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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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es nicht mehr weit sein könne.
    Und das war es gottlob auch nicht.
    Nach einer Weile zeichneten sich hinter den Bäumen die dunklen Schatten eines Klosters ab. Eine niedrige Mauer aus Flussfelsen und aufeinandergeschichteten Granitbrocken umgab eine Ansammlung alter Gebäude. Offenbar vertraute man hier mehr auf den Schutz, den die Abgeschiedenheit bot, als auf die Barriere von Tor und Steineinfriedung. Griffin schwang sich seitlich mit der Hüfte auf die schenkelhohe Mauer und schlug die Beine nacheinander darüber. Isabel fest an sich drückend, um sie nicht zu arg durchzurütteln, sprang er auf der anderen Seite hinunter und lief über den kleinen Hof.
    »Bitte!«, rief er, während er auf die sich eng aneinanderdrängenden Gebäude zurannte. »Kann mich jemand hören? Wir brauchen Hilfe!«
    Nur der monotone Gesang antwortete ihm. Griffin folgte den Stimmen, hastete an den Ställen und dem Almosenhaus vorbei und einen von Kletterrosen gesäumten und zahllosen Sandalenabdrücken festgetretenen schmalen Weg entlang zu der Kapelle, die an seinem Ende lag. Griffs Absätze gruben sich in die harte Erde, seine Sporen zogen bei jedem Schritt tiefe Spuren durch sie.
    Er rannte die wenigen Stufen zur Kapellentür hinauf und stieß die Tür mit einem Tritt auf. Die alte Eichentür schwang auf und fiel krachend gegen die Wand. Tageslicht strömte ins Innere, beleuchtete die fensterlose, von Kerzenlicht erhellte Kapelle, in der sich mehr als zwanzig kniende Mönche befanden, deren zur Tonsur geschorene Häupter vor einem Augenblick im Gebet gesenkt gewesen waren, sich nun aber dem Fremden zuwandten, der in der Tür ihres Heiligtums stand. Ein tropfnasser, keuchender Fremder, dessen Gesicht von Sorge gezeichnet war und der eine halb nackte, besinnungslose Frau in den Armen hielt.
    »Die Lady ist verletzt«, sagte Griffin zu der Versammlung heiliger Männer, die ihn mit verwunderten Augen anstarrten. Er war zu besorgt, um sich lange mit Entschuldigungen über die Störung aufzuhalten. »Bitte. Sie braucht Hilfe.«
    Einen Augenblick lang bewegte sich niemand. Dann nickte der Mönch an der Spitze der Gruppe einem seiner Brüder zu, und ein schlanker Geistlicher erhob sich schweigend von seinem Platz. Mit gesenktem Kopf ging der junge Mönch auf Griffin zu und bedeutete ihm, ihm zu folgen. Griff heftete sich an seine Fersen und trug Isabel einen sich hinziehenden Korridor entlang, dann einen weiteren, bis der Novize schließlich stehen blieb und eine kleine Kammer betrat.
    Er wies auf die karge Bettstatt in dem Gelass. Griffin trug Isabel hinein und legte sie behutsam auf die dünne Strohmatratze. Im Nachhinein erst zog er den Mantel zusammen, um sie zu bedecken, als ob ihr die feuchte Wolle Wärme spenden könnte. Als ob sie die Tatsache verbergen könnte, dass er sie nackt und aufgrund seiner unzureichenden Pflege dem Tode nahe hierhergebracht hatte. Beschämt trat Griffin zurück und sah den jungen Mönch an.
    »Der Pfeil einer Armbrust hat sie gestern getroffen. Ihr Arm ist verwundet«, sagte er und deutete auf sie. Wie ein Dolch bohrte sich die Furcht in seine Brust, als er gewahrte, wie zerbrechlich und blass Isabel auf dem bescheidenen Bett wirkte. »Ich habe getan, was ich konnte, um die Wunde zu reinigen und zu verbinden, aber heute Morgen …«
    Er schüttelte den Kopf und schluckte den Knoten der Angst hinunter, der seine Kehle zuschnürte. »Ich weiß nicht, wie lange sie schon Fieber hat. Vielleicht ein paar Stunden. Aber die Wunde wird immer schlimmer.«
    Der Blick des Novizen war mitfühlend, ohne jede Schuldzuweisung. Dennoch fiel es Griffin schwer, sich nicht die Schuld an Isabels Zustand zu geben. Er hätte sofort Hilfe suchen sollen. Er hatte genug Soldaten am Wundfieber sterben sehen, die unter weniger schweren Verletzungen gelitten hatten als Isabel. Er hätte es nie riskieren dürfen, ihren Arm selbst zu behandeln. Wenn sie sterben sollte … Beim Allmächtigen, das würde er nicht ertragen.
    »Könnt Ihr ihr helfen?«, fragte er den schweigsamen Geistlichen und sah hilflos und beklommen zu, wie der Mönch neben dem Bett niederkniete und behutsam Isabels Arm untersuchte. »Ich muss wissen, ob ihr geholfen werden kann.«
    Ein Moment verging ohne Antwort, ein Moment, in dem Griffin nichts anderes übrig blieb, als die Augen zu schließen und Gott um Hilfe zu bitten. Der Mönch erhob sich mit raschelnden Gewändern. Mit sanfter, aufreibend undurchschaubarer Miene blickte er Griffin an, nickte ihm zu und deutete

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