Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
sollte dabei bedenken, dass es auch ihre Krieger sind, die das Elbenreich an der Aratanischen Mauer verteidigen.
Aus den Schriften Hyrondisils des Vielwissenden
Und Magolas schuf ein Reich, das größer war als alle Menschenreiche, die es bis dahin gegeben hatte, und man verglich ihn alsbald mit dem legendären Eisenfürsten von Cosanien, der es Zeitalter zuvor gewagt hatte, das Elbenreich herauszufordern.
Zuerst nahm sich Magolas die Tochter des Königs von Aratan zur Gemahlin und herrschte alsdann als König von Aratan.
Schon bald entriss er dem Kaiser der Südwestlande die Provinz Norien und machte sich schließlich sogar dessen gesamtes Reich Untertan. Auch das Land Karanor fiel ihm zu, und später besiegte sein Heer die Armee des Rhagar-Reichs von Aybana, das er seinem Imperium ebenfalls einverleibte.
Bei der Stadt Milorn im hand Kossarien besiegte Magolas die Armeen des mächtigen Reichs von Kossar, dessen Bewohner es fortan vorzogen, ihm Tribut zu entrichten, statt dass seine Krieger ihr Land verwüsteten. Auch vom Reich der Halblinge in Osterde nahm Magolas Tribut, und die Rhagar-Herrscher von Haldonia und Marana schlossen sich ihm als Verbündete an, während die Tagoräer im Süden vor seiner Macht zitterten.
Ihnen nahm er das Land Soria fort und gliederte es in sein Reich ein. Einen Großkönig nannte man Magolas oder auch einen König der Könige, und sein Imperium wurde das Magolasische Reich genannt. Das Schicksal wollte es, dass einzig das Elbenreich seines Vaters Keandir in der Lage war, seinem Eroberungswillen die Stirn zu bieten. Doch war es Magolas prophezeit worden, dass sein Schwert einst den Namen Elbentöter erhalten würde, und inzwischen erschien dies dem langlebigen Elbenherrscher eines von kurzlebigen Menschen bewohnten Reichs keineswegs mehr absurd. Mit der Rhagar-Prinzessin Larana aber zeugte er die magisch über die Maßen begabten Zwillinge Dar on und Sarwen und setzte so die Blutlinie der Elbenkönige Péandir, Eandorn und Keandir fort.
Die Chronik von Elbara
(ursprüngliche Fassung vor der Redaktion
unter Herzog Deranos I. dem ersten
Rhagar-Herrscher von Elbara)
Nur ein Jahr später ward Larana schwanger, und so erfüllte sich ihr sehnlichster Wunsch. Magolas aber spürte das heraufdämmernde Verhängnis so deutlich, als wäre es schon geschehen. Die Finsternis, die seine Augen auf einmal ständig ausfüllte, war das äußere Zeichen dafür, dass er zum Sklaven der dunklen Kräfte geworden war.
Es war die Liebe zu der Rhagar-Prinzessin Larana, die ihn zum Diener des Schattenherrschers Xaror und zum Feind seines Vaters hatte werden lassen. Denn nur Xarors Magie konnte Laranas kurze menschliche Lebensspanne über das naturgegebene Maß hinaus verlängern. Und diese Magie war es letztendlich auch, die dafür verantwortlich war, dass Larana in einem Alter, in dem von einer gewöhnlichen Rhagar-Frau nur noch bleiche Gebeine geblieben wären, mit Zwillingen gesegnet wurde. Der Großkönig hatte keine andere Wahl, als Xarors Willen zu erfüllen und dem ehemaligen Herrscher des Dunklen Reichs die Rückkehr aus dem Limbus zu ermöglichen, in den es ihn vor vielen Zeitaltern durch ein fehlgeschlagenes magisches Experiment verschlagen hatte.
Und die beiden Zwillinge, die ihm sein Weib gebar, trugen den Keim der Finsternis in sich. So waren sie wie geschaffen, um Xarors willfährige Diener zu werden. » Was wir aus Hass tun, ist furchtbar, aber noch furchtbarer ist das, was wir manchmal aus Liebe tun«, so sprach Großkönig Magolas einmal, und dieser Gedanke bewegte ihn wohl auch, als er an die Betten seiner Kinder trat, um ihnen mit dem schwarzen Blut einer aybanitischen Giftkröte jene magischen Zeichen auf die Stirn zu malen, die Xaror ihm in den Mauern seines sechstürmigen Tempels im Wald von Karanor gezeigt hatte. Dazu sprach er jene Worte im Idiom des Volkes der Sechs Finger, die Xaror, der ehemalige Herrscher des Dunklen Reichs, in seinen Geist gebrannt hatte. In zwei aufeinanderfolgenden Generationen war die Blutlinie von König Keandir mit der Geburt von Zwillingen gesegnet worden. Auf Andir und Magolas, einem Sohn des Lichts und einem Prinz der Finsternis, hatte lange Zeit die Last einer Prophezeiung gelegen, der zufolge sie das Schicksal der Elbenheit bestimmen würden. Daron und Sarwen, ein Junge und ein Mädchen, waren Halbelben nur und doch mit einer magischen Kraft versehen, wie sie seit Langem in der Elbenheit nicht mehr vorhanden gewesen war. Nachdem das Ritual
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