Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
vielleicht …«
    »Mach dir keine Gedanken. Ich helfe wirklich gern. Hat die Polizei gesagt, worum es geht?«
    »Nein, darüber wollte er kein Wort verlieren. Aber ich habe meine Befürchtungen. Habe ich nicht gesagt, daß sie sich nicht das Leben genommen hat? War es nicht so?«
    Erica legte ihre Hand impulsiv auf die von Alexandras Mutter.
    »Bitte, Birgit, zieh keine übereilten Schlußfolgerungen. Es ist möglich, daß du recht hast, aber bis wir etwas Genaueres wissen, sollten wir besser keine Spekulationen anstellen.«
    Die Stunden dort am Küchentisch zogen sich in die Länge. Schon nach einer Weile erstarb das Gespräch, und in der Stille war lediglich das Ticken der Küchenuhr zu hören. Erica zeichnete mit dem Finger Kreise um die Muster auf der glatten Oberfläche des Wachstuchs. Birgit war ebenso sorgfältig gekleidet und geschminkt wie beim letzten Mal, aber irgendwie hatte sie etwas Müdes, Mitgenommenes an sich, es war wie bei einem Foto, das an den Rändern unscharf geworden war. Der Gewichtsverlust stand ihr nicht, da sie schon vorher fast mager gewesen war, jetzt waren neue Falten um Mund und Augen sichtbar geworden. Sie umklammerte ihre Kaffeetasse so fest, daß die Knöchel weiß hervortraten. Wenn die lange Wartezeit für Erica ermüdend war, mußte sie für Birgit unerträglich sein.
    »Ich verstehe nicht, wer Alex hätte töten wollen. Sie hatte keine Feinde, auch niemanden, der ihr übelwollte. Sie lebte nur ein ganz normales Leben zusammen mit Henrik.« Die Worte klangen wie Pistolenschüsse nach dem langen Schweigen.
    »Wir wissen ja noch nicht, ob es tatsächlich so ist. Es nützt nichts, Spekulationen anzustellen, bevor wir wissen, was die Polizei will«, wiederholte Erica. Sie betrachtete die ausbleibende Antwort als Zustimmung.
    Kurz nach zwölf bog Henrik auf den kleinen gegenüberliegenden Parkplatz ein. Sie sahen ihn durchs Küchenfenster, erhoben sich dankbar und gingen in den Flur, um sich die Mäntel anzuziehen. Als er an der Tür klingelte, standen sie wartend bereit. Birgit und Henrik taten so, als küßten sie sich auf die Wangen, und dann war Erica an der Reihe. Sie war an solche Umgangsformen nicht gewöhnt und fürchtete ein bißchen, es könnte peinlich werden, wenn sie womöglich von der falschen Seite aus anfing. Sie bewältigte die Angelegenheit ohne Probleme und genoß eine Sekunde lang den männlichen Duft von Henriks Rasierwasser.
    »Du kommst doch wohl mit?«
    Erica war bereits auf halbem Weg zu ihrem Auto. »Ja, also, ich weiß nicht, ob das .«
    »Ich würde es wirklich begrüßen.«
    Erica begegnete Henriks Blick über Birgits Kopf, und mit einem stummen Seufzer setzte sie sich auf den Rücksitz seines BMW. Das hier würde ein langer Tag werden.
    Die Autofahrt nach Tanumshede dauerte nicht länger als zwanzig Minuten. Sie plauderten über Wind und Wetter und die Entvölkerung der ländlichen Gegend - über alles andere, aber nicht über den Grund ihres bevorstehenden Besuches bei der Polizei.
    Erica fragte sich, was sie hier eigentlich machte. Hatte sie nicht genug eigene Probleme? Da mußte sie sich doch nicht noch in einen Mord verwickeln lassen, falls es nun einer war. Diese neue Wendung der Angelegenheit bedeutete auch, daß sie ihre Vorstellung vom Schreiben eines Buches vergessen konnte. Sie hatte bereits einen ersten Entwurf skizziert, und nun konnte sie die Seiten bestimmt in den Papierkorb werfen. Nun ja, so war sie wenigstens gezwungen, sich völlig auf die Biographie zu konzentrieren. Allerdings, mit ein paar Änderungen könnte die Sache dennoch funktionieren. Vielleicht war sie sogar noch besser als vorher. Durch die Mordtheorie konnte das Ganze vielleicht richtig gut werden.
    Plötzlich begriff sie, was sie da eigentlich machte. Alex war keine erfundene Buchgestalt, die sie nach eigenem Gutdünken hin und her schieben konnte. Sie war eine Person, die wirklich existiert hatte und die von echten Menschen geliebt worden war. Sie selbst hatte Alex geliebt. Erica betrachtete Henrik im Rückspiegel. Er sah genauso unberührt aus wie zuvor, obwohl er in Kürze vielleicht erfahren mußte, daß seine Frau ermordet worden war. Hieß es nicht, daß die meisten Morde von jemandem aus der Familie des Opfers begangen wurden? Erneut schämte sie sich ihrer eigenen Gedanken. Unter Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft zwang sie sich, diese Gedankenbahnen zu verlassen, und bemerkte voller Dankbarkeit, daß sie endlich am Ziel waren. Jetzt wollte sie die Sache hier nur

Weitere Kostenlose Bücher