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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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er. »Planst du immer noch deinen Märchenball? Aufmachen.«
    Ich öffne den Mund und er streicht mit einem Wattestäbchen über die Innenseite meiner Wange. »Es wird kein Märchenball, sondern eine richtige Party, wie es sie in Städten gibt.«
    »Was weißt denn du über Städte?«
    »Ich habe einiges im Lexikon nachgelesen. ›Ein zentraler Ort, an dem eine große Anzahl Menschen lebt und arbeitet‹«, zitiere ich. Er grunzt nur und streicht die Speichelprobe auf einen Objektträger.
    Nur um zu sehen, wie er reagiert, füge ich hinzu: »Ich weiß, dass Manaus eine Stadt ist.«
    Das Wattestäbchen fällt auf den Boden. »Verdammt. Mach noch mal auf, ich muss noch eine Probe nehmen.«
    Ich frage mich, ob das »Verdammt« dem heruntergefallenen Wattestäbchen gegolten hat oder meinem Zufallstreffer. »Dann ist es also eine Stadt?«
    »Pia.« Er legt das zweite Wattestäbchen auf ein kleines Metalltablett und beginnt, seine Latexhandschuhe auszuziehen. »Fang nie wieder von Manaus an.«
    »Warum nicht?«
    Er hält inne, einen Handschuh halb abgestreift, und zieht scharf die Luft ein, bevor er fortfährt: »Ich habe es dir schon hundert Mal gesagt, Pia. Es ist gefährlich da draußen. Diese Leute hätten kein Verständnis für dich. Du würdest sie mit deiner bloßen Existenz erschrecken und sie würden sehr bald neidisch werden. Du kannst nicht sterben, aber das heißt nicht, dass sie dir nicht wehtun können.«
    »Diese Leute«, wiederhole ich leise.
    »Ja. Die da draußen. Sie sehen die Dinge nicht so wie wir hier, Pia. Sie würden dich in einen Käfig stecken und nie mehr rauslassen. Begreifst du das nicht?«
    Ich nicke. Die Ammer und der Käfig unter Strom kommen mir in den Sinn und ich sehe mich anstelle des Vogels. Ein Schauer überläuft mich.
    »Fang nie wieder von Manaus an.« Sein Ton ist streng, wie normalerweise nur an Testtagen, doch dann wird seine Miene freundlicher. Er legt seine Hände auf meine. »Du bist hier sicher. Im Moment ist das dein Zuhause. Eines Tages wirst du die Welt sehen, Pia. Daran darfst du nie zweifeln. Doch bis die Welt so weit ist, dass sie dich sehen kann, musst du dich leider mit Little Cam begnügen.«
    »Okay«, erwidere ich kleinlaut.
    Er lächelt und drückt meine Hände. »Ich war dabei, als du geboren wurdest. Ich war der Erste, der dich auf den Armen gehalten hat. Ich habe dir deinen Namen gegeben.«
    »Ach ja?« Das hatte er bisher noch nicht erwähnt.
    »Ja. Pia, weil es ›ehrfurchtsvoll‹ bedeutet und ich mich genau so gefühlt habe, als ich dich sah.«
    Er schaut mir fest in die Augen und sein Blick ist warm und ernst. Ich lächle unwillkürlich.
    Die restliche Untersuchung läuft ab wie immer. Es dauert nicht lange. Ich bin so daran gewöhnt, dass ich sie auch selbst machen könnte. Herzschlag, Speichelprobe, Augen, Ohren und Nase, prüfen, prüfen, prüfen und fertig. Blutproben zu nehmen, versucht Onkel Paolo schon seit Jahren nicht mehr. Egal aus welchem Material die Nadeln sind und egal wie stark der Druck, durch meine Haut kommt nichts durch.
    »Wir sind so weit, Pia. Geh und plane deine Party oder sonst was.«
    »Ich muss noch meine Orchideen gießen.«
    Er nickt und werkelt noch ein bisschen im Labor herum, dann geht er.
    Ich bin gerade dabei, die erste Orchidee zu gießen, als ich Schritte hinter mir höre. Ich drehe mich um und will Onkel Paolo schon fragen, was er vergessen hat. Aber er ist es nicht. Es ist Dr. Tollpatsch.
    »Was wollen Sie?«, frage ich.
    Sie hebt überrascht die Augenbrauen. Sie sind so rot wie ihr Haar. »Entspann dich! Ich möchte nur ein bisschen reden. Wir hatten gestern keine Gelegenheit, uns richtig kennenzulernen.«
    Super. Ich wende mich wieder meinen Orchideen zu. »Hallo. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits«, erwidert sie genauso kühl wie ich. »Du lieber Himmel, Mädchen! Gib mir wenigstens eine Chance, bevor du mich zu deiner Feindin erklärst. Komm, lass mich dir helfen.«
    Sie will mir die Gießkanne aus der Hand nehmen. Dabei stößt sie sie um und das Wasser fließt über meine Schuhe.
    »Huch!« Während ich noch mit offenem Mund auf die Pfütze starre, gibt sie mir ein Handtuch. Ich wische das Wasser auf und beiße mir dabei auf die Zunge, damit mir nichts herausrutscht, das ich anschließend bereuen müsste. Dr. Tollpatsch hockt sich auf den Untersuchungstisch und schaut sich um.
    »Schreckliche Fotos«, meint sie, als sie meine Porträts an der Wand betrachtet.
    Normalerweise würde ich das

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