Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
schlossen. Draußen erwarteten ihn Daron und Sarwen.
Auch ihre Augen hatten sich mit Finsternis gefüllt, die sich aber wieder auflöste.
Als die Finsternis schließlich zur Gänze verschwunden war, blieb da nur noch Verstörung. Aber es gab nichts, was Andir ihnen hätte erklären können, denn sie hatten alles mit angesehen – durch seine Augen.
»Ich bringe euch nach Elbenhaven«, sagte Andir schließlich, ohne dass irgendeiner der wachhabenden Stierkrieger auf ihn achtete. »So wie ich es versprochen habe.«
EPILOG
An der Spitze der Eldran aber ritten die Könige Péandir und Eandorn, gefolgt von Brass Elimbor, denn Letzterer hatte Frieden mit den anderen Toten geschlossen und verübelte ihnen nicht länger ihr Desinteresse an der lebenden Elbenheit.
Die Eldran-Krieger vertrieben oder töteten die Schattenkreaturen des Herrschers des Dunklen Reichs. Und jene dieser Bestien, die überlebten, waren ohne Führung, nachdem Xaror sein Ende gefunden hatte. Da es niemanden mehr gab, der über die Limbus-Geschöpfe gebot, irrten sie durch die Lande oder lebten in einsamen Gegenden. Manche von ihnen wurden durch ihre gewalttätige Natur zur Grundlage allerlei schrecklicher Geschichten, die man sich bis heute sowohl unter den Elben als auch unter den Rhagar oder Halblingen erzählt.
Dann zog sich das Heer der Eldran zurück nach Estorien, in das Reich Fürst Bolandors, das man auch das Land der Geister nannte.
Das Ältere Buch Keandir
Daron und Sarwen lebten fortan am Hof von König Keandir in Elbenhaven. Er zog sie anstelle ihrer Eltern auf, und auch wenn ihnen aufgrund ihrer teils menschlichen Herkunft zunächst so mancher Vorbehalt entgegengebracht wurde, so bestritt doch später niemand, dass aus Daron ein würdiger Elbenprinz und aus Sarwen eine würdige Elbenprinzessin geworden war.
Darons besonderes Interesse galt der Magie, weil er danach trachtete, die Finsternis seiner Seele zurückzudrängen und die aus ihr resultierende Kraft zu Gutem zu nutzen. So hoffte König Keandir trotz des menschlichen Erbes seines Enkel, dass Daron dereinst sein Nachfolger werden würde. Auch Sarwen widmete sich der Magie, und sie wurde ein Mitglied des Schamanenordens. Der Grund dafür war wohl, dass sie den Tod ihrer Eltern nie verwinden konnte und Antworten auf ihre dringendsten Fragen suchte: War ihr Vater ein Eldran oder ein Maladran geworden? Hatte ihre menschliche Mutter Larana einen Platz in den jenseitigen Sphären der Elben erhalten oder war sie dazu verdammt worden, in das unterirdische Totenreich einzugehen, das den Vorstellungen der Rhagar entsprach?
Eines Tages bekam König Keandir Besuch von Herzog Branagorn von Elbara, und dieser trat an den Herrscher der Elben mit einer Bitte heran, die er vor langer Zeit schon Ruwen vorgetragen hatte, als Keandir auf der Insel des Augenlosen Sehers weilte. »Seit Jahrhunderten habe ich Euch treu gedient und als Herzog das hand für das Elbenreich regiert«, sprach Branagorn. »Aber jetzt möchte ich Euch um die Erlaubnis bitten, mein Amt niederzulegen.«
»Dieses Recht steht Euch gewiss zu, nach allem, was Ihr für Elbara und die Elbenheit geleistet habt. Doch darf ich fragen, was Euch zu diesem Entschluss bewegt?«
»Ich beabsichtige, nun endlich in das Reich Fürst Bolandors überzusiedeln«, legte Branagorn seine Beweggründe noch einmal dar. »In Estorien leben bekanntlich die Eldran mit den Diesseitigen zusammen, und so habe ich dort eine Möglichkeit, mit meiner geliebten Cherenwen vereint zu sein, die einst der Lebensüberdruss dahinraffte.«
»So habt Ihr Eure geliebte Cherenwen nie vergessen?«, fragte König Keandir.
»So wie Ihr Königin Ruwen nie vergessen habt.«
»Das ist wahr«, murmelte der König und entschied dann: »Ihr habt meine Erlaubnis, Herzog Branagorn. Geht nach Estorien
– und wer weiß, vielleicht werden wir uns eines Tages dort begegnen.«
»Da die Zeit in Estorien langsamer vergeht als im Rest des Zwischenlands werden mir die Jahrhunderte bis dahin wahrscheinlich sehr kurz vorkommen«, erwiderte der Herzog.
Noch zehn Jahre brauchte Herzog Branagorn, um seine Verhältnisse auf Burg Candor, der herzoglichen Residenz Elbaras, zu ordnen. Dann machte er sich auf die Reise nach Estorien, die er schon so lange geplant hatte und die der Tod der Königin Ruwen und die Ereignisse im Reich der Elben bisher hinausgezögert hatten. König Keandir aber wurde sehr nachdenklich und fragte sich, wann wohl der rechte Zeitpunkt wäre, das Reich, das er
Weitere Kostenlose Bücher