Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Anschlag. Die Menschen waren in Panik. Wie konnten sie jetzt noch guten Gewissens ihre Kinder zur Schule schicken und warum unternahm die Regierung nichts zu ihrem Schutz? Vielleicht würde der Tenor sich ändern, wenn neue Beweise auftauchten, etwa Kanezakis Fotound Videoaufnahmen. Und natürlich würde Horton versuchen, die Dinge in die Richtung zu lenken, wo er sie, wie er behauptete, haben wollte. Aber insgesamt war es eher niederschmetternd. Wir sahen zu, bis wir es nicht mehr aushielten. Dann fielen wir alle in einen totenähnlichen Schlaf.
Als wir aufwachten, stellten wir den Fernseher wieder an, und die Darstellung hatte sich tatsächlich verändert. Jetzt war die Rede von einer geheimen Kommandoeinheit, die die Dschihadisten getötet, den Anschlag vereitelt und die Kinder evakuierthatte. Ich fragte mich, was als Nächstes kommen würde.
Kanezaki lud sein Material zu Wikileaks hoch. Ohne weiteren Kontext würde es möglicherweise als abseitige Verschwörungstheorie abgetan werden. Ein anonymer Sprecher konnte erklären, dass Gillmor beabsichtigt hatte, die Drohne gegen die Terroristen einzusetzen; leider hatten die Terroristen seinen Standort ausfindig gemacht und ihn kaltblütig niedergestreckt, was die Drohne zum Absturz brachte; dennoch sei es seinen erfahrenen Männern gelungen, die terroristische Bedrohung auszuschalten, während ihr tapferer Anführer im Sterben lag.
Ich stellte fest, dass es mir ziemlich gleichgültig war. Wir hatten getan, was wir konnten. Und zwar gut. Jetzt musste ich nur noch einen Weg finden, unerkannt das Land zu verlassen und meine fünfundzwanzig Millionen zu genießen.
Kanezakis Satellitentelefon summte. Es war Horton. Kanezaki übergab mir das Telefon.
»Danke«, sagte er. »Ich habe es nicht verdient, von Ihren Taten zu profitieren, aber ich tue es.«
»Wie das?«
»Ich bin sicher, dass ich sehr bald in der Hölle landen werde, so oder so. Aber bis dahin haben Sie mir das nötige Werkzeug in die Hand gegeben, um den Putsch umzudrehen, wie ich es immer gehofft hatte, und ihn in eine Kraft des Guten zu verwandeln.«
»Eine Menge Menschen sind bei den Anschlägen gestorben«, sagte ich. »Da bin ich aber froh, dass alles einem übergeordneten Wohl dient.«
Es kam mir leicht verlogen vor, als ich es sagte. Andererseits hatte ich nie eine Gruppe Unschuldiger in die Luft gesprengt.
»Es wäre schlimmer, wenn alles umsonst gewesen wäre«, sagte er. »Oder weniger als umsonst.«
»Na schön, Sie haben, was Sie wollten.« Ich sprach es nicht aus, aber ich dachte es:
Und dennoch müssen Sie sterben
. Doch daswar ihm vermutlich bewusst. Er hatte es bereits zugegeben.
»Ich möchte, dass Sie zwei Dinge wissen«, sagte er.
»Mhm.«
»Erstens habe ich über geeignete Kanäle die Auffassung vertreten, dass Sie alle durch einen Fehler auf die Todesliste des Präsidenten geraten sind. Ein Fehler, der auf ein geheimdienstliches Versehen zurückzuführen ist, das wiederum Resultat Ihrer furchtlosen Unterwanderung der Organisation war, die hinter den Anschlägen steckte. Dass Sie alle vielmehr das Risiko einer bundesweiten Menschenjagd auf sich nahmen, um Ihre Mission zu vollenden und die Kinder an dieser Schule zu retten. Sie haben keine weiteren Feindseligkeiten seitens des amerikanischen Militärs, der Geheimdienste oder Polizeibehörden zu befürchten.«
Ich hätte ihm gerne geglaubt. »Sagten Sie nicht, dass Sie seit Ihrem Rücktritt nicht mehr über die nötigen Beziehungen verfügen?«
»Angesichts meines Hintergrunds und dank meiner Ansprache bin ich nicht ohne Einfluss. Und er wird noch wachsen.«
»Das wussten Sie damals auch schon. Als wir Ihre Tochter hatten. Aber Sie sagten nichts davon.«
»Sie hätten mir nicht geglaubt. Außerdem mussten Sie mir etwas verschaffen, mit dem ich arbeiten konnte. Was Ihnen gelungen ist. Das Wrack dieser Drohne befindet sich im Gewahrsam der Polizei von Lincoln. Angesichts der Ungeheuerlichkeit dessen, was in ihrer Gemeinde gerade geschehen ist, wird es der Bundesregierung schwer fallen, ihnen das Beweisstück wegzunehmen und es verschwinden zu lassen.«
»Es sind weitere Beweise unterwegs«, sagte ich.
»Zum Beispiel?«
»Fotos und Videos von Gillmor. Alles zu Wikileaks hochgeladen. Sie könnten es jetzt nicht mehr verhindern, selbst wenn Sie wollten.«
»Verhindern? Ich bin froh darüber. Tatsächlich habe ich selbst meinen verifizierbaren Informationsschatz zu den guten Leuten von Wikileaks hochgeladen, die ihn getreulicher
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