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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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Herzog hatte die Terror für einen Titel und eine Festung inmitten einer Armensiedlung verhökert. Mina fragte sich, ob er diesen Tausch wirklich für lohnenswert hielt.
    Der Pförtner blickte sie an. »Und das Weibsstück?«
    Newberry nahm neben Mina eine drohende Haltung an. »Sie ist Lady Wilhelmina Wentworth, die Kriminalinspektorin.«
    Oh Newberry. In Manhattan City bedeutete ein Titel vielleicht noch etwas. In England bedeutete er lediglich, dass ihre Familie nicht den schrecklichen Dingen ausgesetzt gewesen war, die die Unterschichten unter der Horde erlitten hatten. Und als der Pförtner sie erneut anblickte, wusste sie, was er sah – und das war nicht die Dame. Es waren auch nicht die Schulterklappen, die ihren Rang verrieten, oder das rote Band, das an ihren Ärmel genäht war und bedeutete, dass sie während der Revolution Hordenblut vergossen hatte.
    Nein, er sah ihr Gesicht, schätzte ihr Alter und wusste, dass sie bei einem Sinnenrausch gezeugt worden war. Und dass aufgrund des Ansehens ihrer Familie ihre Mutter und ihr Vater sie hatten behalten dürfen, anstatt dass sie in einen der Horte gesteckt wurde.
    Der Pförtner schaute ihren Assistenten an. »Wer sind dann Sie?«
    »Konstabler Newberry.«
    Der alte Mann kratzte sich am Bart, während er mit klirrenden Schritten zum Pförtnerhaus zurückging. »In Ordnung. Ich schicke dem Kapitän ein Telegramm.«
    Er nannte den Herzog noch immer Kapitän? Mina war sich nicht sicher, ob das mehr über Trahaearns Haltung zu seinem neuen Rang verriet oder über den Pförtner. Doch egal, was das Personal von seinem Titel hielt, Trahaearn schien eine solche Anrede offensichtlich zu erwarten.
    Der Pförtner kam nicht zurück – und ob nun Pirat oder nicht, er musste lese- und schreibkundig sein, wenn er ein Telegramm verfassen und die Antwort aus dem Haupthaus lesen konnte. Die Antwort kam rasch. Sie und Newberry hatten kaum eine Minute gewartet, als das Tor in gut geölten Angeln aufschwang.
    Der Park war riesig, und grüner Rasen erstreckte sich weit in die Dunkelheit hinein. Hunde verfolgten Spuren entlang des Zauns, und ihre Aufseher waren wegen der Kälte dick eingepackt. Wenn sich jemand auf das Anwesen geschlichen hätte, würde er auf dem Gelände nicht viele Verstecke finden. Büsche und Bäume waren noch jung und erst gepflanzt worden, nachdem Trahaearn das Grundstück vermacht worden war.
    Das Haus konnte es mit Chesterfield aufnehmen, bevor dieses große Gebäude während der Revolution niedergebrannt worden war. Zwei rechteckige Flügel ragten nach vorn und bildeten einen großen Vorplatz. Schmucklose Rahmen umgaben die zahlreichen Fenster, und die klotzige Steinfassade wurde lediglich durch das Fensterglas und das Geländer entlang des Dachrandes aufgelockert. In der Mitte des Vorplatzes plätscherte ein Brunnen. Dahinter führte die Haupttreppe in zwei Halbkreisen zum Eingang hinauf.
    In der Mitte der Treppe bedeckte ein weißes Laken einen körperähnlichen Gegenstand. Das Laken wies keine Blutflecken auf. Ein Mann stand oben an der Treppe, und Mina konnte seine schmächtigen Umrisse in kerzengerader Haltung nicht sofort zuordnen. Dann war es ihr schlagartig klar: Marine. Wahrscheinlich noch ein Pirat, obwohl der hier zuvor Seemann gewesen war – oder Offizier.
    Ein Haus dieser Größe erforderte ein Heer von Bediensteten, und sie und Newberry würden jeden Einzelnen befragen müssen. Bald würden sie wissen, wie viele von Trahaearns Piraten mit ihm an Land gegangen waren.
    Als sie den Brunnen erreichten, wandte sie sich an Newberry. »Halten Sie hier. Bauen Sie Ihre Kamera neben dem Leichnam auf. Machen Sie Fotos von allem, bevor wir ihn bewegen.«
    Newberry hielt an und kletterte aus dem Wagen. Mina wartete nicht, bis er seine Ausrüstung beisammen hatte. Sie marschierte auf das Haus zu. Der Mann kam die Treppe herunter, um sie zu begrüßen, und sie musste ihre Einschätzung revidieren. Seine Haltung war nicht strikte Disziplin, sondern der Ausdruck kontrollierter Energie. Sein dunkles Haar war glatt aus einem erhitzten, schmalen Gesicht gekämmt. Im Gegensatz zu dem Mann am Tor war er gepflegt und platzte beinahe vor Diensteifer.
    »Inspektor Wentworth.« Mit tintenschwarzen Fingern wies er auf den Leichnam, damit sie einen Blick darauf warf.
    Sie hatte es nicht eilig. Der Leichnam würde nirgendwohin gehen. »Mr. … ?«
    »St. John.« Er sprach den Namen eher wie ein Bounder aus, mit zwei kurzen Silben. »Gutsverwalter Seiner

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