Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eiskrone

Die Eiskrone

Titel: Die Eiskrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
verstehe. Bitte, erkläre sie mir doch!« Er ging auf sie zu, als wolle er die Wahrheit aus ihr herausschütteln.
    »Es ist eine lange Geschichte«, begann sie, und dann erzählte sie ihm alles, was sie ihm schon vor Tagen gesagt hatte. Er unterbrach sie mit keiner Frage, sondern hörte sie bis zum Ende an; und dieses Ende war die Zerstörung der ganzen Installation, die so nicht geplant gewesen war.
    Als sie geendet hatte, schwankte sie. In ihrem Kopf tobte ein bohrender Schmerz, und ihre Augen schienen noch schlimmer zu werden als je vorher.
    »Verstehst du jetzt, warum uns die Leute vom Service nicht finden dürfen?« fragte sie mit letzter Energie. Dann war nur noch ein Schrei, Schmerz, Feuer – und Dunkelheit.
    Kühle, wunderbare Kühle und gesegnete Dunkelheit. Kein Gedanke, nur Gefühl. Kühl und feucht. Feuer? Nein, es verschwindet. Sie wollte sich nicht bewegen, aber sie bewegte sich. Roane entdeckte, daß sie nicht die Energie hatte, ihren Protest in Worte umzusetzen. Irgendwo weit weg hörte sie ein leises Stöhnen.
    »Roane …« Es war wie eine Welle auf dunklem Samt. Nein, nicht. Nur Ruhe. Nichts sonst.
    »Roane!« Sie wußte, daß jemand sie rief. Nein, nicht antworten. Bewegung. Sie fühlte sie als Schmerz in ihrem Kopf. Wieder Kühle und Dunkelheit.
    Aber als sie erneut aus der Dunkelheit zurückgeholt wurde, konnte sie nicht wieder entschlüpfen. Sie lag irgendwo auf etwas Hartem. Ihr Gesicht war naß, als sei sie im Regen gewesen. Aber es lag nur nasser Stoff über ihren Augen. Sie blieb ruhig liegen.
    »… wie eine Burg so groß, Sir. So etwas hab’ ich noch nie gesehen, und fünf Männer kamen heraus über eine Leiter. Und dann haben sie eine Menge Sachen hineingeschafft. Später gingen sie in die Höhle. Wenn man das Ding gesehen hat, glaubt man ja allerlei. Aber zu den Sternen reisen? Das muß einem schon bewiesen werden, wenn man es glauben soll. Sind Sie sicher, Sir, daß es nicht nur ein Traum war, das mit dem leeren Kopf? Oder ein Trick des Wahrsagers? Ich meine, wenn Shambry die Königin in einem solchen Zauber halten konnte – vielleicht kann er das auch mit uns machen?«
    »Niemand kann dich dazu bringen, daß du etwas siehst, was es nicht gibt. So etwas wie dieses Sternenschiff gibt es bei uns nicht.«
    »Ist wohl wahr. Aber dieses komische Gefühl im Kopf, Sir … Es läßt ja schon nach, aber erst war’s sehr arg. Mattine ist immer im Kreis herumgelaufen und hat Unsinn geschrien. Und wir anderen wußten nicht einmal mehr unseTe Namen. Was mag dann erst in der Stadt gewesen sein mit den vielen Leuten? Ein paar brauchen sicher länger, um darüber wegzukommen. Fleech mußten wir immer wieder sagen, wer er ist. Scheußlich!«
    Wuldon … Ja, die Stimme gehörte zu dem Namen. Wer war noch dabei? Allmählich vermochte Roane wieder zu denken. Sie hatten also das Beiboot gesehen. Und wenn die Mannschaft jetzt nach ihnen suchte? Sie mußte die anderen warnen …
    »Nelis«, wisperte sie.
    »Roane!« Seine Hand legte sich auf die ihre. Dann erinnerte er sich also ihrer wieder? »Weißt du, wer ich bin? Du mußt deine Augen zugedeckt lassen. Sie sind sehr entzündet.«
    Glaubte er wirklich, sie habe ihn vergessen? »Du bist Nelis Imfry«, erklärte sie ein wenig gekränkt. »Und Wuldon ist auch da. Aber … Nelis, die Leute vom Schiff dürfen uns nicht finden!«
    »Sie werden uns auch nicht finden, Roane. Unsere Späher passen auf, und zwischen ihnen und uns liegt eine ganze Bergkette. Ich habe großen Respekt vor ihnen, und deshalb gehen wir kein Risiko ein. Und jetzt mußt du das hier trinken.« Sein starker Arm schob sich unter ihren Kopf und hob ihn an.
    Sie nippte, spürte kühles Metall und heiße, würzige Feuchtigkeit. Sie mußte husten. »Nein«, wehrte sie dann ab.
    »Das mußt du trinken, denn du brauchst es jetzt.«
    Nach dem ersten richtigen Schluck entdeckte sie, daß dieser Trank gar nicht so übel war, und sie leerte gehorsam den Becher. »Wo ist meine Tasche mit den Medizinen?« fragte sie.
    »Hier, m’Lady«, meldete sich Wuldon.
    »Such eine weiße Tube heraus. In ihr ist eine grüne Flüssigkeit. Das sind Tropfen für die Augen.«
    »Hab’ sie schon.« Das war wieder Imfry. »Und wieviel?«
    »Zwei Tropfen für jedes Auge.«
    Es tat weh, als man sie aufsetzte, und die Tropfen brannten wie die Hölle. Sie hielt die Lider fest geschlossen. Nach einer Weile ließ der Schmerz nach. Sie zählte für sich bis hundert und öffnete die Augen. Das Licht tat weh, aber sie

Weitere Kostenlose Bücher