Die Eifelgraefin
Richtung und kam dann auf sie zu.
Ein merkwürdiges Gefühl stieg in Elisabeth auf. Ein Kribbeln wanderte über ihren Rücken und setzte sich bis inihre Fingerspitzen fort. Doch schwand es so rasch, wie es gekommen war.
Der Ritter – er war ein gutes Stück kleiner als Elisabeth und musste deshalb zu ihr aufsehen – blieb vor ihr stehen und verbeugte sich höflich. «Bertram Aurich, edle Jungfer, zu Euren Diensten. Ich … äh … bringe Euch das Mädchen Luzia, das Euch als Magd dienen soll. Frau Hedwig bat mich, die Kleine gleich zu Euch zu bringen. Ich hoffe, sie taugt was.» Er verzog verlegen die Mundwinkel und sah sie gleichzeitig mit großen Augen an.
«Danke, Herr Bertram.» Elisabeth lächelte erfreut und musterte dann das Mädchen eingehend von Kopf bis Fuß. Luzia schien etwa im gleichen Alter zu sein wie sie selbst, vielleicht ein wenig jünger. Sie war fast einen Kopf kleiner als Elisabeth, aber das war sie gewohnt. Luzia trug ein schlichtes braunes, kittelartiges Kleid, das um die Taille mit einem einfachen geflochtenen Band gegürtet war. Diese sackartige Bekleidung verhüllte kaum die weiblichen Rundungen, die ihren schlanken Körper für das männliche Auge sicherlich anziehend machten. So deutete sie jedenfalls die interessierten Blicke des Stallknechts, der neugierig zu ihnen herübergaffte.
Luzias herzförmiges Gesicht war hübsch, aber wenig außergewöhnlich. Sie hatte strahlend blaue Augen und eine kecke Stupsnase, die ihr einen frechen Zug verlieh und auf der sich ein paar vereinzelte Sommersprossen tummelten. Wirklich auffällig und schön war ihr rotgoldenes Haar, das sie allerdings in der Art vieler Bäuerinnen streng geflochten und zu einer dicken Schnecke eingerollt am Hinterkopf festgesteckt hatte – praktisch, aber wenig vorteilhaft. DerGesichtsausdruck des Mädchens war offen und heiter, Elisabeth meinte an seinen Augen eine gewisse Intelligenz zu erkennen. Sie hoffte es wenigstens. Es gab kaum etwas Nervenaufreibenderes als begriffsstutzige Dienstboten.
«Also gut», sagte Elisabeth, nachdem sie ihre Musterung beendet hatte. «Du heißt also Luzia. Wie alt bist du?»
«Im Juni bin ich siebzehn Jahre alt geworden, Herrin», antwortete Luzia mit einer angenehmen, nicht zu hellen Stimme. Sie schien sich zu bemühen, deutlich zu sprechen, was Elisabeth ihr sofort zugutehielt, war doch der hiesige Dialekt der Knechte und Mägde für sie nur schwer zu verstehen.
«Schön. Da ich davon ausgehe, dass du bisher noch nirgendwo in Dienst gestanden hast, werde ich dir zunächst meine Kammer zeigen und dir erklären, was deine Aufgaben sind.»
Bertram räusperte sich. «Wenn Ihr mich entschuldigen würdet, edle Jungfer …»
«Aber ja, Herr Bertram.» Elisabeth schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ihn tatsächlich erröten ließ. «Ich danke Euch noch einmal herzlich, dass Ihr mir Luzia gebracht habt.»
«Aber gerne doch.» Bertram verbeugte sich erneut und entfernte sich dann, drehte sich auf dem Weg zum Palas jedoch noch zweimal zu ihr um.
Elisabeth wandte sich wieder an Luzia. «Was gibt es denn da zu lächeln?», fragte sie, als sie die amüsierte Miene des Mädchens sah.
Luzia zuckte wie ertappt zusammen. «Nichts, Herrin. Ich dachte nur …»
«Was?»
«Ihr habt auf den Herrn Bertram gewaltig Eindruck gemacht, glaube ich.»
Elisabeth verkniff sich ein Lächeln. Schüchtern war Luzia nicht. Sie blickte das Mädchen streng an. «Falls es so ist, schickt es sich nicht, darüber zu sprechen. Nun komm mit.» Sie drehte sich zu ihrem Beichtvater um. «Bruder Georg, würdet Ihr mich entschuldigen?»
«Sicher, mein Kind. Macht Euch um mich keine Gedanken. Ich werde den Spaziergang alleine fortsetzen.» Auch er hatte die neue Magd mit strengen Blicken gemustert, unter denen sie eingeschüchtert zu Boden blickte und eine Falte ihres Kleides knetete. Zufrieden wandte er sich ab und ging langsam davon.
«Was ist, Luzia? Bist du da festgewachsen?» Elisabeth, die bereits einige Schritte vorausgegangen war, winkte ihr ungeduldig.
Erschrocken zuckte Luzia zusammen und eilte hinter ihrer neuen Herrin her zum Palas.
4. KAPITEL
«Hast du vielleicht ein Glück, Luzia!», befand Leni am Abend, als sie die neue Magd in die Küche führte, wo an einem großen schweren Tisch mit zwei Bänken die Knechte und Mägde der Burg ihre Mahlzeiten einnahmen. Aller Blicke richteten sich auf die Neue, die sich neben Leni am Tisch niederließ.
«Hört zu», rief Leni fröhlich in
Weitere Kostenlose Bücher