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Die Eiskrone

Die Eiskrone

Titel: Die Eiskrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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zum Turm und brachen mit Eisenstäben den Schlitz auf, durch den die Münzen geworfen wurden.
    Ein Stück Mauer brach heraus, und sie räumten die Steine weg. Das innen herumliegende Geld sahen sie nicht einmal an. Die Sonne schien hell durch das Loch auf den staubigen Boden, in dem sich eine Vertiefung abzeichnete. Wuldon setzte dort die Spitze seines Stabes an, den er als Hebel benütze. Imfry und die beiden Männer unterstützten ihn dabei. Knirschend bewegte sich der Stein. Sie wuchteten ihn und die beiden Blöcke links und rechts davon heraus.
    Wenig später kletterte Roane hinter den anderen eine steile Steinstiege abwärts. Die beiden Männer hatten Laternen angezündet, die gespenstische Schatten warfen. Dann standen sie in einem langen, dunklen Tunnel.
    Die Luft war feucht und dumpf, aber von Zeit zu Zeit wehte von irgendwoher ein frischer Luftzug herein. Höchstens zwei Personen konnten nebeneinander gehen; Imfry und Mattine bildeten die Spitze, dann folgte Roane mit Wuldon, und hinter ihnen kamen die übrigen Männer.
    Lange Zeit verlief der Tunnel eben; dann kam wieder eine steile Steintreppe, die zu einem tiefergelegenen Tunnel führte. Im Gegensatz zum oberen schien dieser aus natürlichen Höhlen und Spalten zu bestehen, die ineinander übergingen.
    Imfry schien den Weg gut zu kennen. Erst an einer Abzweigung zog er sein Gürtelgerät zu Rate. »Hier nach rechts«, bestimmte er und winkte mit seiner Laterne. Sie waren nun in einer großen Höhle.
    Nun gingen sie langsamer weiter, bis sie zu einer anderen Steintreppe kamen, auf deren Stufen sich das Tropfwasser in kleinen Pfützen gesammelt hatte. Roane hatte ziemlich Angst, als sie die schlüpfrige Treppe hinaufkletterte. Sie endete in einem Steingang, auf den eine Stiege mündete. Eine Wand dieser Treppe war mit Holz vertäfelt, das unter Staub und dicken Spinnweben kaum zu erkennen war. Imfry zählte die Stufen, als sei deren Zahl der Schlüssel, den er brauchte.
    Dann gab er mit der Hand ein Signal, und die Männer blieben stehen. Mattine hob nun beide Laternen zur Wand, die der Colonel abtastete. Dann drückte er seine Schultern gegen die Wandvertäfelung. Sie gab nach. Es war eine Tür.
    Und dann stand Roane in einem Raum, der so prächtig war wie jener, den sie in ihrem Traum gesehen hatte. Es war die gleiche Art schwerer, geschnitzter Möbel, dieselben bunten, ein wenig verblaßten Wandbehänge.
    Imfry stand an einer Seite einer weiteren Tür, Wuldon an der anderen. Beide hatten ihre Waffen im Anschlag. Der Colonel schob einen großen Riegel zurück, spähte durch den Türspalt und winkte seinen Leuten.
    So kamen sie in das Herz des Palastes von Urkermark. Zweimal blieb Roane stehen und lauschte mit klopfendem Herzen den Schüssen, die in den hohen, großen Räumen hallten. Einmal kam sie an einem Körper vorüber der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Unter ihm sah sie eine Blutlache.
    Bisher war nirgends organisierter Widerstand geleistet worden. Geflüsterte Befehle hatten immer wieder kleine Gruppen in den einen oder anderen der abzweigenden Korridore geschickt, und zum Schluß standen sie vor einer weiteren Tür und waren, Roane eingerechnet, nur noch zu zehnt.
    Imfry schob mit einem Ruck den Riegel zurück und riß die Tür auf.
    Roane vernahm etwas, das wie unterdrücktes Gelächter klang. Der Colonel stand als erster in jenem Raum; die anderen drängten nach, und Roane bildete den Schluß. Es war eine seltsame Szene, die sich ihnen bot.
    Auf einer Couch lag Ludorica und hatte die Augen geschlossen. Ihre Kleidung war unordentlich und an einigen Stellen zerrissen. Ihre Zöpfe waren aufgelöst, die Locken wirr.
    Neben ihr saß auf einem Stuhl Shambry. In Brusthöhe hielt er eine leuchtende Kugel, in deren Innern sich wellenförmiges Licht bewegte. Sein Mund stand offen. Als er Imfry sah, grinste er widerwärtig.
    »Ruhig, Sir, die Königin schläft und träumt. Sie träumt von uns, und wenn sie aufwacht, sind wir alle tot, weil wir ihre Traumkreaturen sind. Nur ich, Shambry, kann diesen Traum und uns am Leben erhalten!«
    Imfry ging entschlossen auf den Wahrsager zu, die anderen zögerten ein wenig. Ehe Shambry sich noch ducken oder aufspringen konnte, hatte der Colonel ihm die Kugel entrissen.
    Kreischend sprang der Wahrsager Imfry an. Es war nicht klar, ob er nur die Kugel wieder zurückhaben oder ob er dem Colonel an die Kehle wollte. Aber Wuldon warf ihn mit solcher Wucht auf seinen Stuhl zurück, daß er zusammen mit dem

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