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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basil Copper
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mir war nichts außer tintenschwarzer Finsternis, und es gab keinen Hinweis auf Fledermäuse oder die Existenz von Vögeln. Es herrschte Ehrfurcht gebietende Stille, die mir schwer zu schaffen gemacht hätte, wäre nicht jene anhaltend warme Brise von irgendwo weit unten im Tunnel gewesen.
    Wir befanden uns an einem außerordentlich fremdartigen und faszinierenden Ort.
    Geoffrey Prescott und Norman Holden konnten ihre Erregung kaum unterdrücken, ein sprudelndes Überschäumen unterhalb der Oberfläche, das sogar die Fassade des unpersönlichen wissenschaftlichen Materialismus durchdrang, der sie umgab.
    Wie wir anderen auch, trugen sie leichte Overalls und die legierten Helme, die Scarsdale entwickelt hatte, um uns vor herabfallenden Steinen zu schützen.
    Diese Kopfbedeckungen waren mit Nummern versehen, von Scarsdales angemessener Eins bis hinab zu meiner bescheidenen Fünf, und darüber hinaus mit starken Taschenlampen ausgerüstet, eine äußerst nützliche Erfindung, da wir so die Hände frei hatten, um Werkzeuge zu benutzen oder die Ausrüstung zu tragen. Sowohl Holden als auch Prescott hatten Notizbücher bei sich und schrieben eifrig mit, während sie sich unterhielten und hier und dort durch den Tunnel eilten.
    »Alles entspricht ziemlich genau Ihren Skizzen und Modellen, Scarsdale«, hörte ich Van Damm zum Professor sagen, als ich nahe an ihnen vorbeilief. »Teilt sich der Tunnel an manchen Stellen auch in Nebenarme auf?«
    »Nur kurz vor dem Wasser«, sagte Scarsdale knapp. »Wir werden die Fahrzeuge dort lassen und in die Boote umsteigen müssen. Ich weiß natürlich nicht, welche Formationen wir auf der anderen Seite vorfinden werden. Möglicherweise ist es von Vorteil, dass wir keine große Auswahl haben, sonst könnten wir Jahre damit verbringen, Sackgassen abzusuchen.«
    Van Damm räusperte sich. »Ich habe die Markierungspfosten bemerkt, von denen Sie sprachen. Sie scheinen jeweils zehn unserer Kilometer zu entsprechen.«
    Der Professor lächelte, sein Gesicht geheimnisvoll vom gelben Lichtstrahl der Scheinwerfer angestrahlt.
    »Ich hatte Gelegenheit, sie zu Fuß kennen zu lernen«, sagte er. »Eine Erfahrung, das kann ich ihnen versichern.«
    »Wie lange waren Sie unterwegs, Professor?«, fragte ich.
    Scarsdale wandte mir im grellen Glanz der Lampen seinen großen, bärtigen Kopf zu. »Im Nachhinein habe ich errechnet, dass es mehr als zwei Wochen waren«, sagte er ruhig. »Das Schlimmste daran war die Dunkelheit. Ich hatte nur wenige Taschenlampen und einige Kerzen, und die mussten geschont werden. Am Ende orientierte ich mich, indem ich mich mit meinem Gehstock die Tunnelwand entlangtastete, genau so, wie es ein Blinder tun würde. Ich habe errechnet, dass ich beinahe einen Zentimeter der Metallspitze abgenutzt habe.«
    Angesichts der Worte des Professors konnte ich mich eines Schauderns nicht erwehren. Erneut musste ich an jenen unglaublichen Willen hinter seiner harten Fassade denken, der ihn diese kilometerlangen düsteren Korridoren hatte weitergehen lassen, wo schwächere Männer zu lallenden Idioten geworden wären.
    »Ich nehme an, Sie hatten einen Kompass?«, sagte Van Damm nach einer langen Stille leise.
    »Gott sei Dank«, sagte Scarsdale. »Man verliert vollständig die Orientierung. Eigentlich klingt es recht einfach: Die rechte Wand führt hinein, die linke hinaus. Aber in der Dunkelheit ist rechts links und links gleichermaßen rechts, wenn sie verstehen, was ich meine. Nord führt hinein, Süd hinaus, das war der einzige Weg, abgesehen von einigen Abweichungen, wenn der Tunnel Kurven macht.«
    Ich lief den Gang hinunter, und das schwache Pulsieren der Scheinwerfergeneratoren legte sich von den Traktoren her über das leichte Stöhnen des Windes. Die schwarzen Wände zogen sich dahin, ohne die mindeste Verfärbung oder irgendeinem abweichenden Glanz, der ihre Eintönigkeit durchbrochen hätte.
    Es war eine Arterie der Dunkelheit, die in vollkommen stygische Schwärze führte. Ein Mann, der alleine war, konnte an einem Ort wie diesem rasch dem Wahnsinn verfallen. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, dass man selbst ohne Beleuchtung immer noch in der Lage wäre, die Schwärze der Tunnelwände wahrzunehmen. Das war der Eindruck, den der Ort machte.
    Eilig beendete ich meinen Spaziergang und kehrte schnell zum Stützpunkt zurück. Vor mir erklang das Klopfen eines Hammers. Holden nahm eine Probe des Felsbodens. Er fluchte leise, als ich kam. Ich blickte zu Boden und sah, dass der

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