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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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leichte Veränderung in seinem Gesicht. Doch sie konnte sich täuschen. Sie hatte sich nicht bedroht gefühlt, als sie bei Lehmko im Haus gewesen war.
    Und wenn er dir den Keller gezeigt hätte?
    Sie war hin und weg von den Büchern. Sie dachte, jemand, der so viel Bücher besaß, konnte kein schlechter Mensch sein. Erst als sie den Weißclown im Haus gesehen hatte, da hatte sie das Gefühl gehabt, in ihre eigene Welt gefallen zu sein. Schließlich begegnete nicht jeder den Autoren, die er las. Der Clown war jedoch kein Autor, sondern eine Gestalt aus einem der Vampirbücher, die Lehmko unter Pseudonym geschrieben hatte. Zwischen Autor und Figuren in einem Buch musste ein engerer Zusammenhang bestehen, als sie dachte. Ein geheimes Band, das sie noch nicht begriff und das ihr auch Wittgenstein nicht erklären konnte. Wie sollte Wittgenstein ihr das auch erklären? Wittgenstein war Wittgenstein. Es gab keine Figuren in seinen Büchern, sondern nur Sätze aus Logik, die wie eine Fuge von Bach ineinanderpassten. Was man von Wittgenstein las, war Wittgenstein. Er war seine eigene Figur.
    Alice ging noch einmal das ganze Haus durch, überlegte, ob sie die Hauseingangstür verbarrikadieren sollte, was besondersihren Vater freuen würde, wenn er vom Spätdienst nach Hause kam. Sie war im ersten Stock und putzte sich die Zähne, als das Telefon im Erdgeschoss klingelte. Sie spuckte aus und rannte nach unten.
    »Es wird heute spät. Geh nicht so spät ins Bett.«
    Ihr Vater telefonierte aus dem Auto. Im Hintergrund waren laute Stimmen zu hören. Die Sirene der Feuerwehr, Notarzt, das ganze Aufgebot wie im CSI-Krimi. Nur dass die ermittelnden Beamten und Einsatzkräfte keine durchtrainierten Typen waren, sondern bierbäuchige Langsamschauer. In Hintereck gab es wenigstens eine Feuerwehr. Würde man auf die Feuerwehr in Hindelang warten, würde bei einem Brand das ganze Dorf samt Berge verbrennen, bevor sich auch nur ein Einsatzwagen gezeigt hätte. Die Langsamkeit war eine Erfindung aus Hintereck, wie der Stumpfsinn …
    »Ich werde lesen und dann ins Bett gehen. Was ist denn passiert? Wo bist du?«
    »In Hindelang gab es einen Anschlag. Wir müssen das Areal abriegeln.«
    »Was für einen Anschlag?«
    »Ein Verrückter hat Feuer in einem Kaufhaus gelegt.«
    »Das ist doch Sache der Feuerwehr?«
    »Das wäre halb so schlimm, wenn der Brandstifter nicht vorher alle Sicherheitsausgänge verriegelt hätte. Er wusste, dass eine Panik ausbrechen würde. Es gab vier Tote, davon zwei Kinder.«
    »Gibt es einen Verdächtigen?«
    »Noch nicht … Sag mal, ist Amalia schon zu Hause?«
    »Nein, sie ist noch bei ihren Evolutionsspielen.«
    »Was für Spielen?«
    »Evolution … Sie spielt Evolution, oder die Evolution spielt mit ihr. Das habe ich bisher noch nicht herausgefunden.«
    »Sie wollte um neun Uhr abends zu Hause sein. Ruf mich an, wenn sie da ist.«
    »Amalia ist erwachsen.« Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, Amalia anzurufen, ihr alles über Stephans Vater zu erzählen, die Familienfotos, das lateinische Vaterunser, über die seltsame 11 an der Pforte und über die abgehörte Beichte … Wenn Stephans Vater hinter den Morden steckte, dann war Amalia in größter Gefahr. Jemand musste Amalia und Stephan da rausholen.
    »Kannst du nicht einmal nur das tun, worum ich dich bitte?«
    »Ja, schon gut. Du musst etwas unternehmen.«
    »Hast du die Haustür abgeschlossen?«
    Ich habe aus dem Haus eine verdammte Festung gemacht … Warum sieht keiner, was ich sehe … Ohne Beweis bleibst du eine Verrückte mit zu viel Phantasie.
    »Hörst du mir überhaupt zu, Papa?«
    »Ich habe jetzt keine Zeit. Erzähl es mir später. Ich muss los. Es ist ein Chaos hier.«
    Wittgenstein erklärte ihr: Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein. Alles, was wir überhaupt beschreiben können, könnte auch anders sein.
    Keiner wird dir glauben, Alice. Lehmko hatte es von Anfang an darauf angelegt. Über Amalia hatte Lehmko Zugang zu ihrem Vater. Stephan redete Amalia ein, dass Alice nicht alle Tassen im Schrank hatte. Und Amalia, diese Pflanze, glaubte alles.
    Alice las ein paar Zeilen in Wittgensteins Tractatus. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Jedes Geräusch im Haus ließ sie auffahren. Sie schaltete den Fernseher ein. Eine Weile schaute sie sich »Wetten, dass?« an. Sie musste an Inas Mutter denken, die in der Psychiatrie in Kempten saß. Das Einzige, was sie von sich gab, war: »Top, die Wette gilt…« Sie hatte wortwörtlich den

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