Die Eishölle
wie geistig, und in den kurvenreichen Höhlen, von denen Scarsdale so oft gesprochen hatte, höchstwahrscheinlich schwierig wurde.
Außerdem hoffte ich, mit einem hochempfindlichen Film einige Fotografien machen zu können, sofern es Scarsdales Leuchteinheiten erlaubten.
Ich erwiderte Van Damms kurze Funkmeldung, und dankte ihm für die förmlichen Erfolgswünsche für Scarsdales Unternehmen. Natürlich konnte Scarsdale über den Lautsprecher, der auf dem Schott über dem Kartentisch angebracht war, bestens mithören, was gesprochen wurde, und so schnaubte er heftig über das, was er als Van Damms übertriebene Förmlichkeit bezeichnete. Ich ließ den Schalter entsprechend den Anweisungen auf Empfang und musste fortan sämtliche Anordnungen in Bezug auf Hindernisse, die wir unterwegs antreffen könnten, weiterleiten.
Ich ließ meinen Blick über die Lichtschalttafel gleiten und schaute dann nach vorn, wo das mächtige Portal emporragte.
Der Türsturz war weit oben bereits unseren Blicken entzogen.
Im stählernen Rückspiegel konnte ich Van Damms Fahrzeug sehen, das gerade mit flatternden Wimpeln den Obelisken umkurvte. Dann waren wir im Portal der Höhle, und Finsternis breitete sich aus und umgab uns wie ein Schleier. Ein warmer Wind blies vom Inneren der Erde herauf – wir hatten die Luftschlitze geöffnet, so dass ich ihn spüren konnte –, und das Heulen der Motoren hallte schrill von den Höhlenwänden wider.
Das Geräusch erstarb, als sich Scarsdale vorbeugte und die Luftschlitze schloss. Im selben Augenblick verschwand das Licht am Himmel und wurde zu einem schwachen Gelb. Auf ein Nicken von Scarsdale hin schaltete ich den
Hauptsuchscheinwerfer ein, der oberhalb der
Windschutzscheibe montiert war und von einem Regler im Innern des Traktors ausgerichtet werden konnte. Die gelben Strahlen, die uns so vertraut werden sollten, ließen die matten Konturen der steinigen Wand sichtbar werden, die sich nach oben hin in einer Finsternis verlor, welche dunkler war als jede der Außenwelt bekannte Nacht. Skurrile Schatten flohen in mittlerer Entfernung, und für einen Moment erschrak ich, als ich ein gewaltiges Flattern sah, bis ich erkannte, dass es unser eigenes Abbild war, das von Van Damms Suchscheinwerfern an die Tunnelwand geworfen wurde. Ich schaute kurz in den Rückspiegel und stellte fest, dass er etwa hundert Meter hinter uns Stellung bezogen hatte. Ich bestätigte sein Manöver per Funk.
Holden antwortete knapp. Ich wandte meine Aufmerksamkeit nach vorne und sah, dass Scarsdale den Spuren von Traktor Nummer drei folgte. Ein, zwei Augenblicke später entdeckten wir ihn an der rechten Höhlenwand in einer Nische, die eine natürliche Parkbucht bildete. Wir hielten nicht an, sondern fuhren sofort weiter. Vor uns lag nur noch unberührter Sand.
Der Tunnel war an dieser Stelle ungefähr hundert Meter breit, und dies sollte sich die nächsten Stunden nicht ändern. Ich hatte bereits unser Messinstrument eingeschaltet, so dass wir ständig über die täglich hinter uns gebrachten Kilometer informiert waren.
Während sich Scarsdale auf das Steuern konzentrierte, griff ich nach meiner Kamera und schaltete für kurze Zeit sämtliche Lichtquellen an, über die wir verfügten. Der Effekt war erstaunlich und ich beeilte mich, einige Aufnahmen zu machen, sowohl nach vorne als auch nach hinten, bevor ich wieder alle Lichter bis auf den Hauptsuchscheinwerfer ausschaltete. Mir war jedoch etwas aufgefallen, dass mich einige Mutmaßungen anstellen ließ. Zum einen neigte sich das Gewölbe, wie es in Höhlenformationen eigentlich üblich ist, nirgends in Bodennähe herab.
Außerdem fiel mir auf, dass der Steinkorridor sich ungefähr einen halben Kilometer lang einförmig vor uns erstreckte, ohne sich in seiner Breite nennenswert zu verändern. Der Boden bestand nicht mehr aus San I, sondern schien aus Stein zu sein.
Dies erhöhte den Lärmpegel im Tunnel erheblich, hatte aber keinen großen Einfluss auf den Komfort und die Stabilität unserer Fahrt im Traktor. Am meisten beeindruckte mich jedoch die Regelmäßigkeit der Höhlenwände. Noch vor Ablauf einer Stunde war ich überzeugt, dass der Tunnel auf keinen Fall eine natürliche Formation war, sondern in weit zurückliegender Zeit gegraben worden war. Dies wiederum warf einige faszinierende Fragen auf, denn ich hatte den Eindruck, dass die Inschriften auf dem Obelisken und dem Portal sehr alt waren. Die Probleme, die mit der Konstruktion eines so gewaltigen
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