Die Eiskrieger
Endes du allein entscheidest?«
»Ich suchte euren Rat, eure Hilfe.«
»Du hast gehört, was wir zu sagen haben. Es ist das gleiche, was wir schon vor einem halben Mond erklärten. Verbünde dich mit Caer, und das Schwert wird blutlos an Rukor vorüberziehen. «
König Eloard von Mardios erhob sich ruckartig. »Ich muss darüber nachdenken«, bekannte er. »Meine Zweifel konntet ihr nicht vertreiben.« Damit wandte er sich ab und ging.
»Zögere deine Entscheidung nicht zu lange hinaus«, rief Gembord ihm hinterher. »Es könnte sonst sein, dass Drudin ungeduldig wird und vergisst, dass er Rukor schonen wollte.«
*
Seit zwei Tagen wurde Buruna in des Königs Schlafgemach gefangengehalten. Noch einmal hatte sie in dieser Zeit versucht, den Raum zu verlassen, war aber von Wachen erneut daran gehindert worden.
Eigentlich fehlte es ihr an nichts – sie war trotzdem unzufrieden. Sooft Eloard zu ihr kam, versuchte sie, ihn in ihrem Sinne zu beeinflussen. Ihrem weiblichen Gespür blieb nicht verborgen, dass der König mit jedem Mal nachdenklicher wurde, irgendwie in sich gekehrt. Und sie setzte die Reize ihres makellos geformten Körpers ein, um ihn vollends für sich zu gewinnen.
Nur eines schmerzte sie, dass sie nicht wusste, was aus Lamir geworden war. Wahrscheinlich schmachtete er in einem stickigen, von Ratten überfüllten Verlies und trauerte den schönen Stunden in Leone nach, die er mit Viliala verbracht hatte. Obwohl ihr nicht danach zumute war, musste Buruna unwillkürlich lächeln. Sie konnte überzeugt sein, dass Lamir das Beste aus seiner misslichen Lage machen würde.
»Heute so wohlgelaunt, Prinzessin?«
Plötzlich stand Eloard von Mardios vor ihr. Sie erschrak, denn sie hatte ihn nicht kommen hören. »Ich habe nur an meinen Vater gedacht«, log sie, »und daran, dass er bald wissen wird, wo ich zu finden bin.«
Der König blickte sie nachdenklich und, wie es schien, wohlwollend an. »Du hast mir zu denken gegeben«, sagte er. »Tilgran hat inzwischen mit den Vorbereitungen begonnen, Rukor von allen Flüchtlingen zu befreien. In Mardios treffen außerdem laufend Hundertschaften gut ausgerüsteter Krieger aus allen Teilen des Landes ein, vorwiegend aus den östlichen Regionen.«
»Du fürchtest, dein Reich damit zu entblößen und einem überraschenden Angriff preiszugeben«, sagte Buruna. »Diese Einsicht kommt reichlich spät.«
Eloard nickte und setzte sich zu ihr aufs Bett. »Ich weiß nicht mehr, wem ich glauben soll«, gestand er, und Buruna wusste dieses offene Bekenntnis sehr wohl zu schätzen, bedeutete es doch nicht mehr, aber auch nicht weniger, als dass der König zu ihr Vertrauen gefasst hatte. »Meine treuesten Berater drängen mich, das Bündnis mit den Caer zu schließen.«
»Überlege es dir gut! Drudin wird nicht eher ruhen, bis Rukor ihm hörig ist. Der Schutz, den Tilgran dir in seinem Namen verspricht, ist ein zweischneidiges Schwert und wird deinem Volk hohe Blutopfer abverlangen.«
Kein Wort von den Söldnerheeren des Südens, von den gewaltigen Kriegsflotten, von denen Buruna immer wieder gesprochen hatte. Bewusst verzichtete sie darauf.
Eloard schwieg lange, nachdem sie geendet hatte. Er sah sie nur an, ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, ohne jedoch verlangend oder gar fordernd zu wirken. Als er endlich das Schweigen brach, war ihm anzumerken, wie schwer es ihm fiel. »Buruna«, sagte er, »du bist so anders als die vielen Mädchen, die ich vor dir gekannt habe. Vielleicht liegt es daran, dass du eine Tochter des Shallad Hadamur bist. Ich möchte dich besitzen, aber nicht mehr aus dem Bewusstsein meiner Macht heraus, sondern weil du meine Gefühle erwiderst.«
Langsam fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich muss mir über meine Empfindungen zu dir erst noch klarwerden.«
»Du bist frei, Prinzessin, kannst tun und lassen, was du willst. Auch dein Leibbarde darf das Verlies verlassen. Welchen Beweis verlangst du noch von mir?«
»Rüste eine kleine Flotte aus – fünf oder sechs Schiffe, die mich, ohne dass Tilgran oder die Caer davon erfahren, nach Süden bringen. Ich werde mit einer riesigen Streitmacht zurückkehren.«
»Die Bitte ist dir gewährt, Buruna.« Eloard nickte spontan. »Aber ich begleite dich, denn wisse, dass ich ein leidenschaftlicher Seefahrer bin und schon viele Expeditionen ausgerüstet habe, um das Westmeer zu erforschen. Leider kehrte nie eines dieser Schiffe zurück; sie sind wohl über den Rand der Welt
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