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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Verlies.
    »Heymals!« rief Buruna freudig erregt aus. »Ihr müsst gekommen sein, mich zu befreien.«
    Doch mitten im Schritt erstarrte sie. Ihre Augen schienen sich an die unverhoffte Helligkeit gewöhnt zu haben.
    »Caer?« stieß sie ungläubig hervor. »Was… was bedeutet das?«
    »Nicht mehr und nicht weniger, als dass wir Mardios verlassen werden, Prinzessin.«
    »Tilgran!« stöhnte sie in jähem Erkennen.
    »Enttäuscht? Eigentlich bin ich gekommen, um den Barden zu holen. Statt dessen musste ich Dinge hören, die keiner erfahren darf.«
    »Was geschieht mit uns?«
    »Du bist ein wertvolles Pfand, Buruna, das Drudin gerne sehen wird.«
    Die Caer stießen sie auf den Gang hinaus, wo die leblosen Körper zweier Rukorer lehnten und die Vorüberkommenden aus gebrochenen, weit aufgerissenen Augen anstarrten.
    »Es war ihr Pech, dass sie Dadjars Entschuldigung mit anhörten«, erklärte der Priester. »Eloard darf nie erfahren, wer du wirklich bist. Deshalb bringen meine Krieger euch auf eines der Schiffe, die Rukor bald verlassen werden.«
    Buruna ahnte, was das zu bedeuten hatte. »Du wirst mit den geforderten Hundertschaften nach Süden ziehen?« fragte sie. »Demnach hat deine Magie die Flüchtlinge bereits getötet.« Ihr stockte der Atem.
    »Was du fürchtest, tritt erst in wenigen Tagen ein«, entgegnete Tilgran. »Noch sind Männer und Frauen damit beschäftigt, einen magischen Zirkel aufzurichten, der ihnen zum Verhängnis werden soll. Sie gehen mit Freude und Eifer ans Werk.«
    *
    Der Hafen von Mardios hallte wider von unzähligen Kommandos. Dutzende Schiffe, überwiegend Dreimaster, lagen vor Anker. Mancher der Krieger, die sich an Bord drängten, wäre wohl lieber in der Stadt geblieben, aber die Caer duldeten keinen Widerspruch.
    »Sie alle werden gegen Logghard ziehen und das Shalladad verwüsten«, ließ Tilgran wissen. Der Priester und seine drei Gefangenen standen an Deck des einzigen schwarzen Seglers. Sämtliche anderen Schiffe gehörten zu Eloards Flotte.
    »Mit ihnen wirst du keinen Sieg erringen«, spottete Buruna. Nun, da sie wusste, dass die Fahrt nach Süden gehen würde, blühte sie förmlich wieder auf.
    »Du gibst dich falschen Hoffnungen hin«, sagte Tilgran. »Abertausende Krieger warten schon auf der Scholle, die wir in Kürze anlaufen. Und auch sie sind nur ein kleiner Teil von Drudins Streitmacht.«
    Das erste Schiff legte ab. Von der Kraft seiner Ruder getrieben, strebte es, immer schneller werdend, der Hafeneinfahrt zu. Erst nachdem es diese passiert hatte, wurden die Segel gesetzt. Die nächsten Schiffe folgten in Rufweite, und als letztes lichtete der Caer den Anker. Die See ging hoch an diesem Tag. Eine frische Brise peitschte die Gischt über Deck. Innerhalb kürzester Zeit war Buruna bis auf die Haut durchnässt. Eng legten sich die nassen Kleider an ihren Körper und zogen manchen bewundernden Blick an.
    Sie rührte sich nicht von der Stelle. Ihr war, als eile der Hauch des Todes der Flotte voraus. Ein Schiff, das so riesig sein sollte wie von Tilgran beschrieben, vermochte sie sich nicht vorzustellen. Buruna blieb allein mit ihren Gedanken, ihren ureigensten Ängsten und Befürchtungen. Sie hatte versucht, was in ihrer Macht stand, hatte sich nichts vorzuwerfen, und doch konnte sie sich dem drohenden Unheil nicht verschließen. Sehenden Auges liefen die Menschen ins Verderben.
    Lamir spielte die Laute. Die Melodie, die er dem Instrument entlockte, klang bitter und schwermütig. Sie verwehte mit dem auffrischenden Wind.
     
    »Schwarze Segel verdunkeln die Sonne,
    verwandeln den Tag in finstere Nacht…«
     
    Der Himmel hatte sich bewölkt. Ein leichter Nieselregen fiel und machte die See zu einem dampfenden Pfuhl. Schlaff hingen die Segel von den Masten. Nur das gleichmäßige Plätschern, das die eintauchenden Ruder hervorriefen, hallte über das Wasser. Doch auch sie konnten das Schiff bald nicht mehr bewegen.
    Wie geschmolzenes Blei lag das Meer des Blutes ruhig da. Keine Welle trübte seine spiegelnde Oberfläche. Es war geradezu gespenstisch ruhig. Die Pforten der Unterwelt schienen sich zu öffnen, denen düsterer Brodem entströmte. Eine gewaltige, himmelan dräuende Nebelwand verschlang die Flotte. Furcht griff nach den Herzen der Seefahrer und Krieger und lähmte ihren Schlag. Allein Buruna und Lamir blieben auf seltsame Weise davon verschont.
    Als der Nebel sich dann – nach einer Zeitspanne, die keiner zu ermessen vermochte – lichtete, sahen sie einen

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