Die Elementare von Calderon
Maratkrieger
durchs Tor. Rasch machte er Platz für die nachfolgenden, und eine schlanke junge Frau mit einem alten aleranischen Säbel drängte durch das Tor. Die Maratkriegerin stieß mit ihrer Klinge nach Amaras Gesicht, aber die Kursorin wehrte den Hieb ab - doch im nächsten Moment wurde sie von dem ersten Angreifer mit Wucht zu Boden geworfen.
Sie wehrte sich gegen ihn und stieß einen wütenden, wenn auch sinnlosen Schrei aus, denn er drückte ihren Schwertarm auf die Erde. Dann holte er mit der Faust aus und schlug ihr auf den Mund. Einen Augenblick lang lag sie halb besinnungslos da. Dann sprach er befriedigt in einer kehligen Sprache, packte ihr ins Haar und drehte ihren Kopf in Richtung der Frau, die ihren alten Säbel hob.
Die wollen mich skalpieren, dachte Amara. Mein Haar.
Plötzlich ertönte ein schriller Schrei. Der Maratkrieger sprang zurück, während seine Gefährtin gerade den Säbel hochriss, und stellte sich dem wütenden Angriff eines der jungen Legionares entgegen. Der junge Mann hackte wild auf den Krieger ein, eher brutal und voller Zorn als überlegt. Immerhin vertrieb er die beiden Marat von Amara.
Er drehte sich zu den anderen jungen Legionares um, und nun erkannte Amara den Burschen, der gestern am Tor Wache gehalten hatte, denn der Bluterguss am Kinn war unverwechselbar. »Kommt her!«, brüllte er seinen Kameraden zu. »Wollt ihr da herumstehen, während die Frau hier kämpft?« Sofort wandte er sich wieder seinen Gegnern zu, rief: »Riva für Alera!«, und ging zum Angriff über.
Erst einer, dann zwei und schließlich mehrere Legionares stürmten mit zornigem Gebrüll vorwärts und bildeten eine Schildmauer, welche die Marat, die durch das zerstörte Tor eindrangen, erst einmal zurückhielt. Doch obwohl die jungen Legionares gemeinschaftlich vorgingen, wurden sie Schritt um Schritt zurückgedrängt.
Amara wurde am Ellbogen über den Boden geschleift und konnte kaum ihr Schwert festhalten. Sie blickte auf und sah den Heiler Harger, der sich über sie beugte und mit den Fingern sanft ihre Schläfen berührte.
»Der Arm ist gebrochen«, sagte er kurz darauf heiser. »Vielleicht hast du auch ein paar Zähne verloren. Auf dem Rücken sind einige Ringe des Kettenhemdes aufgerissen und schneiden in die Haut, und irgendwo hast du eine Verstauchung. Immerhin lebst du noch.« Er warf einen Blick auf das umkämpfte Tor, lächelte sie an und fügte hinzu: »Tapfer, tapfer, Mädchen. Hast diese Stadtbengels beschämt, und so sind sie am Ende doch in den Kampf gezogen.«
»Pirellus«, brachte Amara keuchend hervor. »Auf der anderen Seite des Tores. Bewusstlos.«
Harger riss die Augen auf. »Bei den großen Elementaren, er hat das überlebt?«
»Bernard. Hat ihn von der Mauer gezerrt.«
Harger nickte angespannt und zog sie auf die Beine. »Zeig mir, wo. Wenn überhaupt irgendwer uns retten kann, dann Pirellus.«
Amara stöhnte vor Schmerz, und auch der Heiler zuckte zusammen und holte tief Luft. Er stützte sie, und gemeinsam suchten sie sich einen Weg durch das Gedränge und den verzweifelten Kampf am Tor bis zu der Stelle, wo sie Bernard und Pirellus zuletzt gesehen hatte.
Sie fand die beiden. Bernard versuchte eben, wieder auf die Beine zu kommen, Pirellus hockte noch auf allen vieren. Harger ging sofort zu dem Ritter, legte die Finger sanft auf die Schläfen, grunzte und rüttelte den Mann grob. Er holte aus und wollte dem Kommandanten eine Ohrfeige verpassen, doch Pirellus fing den Arm des Heilers ab. Der Ritter schüttelte den Kopf, blinzelte, sah zum Tor, erhob sich schwankend und schaute sich die Lage auf der Mauer an.
Dann fuhr er herum, blickte sich auf dem Hof um und nickte
Amara zu. »Gräfin«, meinte er müde. »Dieses Feuer hat den Stein erhitzt, aber der kühlt rasch wieder ab, und dann kommen die Marat wieder rüber, selbst wenn wir das Tor halten.«
Amara schluckte. »Und was machen wir?«
»Führ diese Legionares auf die Mauer«, sagte Pirellus.
»Und wer hält das Tor?«
Er hob das Kinn ein wenig. »Ich.«
Amara starrte ihn an. »Allein? Wer führt dann den Befehl über die Legion?«
»Die brauchen keine Befehle«, meinte Pirellus. »Sie halten die Mauer, und ich halte das Tor, oder wir sind in Kürze alle tot.«
»Wie lange können sie das da oben durchstehen?«
»Nicht lange«, sagte er. »Du musst dir schon etwas überlegen.«
Amara fauchte: » Wie bitte? Wie soll ich das anstellen?«
»Mehr fällt mir auch nicht ein«, meinte Pirellus. »Gräfin, ich
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