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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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aufgeschnitten hat, vermutlich mit der Absicht, es wie Selbstmord aussehen zu lassen.«
    Pedersen machte eine Pause, fuhr dann aber fort: »Als nächstes habe ich mich gefragt, wie jemand dazu in der Lage war, ohne daß sich das Opfer zur Wehr setzt. Die Antwort erhielten wir mit dem toxikologischen Bericht. Das Opfer hatte Reste eines starken Schlafmittels im Blut.«
    »Und was beweist das? Kann sie nicht selber eine Schlaftablette genommen haben?«
    »Natürlich, so könnte es sein. Aber die moderne Wissenschaft hat die Gerichtsmedizin glücklicherweise mit ein paar unentbehrlichen Mitteln und Methoden ausgestattet. Eine davon ist, daß wir heutzutage die Abbauzeiten verschiedener Arzneien und Gifte sehr genau berechnen können. Wir haben den Test am Blut des Opfers mehrmals vorgenommen und kamen immer wieder zum selben Ergebnis; Alexandra Wijkner kann sich unmöglich selbst die Pulsadern aufgeschnitten haben, denn als ihr Herz aufgrund des Blutverlustes stehenblieb, war sie schon eine ganze Weile tief bewußtlos. Leider kann ich keine exakten Zeitangaben machen, so weit ist die Wissenschaft noch nicht, aber es herrscht keinerlei Zweifel, daß es sich um Mord handelt. Ich hoffe wirklich, man kommt bei Ihnen mit dem Fall zurecht. Mord ist in Ihrer Gegend ja nicht gerade häufig, nehme ich an.«
    Pedersens Stimme drückte ziemliche Bedenken aus, die Mellberg sofort als Kritik an der eigenen Person auffaßte. »Ja, Sie haben recht, daß wir mit so was hier in Tanumshede nicht oft konfrontiert werden. Glücklicherweise bin ich nur vorübergehend an diesem Ort eingesetzt. Mein eigentlicher Arbeitsplatz ist die Polizeibehörde von Göteborg, und meine langjährige Erfahrung mit solcher Arbeit macht es möglich, daß wir auch hier eine Morduntersuchung ganz tadellos führen können. So bekommen die Landpolizisten die Chance, einmal richtige Polizeiarbeit kennenzulernen. Sie können also damit rechnen, daß es nicht lange dauern wird, bis der Fall gelöst ist. Das versichere ich Ihnen.«
    Mit dieser hochtrabenden Erklärung meinte Mellberg, dem Gerichtsmediziner Pedersen deutlich gemacht zu haben, daß er wirklich nicht mit irgendeinem Grünschnabel sprach. Ärzte mußten sich immer aufspielen. Pedersens Anteil an der Arbeit war jedenfalls abgeschlossen, und nun war es an der Zeit, daß ein Profi die Sache in die Hand nahm.
    »Oh, ich hätte beinahe etwas vergessen.« Die Selbstgefälligkeit des Polizisten hatte dem Gerichtsmediziner die Sprache verschlagen, und fast hätte er es verschwitzt, von zwei weiteren, seiner Ansicht nach wichtigen Entdeckungen zu berichten.
    »Alexandra Wijkner war im dritten Monat schwanger, und sie hat auch früher schon ein Kind geboren. Ich weiß nicht, ob das für Ihre Untersuchung von Bedeutung ist, aber besser zuviel Information als zu wenig, nicht wahr«, sagte Pedersen.
    Mellberg schnaufte nur verächtlich zur Antwort, und nach ein paar notdürftigen Abschiedsformeln beendeten sie das Gespräch. Pedersen voller Zweifel, mit welcher Kompetenz hier ein Mörder gejagt werden würde, und Mellberg mit neu erwachten Lebensgeistern und voller Eifer. Eine erste Untersuchung des Badezimmers war direkt nach dem Auffinden der Toten gemacht worden, aber jetzt würde er dafür sorgen, daß Alexandra Wijkners Haus Millimeter für Millimeter unter die Lupe genommen wurde.
     
    2
     
    Er wärmte eine Strähne ihres Haares zwischen den Händen. Kleine Eiskristalle schmolzen und befeuchteten seine Handflächen. Sorgfältig leckte er das Wasser ab.
    Er lehnte das Gesicht gegen den Wannenrand und spürte die Kälte in die Haut schneiden. Wie schön sie doch war. Schwimmend auf dieser Fläche aus Eis.
    Das Band zwischen ihnen existierte noch immer. Nichts war verändert. Nichts war anders geworden. Zwei von derselben Art.
    Ihre Hand ließ sich nur mit Anstrengung nach oben drehen, so daß Handfläche auf Handfläche lag. Er flocht seine Finger zwischen die ihren. Das Blut war eingetrocknet und fest, kleine Teilchen blieben an seiner Haut hängen.
    Mit ihr zusammen hatte Zeit nie eine Bedeutung gehabt. Jahre, Wochen und Tage verschwammen ineinander zu einer grauen Masse, wo nur eins von Bedeutung war. Ihre Hand in seiner Hand. Deshalb war es so schmerzhaft, im Stich gelassen zu werden. Die Zeit hatte damit erneut Bedeutung erlangt. Und das Blut konnte nie mehr warm durch ihre Glieder fließen.
    Bevor er ging, bog er die Hand vorsichtig in ihre ursprüngliche Lage zurück.
    Er drehte sich nicht

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