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Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Die Eistoten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Eistoten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Buder
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Geheimnisse keine Freiheit.«
    Sie lauschte weiter auf den Hintergrund. Die Schritte und die Windgeräusche waren verschwunden. Das Geheimnis – und sei es auch noch so schrecklich – war für Lehmko wichtiger als Mord. Und irgendwie gab ihm Bez mit seinem Beichtgeheimnis auch recht.
    »Dann haben Sie ganz allein dafür zu sorgen, dass niemand von Ihrem Geheimnis erfährt. Ein Recht auf so widerliche Geheimnisse haben Sie nicht … Sie sind ein Monster, und Monster brauchen keine Geheimnisse. Monster sperrt man in den Kleiderschrank und wirft den Schlüssel weg.«
    Und so ist es auch eine der wichtigsten Tatsachen, dass sich die Wahrheit oder Falschheit der nicht-logischen Sätze nicht am Satz allein erkennen lässt.
    Alice wünschte sich, dass Wittgenstein jetzt bei ihr wäre. Doch sie war allein im Haus, allein mit dieser Stimme, die nur noch ein unregelmäßiger Atem war.
    »Hättest du und dein pummeliger Freund nicht gelauscht, hättet ihr euch nicht um das Geheimnis gekümmert, das euch nichts angeht, dann hättet ihr noch ein paar Jahre weiterleben dürfen. So aber muss ich eingreifen. Der Rotstift, verstehst du, wie in der Schule. FALSCH, gestrichen, korrigieren bitte. Ihr habt mir keine Wahl gelassen. Dein Freund hatte Glück, dass er noch lebt. Aber diese Korrektur nehme ich noch vor …«
    »Sie vergessen, dass mein Vater Polizist ist.«
    »Tja, das hat deiner Mutter auch nichts genutzt. Und dein Vater glaubt ja immer noch, dass es ein Unfall war. Er ahnt nicht, dass seine verrückte Tochter der Wahrheit gefährlich nahe gekommen ist. Zu nahe, meine kleine Alice. Ich bedaure das sehr. Das musst du mir glauben. Ich mache das nicht gerne.«
    »Mein Vater wird Sie erschießen…«
    Doch ihr Vater war nicht da. Er war in der Stadt, er riegelte den Tatort ab, sicherte Beweisstücke … der Brandanschlag im Kaufhaus.
    »Nicht heute«, sagte Lehmko selbstzufrieden, »dein Vater hat Wichtigeres zu tun. Er ist in der Stadt, es gab einen Anschlag. Leider findet sich niemand in dieser Nacht in Hintereck, der dir helfen kann. Dein Großvater ist im Gefängnis, dein Vater ist im Einsatz.«
    »Sie haben den Brandanschlag im Kaufhaus organisiert, um …«
    »Korrekturen … Nur wer den ganzen Plan kennt, versteht.«
    Wieder Schritte im Hintergrund, dann ein metallisches Klackenund ein Geräusch, das sich wie splitterndes Holz anhörte. Doch das Geräusch kam nicht aus dem Handy. Oder sie hörte es im Lautsprecher, doch gleichzeitig … Verdammt, er war hier, irgendwo am Haus und gerade dabei, einzubrechen. Er hatte sie abgelenkt. Sie unterbrach die Verbindung, warf das Handy auf die Couch und rannte zur Hintertür. Ein kalter Luftzug kam ihr entgegen. Die Tür stand sperrangelweit offen, Schneeflocken stoben in den dunklen Gang. Das Schloss oder die metallischen Reste davon standen verbogen aus dem Holzrahmen.
    Alice drehte sich um, als sie den Schatten neben der Waschmaschine bemerkte, der sich aus der kalten Luft und den Schneeflocken zu einer Gestalt zu formen schien. Ein weißes Gesicht. Alice musste an den Clown denken. Als sie näher kam, erkannte sie Lehmko, der langsam auf sie zuschritt. In einer Hand eine Spritze. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen.
    Alles wird gut, kleine Alice, wenn du erst einmal tot bist.
    Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass sie allein zu Hause war. Wie ein Schachspieler hatte er seine Züge vorbereitet. Ein Brandanschlag in einem Kaufhaus, wohl wissend, dass ihr Vater zu diesem Einsatz gerufen worden war. Und Amalia war bei Stephan. Einfältig hatte sie geglaubt, sie könnte ihn einfach aussperren. Der Anruf war ein Ablenkungsmanöver gewesen. Solange sie mit ihm redete, achtete sie nicht auf Geräusche im Haus, und sie hatte keine Zeit, ihren Vater anzurufen. Ob die Spritze sie nur betäuben würde oder gleich töten, war unwichtig, weil es für sie kein Danach mehr gäbe. Am nächsten Tag würde man sie erfroren in der Nähe der Kirche oder vor einer der Marienstatuen zwischen Hintereck und Hindelang finden.
    Alice konnte sich nicht vom Fleck rühren. Ihre Beine waren erstarrt. Lehmko kam langsam auf sie zu, Bewegungen wie ein Taucher in großer Tiefe. Lehmko war nur noch drei Schritte vonihr entfernt, als sie etwas seitlich am Ohr traf. Es war schwer und haarig. Hobbes. Der Kater hatte auf einem Wäschehaufen geschlafen und war Alice auf die Schulter gesprungen. Plötzlich war Alice hellwach. Sie spürte ihre Beine, und dann rannte sie. Durch das Erdgeschoss zur Haustür.
    Die Tür

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