erzählt?« Er blickte sie verblüfft an und ließ mit einem Laut des Erstaunens den Löffel in die Schale fallen. »Drei Tage im selben Raum mit nichts weiter als der Gesellschaft des anderen, und er hat sich niemals dazu herabgelassen, auch nur ein einziges Wort an mich zu richten. Nicht einmal, als ich ihn in einem Wutanfall beschimpfte. Ich hätte schwören können, der Mann sei taubstumm.«
    »Oh, er hört ganz gut, doch er spricht nicht«, berichtigte Isabel eifrig. »Jedenfalls nicht mit Worten. Er hat ein Schweigegelübde abgelegt. Er spricht mit den Augen.«
    Griffin brummte, schöpfte etwas Eintopf auf und hielt Isabel den Löffel hin. Da sie ihn nicht nahm, sah er auf und begegnete ihrem Blick.
    »Ihre Augen erzählen mir auch etwas, Mylord.«
    »Ach ja?«, fragte er nicht so gleichgültig, wie er sich den Anschein gab.
    »Ja. Etwas bekümmert dich. Was ist es?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich habe mir mehrere Tage lang Sorgen um dich gemacht. Ich mache mir ehrlich gesagt immer noch Sorgen. Warum beendest du nicht dein Mahl und konzentrierst dich ganz auf deine Genesung?«
    »Du verheimlichst mir etwas, Griffin, das merke ich. Wenn du dich sorgst, dass Dominics Männer uns hier finden könnten – das musst du nicht …«
    »Das ist es nicht, Isabel.«
    »… denn wie ich verstanden habe, liegt dieses Kloster sehr abgeschieden, und die Mönche leben seit fast einem Jahrhundert sehr zurückgezogen. Wir sind die ersten Besucher, die Bruder Ronan je gesehen hat. Ich glaube, wir könnten hier leben, bis wir alt und grau sind, und niemand würde je davon erfahren.«
    »Wir können nicht …« Griff atmete scharf aus und schüttelte den Kopf. »Wir können nicht hier leben, Isabel.«
    Mehr sagte er nicht. Er musste auch nicht mehr sagen. Sie verstand ihn. Auf sie wartete anderswo ein neues Leben, und sie hatte Versprechen gegeben, die sie einhalten musste. Das wollte er ihr nicht nehmen, auch wenn es ihm das Herz brechen würde, sie gehen zu lassen.
    »Wir können nicht hierbleiben«, sagte er noch einmal, weil er sich ebenso sehr selbst davon überzeugen musste wie sie.
    Isabels Blick wurde sanft und wissend, ihr leichtes Lächeln sehnsuchtsvoll. »Können wir wenigstens so tun als ob?«, fragte sie leise. »Nur noch eine kurze Weile?«
    Griffin blickte sie an und verspürte denselben Schmerz in der Brust wie in den Tagen, in denen sie bewusstlos im Bett gelegen hatte: den Schmerz des Verlustes, der Einsamkeit, die ein Leben ohne sie bedeuten würde. So ungerecht es ihr gegenüber auch sein mochte, er wollte diesen Schmerz nicht verspüren. Nicht jetzt. Nicht eher, als es unbedingt nötig war.
    »Iss«, sagte er, gab ihr die Schale und streichelte ihr kurz über die Wange. »Und dann versuche, dich auszuruhen. Ich werde später noch einmal nach dir sehen.«

24
    Dösend verbrachte Isabel den restlichen Vormittag in ihrer kleinen Kammer, doch sie horchte jedes Mal auf, wenn sie Schritte im Flur vernahm, wünschte jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete und Bruder Ronan eintrat, um nach ihrem Verband zu sehen, es sei Griffin. Seit Stunden hatte sie ihn schon nicht mehr gesehen. Seit seinem Besuch am frühen Morgen, bei dem sie ihn unbesonnenerweise auf die von Dom ausgehende Gefahr hingewiesen und ihn törichterweise gebeten hatte, diese einfach abzutun, hatte sie nicht einmal mehr seine Stimme vernommen.
    Natürlich konnte er nicht vorgeben, sie seien außer Gefahr. Es war selbstsüchtig von ihr gewesen, ihn darum zu bitten. Immerhin lastete die Verantwortung, sie nach Montborne zu bringen, schwer auf seinen Schultern. Allzu leicht hatte sie die Tatsache aus ihrem Kopf verdrängt, dass er es war, der sich um ihre Sicherheit und Vorräte kümmern musste, er in jedem Augenblick auf der Flucht seinen Hals riskierte, er die Bürde trug, sich um ihr und sein eigenes Wohlergehen zu kümmern.
    Ihre eigenen Pflichten hatte sie ebenso leicht vergessen. Die Pflichten gegenüber dem König, ihrem Besitz, ihrer Schwester – und gegenüber ihrem Verlobten. Sie hatte Verpflichtungen übernommen. Hatte Versprechen gegeben. Heilige Schwüre geleistet. Ihr Herz – ihre weiblichen Sehnsüchte – über

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