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Die Elefanten Hannibals

Die Elefanten Hannibals

Titel: Die Elefanten Hannibals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Nemirowski
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Landsturm. Ein wildes Gemetzel begann, in dem man Freund und Feind nicht mehr auseinanderhalten konnte.
    Das erkannte auch Publius Scipio. Durch ein Hornsignal rief er seine Truppen zurück, befahl ihnen, sich neu zu formieren, und überließ es seinen Feinden, sich gegenseitig zu zerfleischen.
    In zwei Kolonnen marschierten die Römer rechts und links an den Kämpfenden vorbei und griffen Hannibals Veteranen an. Die Schlacht entbrannte zu neuer Kraft. Die Veteranen wehrten den feindlichen Angriff standhaft ab und drangen Schritt für Schritt vor. Schon sah es so aus, als würden die Reihen der Römer ins Wanken geraten. Doch da jagten die Numidier heran - sie hatten Magarbais Reiter bis auf den letzten Mann vernichtet.
    Dieser Sieg verzehnfachte ihre Kampfeskraft. Unter triumphierendem Geschrei griffen sie Hannibals Veteranen von hinten an. Vor ihren Speeren und Schwertern schützte kein Schild, keine Rüstung. Die Veteranen kämpften aus letzter Kraft, blutend, sterbend. Als ihre Waffen zerbrochen waren, rissen sie die Gegner mit bloßen Händen vom Pferd, krallten ihnen die Finger ins Gesicht, würgten und bissen. Noch nie hatte die Welt ein so erbittertes Handgemenge gesehen.
    Mit den wenigen Uberlebenden trat Hannibal den Rückzug zu seinem Lager an. Aber unter Führung des Schimmelreiters schnitten ihnen die Numidier den Weg ab. Ihr Anführer trug einen Umhang aus Leopardenfell. In seinem wutverzerrten Gesicht funkelten die weitgestellten Augen. Es war Masinissa. Hannibal erkannte ihn sofort, obgleich er ihn seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Nun war der numidische Königssohn kein Jüngling mehr, sondern ein kraftvoller Krieger, der Sieger in dieser Schlacht, die den Krieg beenden würde. Es war augenscheinlich, daß Publius Scipio ihm in erster Linie den Sieg verdankte. Masinissa hob die Hand mit dem Speer, der niemals sein Ziel verfehlte. Hannibal blieb unbeweglich stehen. Er dachte nicht daran, sich vor dem Speer zu schützen oder ihm auszuweichen. In der Schlacht gegen die Römer hatte er alles Menschenmögliche getan. Nun konnte er nicht mehr kämpfen. Er hatte alles verloren und dürstete nach dem Tod.
    Doch Masinissa ließ die Hand sinken, wendete sein Pferd und galoppierte davon. Schweigend blickte Hannibal ihm nach. Sogar der Tod wandte sich von ihm ab. Seine Brüder waren gefallen, das Heer war vernichtet, er aber war wiederum vom Schicksal verschont geblieben. Oder hatten die Griechen recht, wenn sie der Meinung waren, daß den Menschen Glück und Unglück, Freude und Leid, Sieg und Niederlage zu gleichen Teilen beschieden waren? Danach müßte er jetzt, nachdem er sein Cannae erlebt hatte, auch noch auf Niederlagen, wie jene am Trasimenischen See und an der Trebia, auf die Belagerung Karthagos durch die Römer gefaßt sein?
    Warum hatte Masinissas Hand gebebt, die doch nicht gezaudert hatte, im brennenden Feldlager wehrlose Menschen niederzumetzeln? Erinnerte sich der junge Numidierkönig etwa jenes Tages, als er an Hannibals Seite durch die blühende Grassteppe ritt? Oder schreckte er davor zurück, den Mann zu töten, dem er als erstem von seiner Liebe berichtet hatte? Wer mochte das wissen? 
     
     
Ein Griffel fiel zu Boden
     
    Gnaeus Nacvius weinte vor Wut. Die Tränen flossen ihm über das zerfurchte Gesicht und fielen auf die Wachstafel auf seiner Brust. Er lag in der Säulenhalle seines Hauses, das Tor zur Straße stand offen. Draußen ging soeben ein dunkelhäutiger Mann vorüber, gefesselt, von zwei Legionären bewacht. Es war Syphax, einst ein mächtiger König, jetzt ein rechtloser Gefangener.
    Gnaeus Naevius war todkrank. Er konnte das Bett nicht mehr verlassen und sah von der Welt nur das, was in dem schmalen Ausschnitt seines Haustores geschah. Das Gespräch mit Publius Scipio war unbeendet geblieben, genau wie sein großes Poem. Von Scipios Sieg bei Zama und dem Friedensschluß mit den Karthagern wußte Gnaeus Naevius nur das, was ihm sein Sklave erzählt hatte. Von ihm erfuhr er auch die rührende Geschichte von Sophonisbes Ende. Allerdings war der Sklave der Auffassung, daß Masinissa Sophonisbe vergiftet hätte, als Publius Scipio verlangte, daß er sich von ihr trennen sollte. Das hielt Gnaeus Naevius für unwahrscheinlich. Masinissa hätte wohl eher auf die Krone verzichtet als die geliebte Frau ermordet. Aber das waren nur Vermutungen.
    Die Wahrheit kannte Gnaeus Naevius nicht.
    Der griechische Dichter Homer hatte in der liebenden Andromache, dem edlen Weibe des

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