Die Eifelgraefin
die Runde. «Das hier ist Luzia aus Blasweiler. Sie arbeitet ab sofort für das Grafenjüngferchen, diese Elisabeth. Warum die sich keine eigene Magd mitgebracht hat, ist mir ja schleierhaft, aber wie gut für dich, Luzia. Und wisst ihr was?» Bedeutungsvoll blickte sie in die Gesichter der anderen Mägde und Knechte. «Sie is’ sogar ein richtiges Glückskind. Darf nämlich oben bei der edlen Jungfer nächtigen. Ja, wirklich. Hat man so was schon gehört? Wir mussten ihren Strohsack und ihre Bündel bis hoch unters Dach schleppen.»
«Im Ernst?» Thea, die beleibte Köchin, musterte Luzia überrascht. «Na, das is’ ja wirklich was Feines. Da oben wirst du dann wenigstens nich’ von den Kerlen belästigt.»
«Kerle?» Erschrocken blickte Luzia die ältliche Köchin an.
Thea lächelte gutmütig. «Na sicher. Ein hübsches Mädchen wie du muss sich hier vorsehen. Bist ja nicht nur im Gesicht ganz ansehnlich. Da kriegen die Männer gerneStielaugen.» Sie stieß einem der Küchenjungen den Ellenbogen in die Seite. «Aber keine Angst, die meisten sind harmlos. Und du lernst schon, auf dich aufzupassen, wenn du keinen Wert auf einen dicken Bauch legst.»
Luzia wurde rot.
Leni stieß sie kichernd an. «Hast wohl noch nich’, was? Is’ auch besser so. Aber vor den Rittern musst du dich in Acht nehmen. Da sind ein paar dabei, die keine Rücksicht drauf nehmen, ob du willst oder nicht. Hüte dich also vor dunklen Winkeln und geh nachts nicht alleine raus.»
«Bestimmt nicht!», rief Luzia erschrocken.
«Brav so», nickte Thea und lächelte mütterlich. «Warst ja wohl noch nie auf einer Burg, wie?»
Luzia schüttelte den Kopf.
«Es ist aber gar nicht so übel hier», erklärte Leni und griff in den Korb mit dem Schrotbrot. «Nimm dir auch, bevor dir die anderen alles wegessen. Die zwei Jungfern, für die ich arbeite, sind zwar ein bisschen hochnäsig, aber es lässt sich aushalten. Wie ist denn deine Herrin? Ich war ja heute Morgen nur kurz bei ihr. Meiner Treu, hab ich gedacht, so eine große Frau hab ich noch nie gesehen! Aber schön ist sie! Der liegen die Ritter bestimmt reihenweise zu Füßen. Und ihre Kleider erst! Selbst Frau Hedwig hat nicht so feine Sachen. Ich hab mich fast nicht getraut, sie anzufassen. Die muss mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden sein, sag ich euch.»
«Sie ist, glaube ich, ziemlich streng», warf Luzia ein. «Und reinlich. Sie hat als Erstes von mir verlangt, dass ich mir Gesicht und Hände waschen soll, bevor ich ihre Sachen anfasse. Dann hat sie mir erklärt, was ich alles machen soll,und gemeint, dass sie samstags immer badet und dass ich das dann auch machen soll.»
«Baden? Du?» Leni prustete los, und auch die anderen fielen in ihr Gelächter ein. «So richtig mit warmem Wasser und Seife und allem?»
Luzia zuckte hilflos mit den Schultern. «Ich weiß auch nicht, was das soll.»
«Freu dich doch.» Thea reichte ihr eine kleine Holzschüssel voll Gerstenbrei mit gekochten Zwiebeln. «Da kannst du dich doch mal fühlen wie ’ne Dame. Erzähl uns aber genau, wie das ist in dem Badezuber. Der Frau Hedwig musste ich ja auch schon oft das Wasser heiß machen. Aber jeden Samstag, sagst du?»
Luzia nickte.
«Was für eine Verschwendung», bemerkte eine zierliche Frau mittleren Alters, die gerade aus dem Speisezimmer kam, wo sie beim Auftragen der Speisen geholfen hatte. Sie setzte sich auf den freien Platz neben Luzia und nahm sich hungrig vom übrig gebliebenen Brot. «Scheinst es ja gut getroffen zu haben, Mädchen. Ich wünschte, mich würde mal so eine Grafentochter in ihre Dienste nehmen.» Sie lachte gackernd. «Wie kommst du bloß zu der Ehre?»
«Halt den Mund, Trudi», fuhr Thea sie unwirsch an. «Wir haben doch alle unsere angestammte Arbeit. Glaubst du, der Herr Simon entlässt dich einfach so aus deinem Dienst? Ist doch klar, dass er ’ne Fremde herholt. Wahrscheinlich hat die Jungfer ihm ordentlich was für Luzia bezahlt.»
Luzia sah sie überrascht an, dann schüttelte sie den Kopf. «Herr Simon hat mich nicht verkauft. Das geht doch garnicht so einfach. Außerdem bin ich eine freie Bauerntochter.»
«Sag bloß!» Leni sah sie mit großen Augen an. «Kein Wunder, dass du sogar baden darfst. Bezahlen sie dich etwa sogar?»
«Ich glaube schon.» Zögernd blickte Luzia von einem zum anderen. «Meine Herrin hat noch nichts davon gesagt. Aber der Herr Bertram hat so was erwähnt, als er mit meinem Vater gesprochen hat.»
«Tatsächlich ein
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