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Die Eismumie

Die Eismumie

Titel: Die Eismumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga
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plötzlich… man kann wohl sagen… zu einem Mordbuben. Verlegte sich darauf, rein zum Zeitvertreib Menschen umzubringen.»
    Grove atmete tief durch. «Lassen Sie mich raten: die Methode bei diesen Morden war – »
    « – ein Eispickel in den Nacken», sagte Armatraj, dessen dunkle Augen glänzten. «Und er manipulierte die Leichen, brachte sie in eine bestimmte Haltung. Aber zu jener Zeit sah ich, genau wie Dr. De Lourde, keine Verbindung.»
    Grove wollte etwas sagen, als ihm auffiel, dass ein schwergewichtiger Mann in Mantel und Schirmmütze, in der Hand einen Musterkoffer, auf einen der Münzfernsprecher am anderen Ende des Korridors zuging. Nahe genug, um ihre Unterhaltung mitzubekommen. Der dicke Mann wählte eine Nummer und begann sein Gespräch. Weitere Geschäftsleute und Frühaufsteher gingen in dem Zwischengeschoss umher. Das beunruhigte Grove.
    «Professor De Lourde, schalten Sie Ihren Computer jetzt bitte ab», instruierte Grove mit leiser Stimme und deutete auf den hinteren Bereich des Vestibüls, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. «Hier entlang, bitte, wenn Sie mir folgen würden.»
    Er führte die Gruppe zum anderen Ende des Korridors, wo zwei gepolsterte «Rauchersessel» einen kleinen Glastisch flankierten und das gedämpfte gelbe Licht viktorianischer Messingleuchter das elegante Interieur ausleuchtete. Die Gruppe drängte sich um Grove, der sich plötzlich vorkam wie ein Geheimdienstoffizier, der seine Agenten hinter den feindlichen Linien zusammentrommelt, wo auf einmal eine unheilschwangere Atmosphäre aufkommt – das gedämpfte Klimpern der Hintergrundmusik, die schwache Beleuchtung, die parfümierte Sterilität des Hotels Nikko. «Dr. Endecott», sagte er schließlich. Er brachte kaum mehr als ein Flüstern heraus, als er die blauhaarige Frau ansprach. «Sie sind bis jetzt recht schweigsam gewesen.»
    Die Frau seufzte. «Die Wahrheit ist, dass ich nach unserer Entdeckung bei Flodden Bog nichts von dem Ausbruch einer Mordserie bemerkt habe – obwohl die ausgegrabene Mumie dem Muster entspricht, das wir diskutiert haben.»
    Grove fragte sie, ob ihr unter Umständen etwas entgangen sein könnte.
    «Das glaube ich nicht», erwiderte sie nach einem kurzen Moment des Überlegens. «Ich bin sicher, dass es Verbrechen gab, so wie es immer Verbrechen gibt, aber nichts, was der Signatur entspräche, die Sie dargelegt haben.» Dann lächelte sie auf sonderbare, undurchsichtige und nervöse Weise. «Ich muss gestehen, es gab in Oxford Leute, die einige interessante Theorien vertraten, was die Leiche in Flodden betraf.»
    Grove sah sie an. «Zum Beispiel…?»
    Die Frau schüttelte den Kopf, als wolle sie es abtun. «Einer meiner Kollegen, ein Gentleman namens Hartrey, war überzeugt, dass die Mumie ein Opfer der Sawney-Beane-Familie geworden war.»
    Zorn fragte, wer denn, zum Teufel, Sawney Beane sei.
    «Sie sollten Ihr Wissen über Serienmörder auffrischen, Terry», sagte Grove, ohne den Blick von der Frau aus Schottland zu wenden. «Die Sawney Beanes waren Kannibalen. Sie terrorisierten Schottland so um – wann? – siebzehnhundert herum?»
    «Früher», korrigierte ihn Professor Endecott. «Es war im fünfzehnten Jahrhundert. Der Legende nach konnte keine Brigade die Küstenmoore durchqueren, ohne nicht mindestens einen aus ihren Reihen an diese Familie gemeingefährlicher Wilder zu verlieren. Der Vater war der Anstifter. Er zog mit seiner Familie in eine Höhle am Ufer, und sie ernährten sich von Reisenden. Sie tranken das Blut ihrer Opfer und verfutterten deren Fleisch an ihre Kinder.»
    «Guter Gott», stieß Maura aus.
    «Als sie schließlich festgenommen wurden, hatten sie ungefähr fünfzehn Kinder und dreißig oder sogar mehr Enkel. Soweit ich weiß, wurden sie nach Edinburgh gebracht und allesamt hingerichtet, Männer, Frauen und Kinder.» Achselzuckend sah die grauhaarige Frau den Priester an. «Ich weiß nicht, ob sich das als Teil eines Zyklus eignet, Father, aber es hat ganz sicher – »
    Terry Zorns Handy unterbrach die Frau mit seinem schrillen Zwitschern. «Tut mir Leid, Professor», sagte er und klaubte das Telefon aus der Innentasche seines Sportsakkos. Er sah auf das Display, warf Grove einen Blick zu und sagte: «Einsatzzentrale Quantico.»
    Grove sah Zorn nach, der sich abwandte und wegging, während er mit leiser Stimme diskret telefonierte.
    «Ich habe eine Frage an die Gruppe», sagte Maura gerade, als Grove sich wieder den Professoren zuwandte. «Ich weiß,

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