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Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See

Titel: Die Eiserne See - Brook, M: Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meljean Brook
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Horde hatte keine Kriegsflotte, und während Europa vor der Horde geflohen war, war Britannien durch das Meer und eine starke Schiffsflotte geschützt. Und so hatten sie jahrelang mit Tee und Zucker gehandelt, und England hatte sich in Sicherheit gewiegt.
    Bis die Horde die »Bugs« aktiviert hatte.
    Deshalb mied seither jeder, der in England geboren war, Zucker, wenn er nicht von Feldern auf britischem Boden kam und in einer der erst kürzlich errichteten Raffinerien verarbeitet worden war – und nach zweihundert Jahren, in denen die Horde horrende Steuern erhoben hatte, hatte sowieso niemand mehr genug Geld, um sich diesen Luxus leisten zu können. Rübenzucker war neu in England und so wertvoll wie Gold für die Franzosen oder wie die Technologie der Horde für die Schmuggler im Indischen Ozean und in der Südsee.
    »Du gehst zu hart mit ihnen ins Gericht, Mina. Der Ball selbst ist eine Gefälligkeit. Und er muss sehr teuer gewesen sein.« Felicity blickte sich beinahe verzweifelt um, als würde sie der Gedanke schmerzen, wie viel das alles gekostet haben musste.
    »Hartington kann es sich offensichtlich leisten. Schau nur die vielen Kerzen.« Mina wies mit dem Kinn in Richtung der Lüster.
    »Sogar deine Mutter benutzt Kerzen.«
    Das war nicht das Gleiche. Gas kostete beinahe nichts; Kerzen, vor allem aus Wachs von guter Qualität, konkurrierten als Luxusartikel mit Zucker. Ihre Mutter benutzte Kerzen während ihrer Liga-Treffen, jedoch nur, damit das gedämpfte Licht die schlimmsten Verschleißerscheinungen verbarg. Wiederholtes Reinigen der Wände sorgte dafür, dass die Rauchspuren verschwanden, die jedes Heim in London aufwies, allerdings kam der Putz schon unter den Tapeten hervor, und die Teppiche waren in der Mitte abgewetzt. Das Sofa war nicht erneuert worden, seit die Horde England besetzt hatte. Doch in Devonshire House brauchte man keine Kerzen, um zu verbergen, was hellere Gaslampen offenbarten.
    »Meine Mutter will sichergehen, dass sich jeder ihrer Gäste wohlfühlt.« Körperlich wohl, unter allen Umständen. Mina ging jedoch davon aus, dass ihre Mutter nichts gegen das Unbehagen tun konnte, das sie beide den Besuchern einflößten. »Gefälligkeit sollte nicht dazu führen, alte Wunden aufzureißen, Felicity. Eine Gefälligkeit wäre es gewesen, Nachtisch mit Rübenzucker oder Honig anzubieten.«
    »Vielleicht«, sagte Felicity, die offensichtlich nicht gewillt war, so schlecht von den Boundern zu denken, aber dennoch zugeben musste, dass man es hätte besser machen können. Sie warf noch einen Blick auf die Kuchenberge. »Meine hätte Mousse angeboten.«
    »Deine was hätte Mousse angeboten?«
    »Meine Tafel, wenn ich einen Ball geben würde. Lach nicht, Mina. Vielleicht tue ich es eines Tages.«
    Selbst wenn die Börse ihrer Freundin besser gefüllt gewesen wäre, konnte Mina sich nicht vorstellen, dass Felicity je so übermütig gewesen wäre, einen Ball auszurichten. Der sehnsüchtige Blick ihrer Freundin überraschte Mina. Sie verkniff sich das Lachen und nickte.
    Felicity verstand es als Aufforderung und sagte: »Ich habe gehört, dass es auf den Antillen eine Mousse aus Liberé-Schokolade gibt, die so leicht ist, dass sie wie ein Luftschiff schweben kann, und Eclairs, gefüllt mit Sahne. In Lusitanien backen sie Massa Sovada … «
    Mina verscheuchte eine Vision von schwebenden Moussebällchen mit Eclairs darunter. »Massa was?«
    »Süßes portugiesisches Brot.« Felicitys Augen weiteten sich unschuldig. » Die Lamplighter Gazette hat eine neue Seite, auf der sie Nachspeisen aus der Neuen Welt vorstellt. Sie wandelt darin auf den Spuren der Folgen eines Fortsetzungs-Abenteuerromans. Bestimmt hast du dir die Rezepte angesehen, nachdem du die letzte Folge von Archimedes Fox gelesen hast.«
    Mina errötete und hoffte, das Kerzenlicht würde es verbergen. Ihre Familie konnte sich gerade mal zwei Hausmädchen und einen Koch leisten. Andere Familien kümmerten sich selbst um ihren Haushalt; wenn man das Mina oder ihren Eltern überlassen würde, würden sie wahrscheinlich Hunger leiden und ihr Stadthaus würde verkommen.
    Um von ihrer Verlegenheit abzulenken, sagte sie: »Du würdest deinen Tisch also decken wie auf dem nördlichen amerikanischen Kontinent. Mit Mousse-Inseln von den Antillen, einer Halbinsel lusitanischen Brots, übertroffen von … « Was aß man in der kastilischen Wildnis? Mina hatte keine Ahnung – und einen Bounder konnte sie nicht fragen. Nachdem sie beinahe ihr gesamtes

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