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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hoffe bei den Elementaren, dass deine Klugheit an deine Tapferkeit heranreicht. Wenn du nicht eine Möglichkeit findest, sie uns vom Hals zu schaffen, werden wir nicht mehr lange leben.« Und damit nickte er Amara zu und ging auf das Kampfgetümmel am Tor zu. Auf halbem Weg blieb er noch einmal stehen, hob ein langes, schweres Stück Holz auf, das zu einem Karren gehört hatte, der vom herabstürzenden Schutt zerbrochen worden war. Er drehte sich um und drückte dem immer noch benommenen Wehrhöfer die Stange in die Hand.
    »Was soll ich tun?«, fragte Bernard.
    »Folg mir«, antwortete Pirellus. »Halt mir den Rücken frei. Und komm mir nicht in die Quere.« Damit ging er zum Tor. Dort drängte er sich zwischen die jungen Legionares und zog sein Schwert. Innerhalb von Sekunden lagen drei Maratkrieger blutend am Boden, und der Vormarsch des Gegners kam ins Stocken.
    Er brüllte seinen jungen Männern Befehle zu, und nach einem hektischen Augenblick setzten sie sich in Bewegung, lösten sich
paarweise aus der Gruppe, eilten zu der Steintreppe, die zum Wehrgang hinaufführte, und nahmen unterwegs Eimer mit Wasser mit, um den erhitzten Stein zu kühlen.
    Pirellus stand allein am Tor. Amara sah, wie er ein grimmiges und gleichzeitig höfliches Lächeln aufsetzte. Er verneigte sich vor den Marat, die hinter dem Tor standen, und winkte sie zu sich.
    Bernard packte die schwere Holzstange fest und blickte sich zu Amara um. Seine Augen waren aufgerissen, und einmal holte er tief Luft, ehe er zum Tor lief und sich etwa zehn Fuß hinter Pirellus aufbaute.
    Amara spürte, wie sich in ihrer Kehle ein Schrei bildete, als die Marat durch das Tor kamen, allein oder zu zweit. Der parcianische Schwertkämpfer hatte keine großen Schwierigkeiten mit ihnen, erst fiel einer, dann der nächste und schließlich der dritte Barbar unter seinem dunklen Schwert. Aber selbst Pirellus war nicht unverwundbar. Zwei Krieger drangen gemeinsam ein und griffen ihn an. Pirellus parierte sauber einen Speer und fuhr herum zu dem anderen Krieger - als er plötzlich zögerte, weil er eine halbnackte Maratfrau vor sich hatte.
    Es dauerte kaum einen Atemzug, bis er sich wieder gefasst hatte und ihr das dunkle Schwert zwischen die Brüste stieß, doch das Zaudern hatte seinen Preis. Der Maratkrieger neben ihm schlug mit dem Schaft seines Speeres zu und traf krachend Pirellus’ Knie, und wäre Bernard nicht hinzugesprungen und hätte den jungen Krieger mit der dicken Holzstange niedergeprügelt, es hätte den Kommandanten der Ritter das Leben kosten können.
    So jedoch verzog der Soldat nur das Gesicht, humpelte ein wenig und setzte den Kampf um das Tor fort, der, wie Amara wusste, zwar hoffnungslos, aber doch heldenhaft war.
    Harger trat zu ihr. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, und er wirkte besorgt, während sie hinauf auf die Mauer gingen, wo auch die Legionares wieder gegen die Feinde kämpften. Amara hörte die Schreie der Kriegsvögel und ihrer Maratkrieger.

    »Herrin«, knurrte Harger. »Was sollen wir tun?«
    Vor lauter Niedergeschlagenheit und Angst hätte Amara den Mann am liebsten angebrüllt. Einer der jungen Legionares fiel von der Mauer, schrie und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. Das passierte nur ein paar Schritte von ihr entfernt. Bernard konnte sich gerade noch vor einem Speer ducken, als er einen weiteren Marat von Pirellus’ Flanke vertrieb.
    Woher sollte sie wissen, was zu tun war? Sie war keine militärische Kommandantin. Die plötzliche Vernichtung der Ritter von Kaserna hatte die Verteidiger stark unter Druck gesetzt. Woher sollte sie wissen, wie man diesen Verlust ausgleichen konnte?
    Sie seufzte. Natürlich wusste sie es nicht.
    Also schob sie das Schwert in die Scheide und packte Harger am Ärmel. »Heiler, bring mich zu Graf Graem.«
    Der Mann gehorchte sofort und führte sie in die Mitte der Festung, wo zwei ältere Legionares vor der Tür eines Gebäudes aus Ziegelsteinen Wache hielten. Amara rannte an ihnen vorbei ins Innere, stieg eine Treppe hinauf und betrat das Schlafzimmer des Grafen.
    Graem lag im Bett. Sein Gesicht war grau, um die Augen zogen sich dunkle Ringe. Auf den Lippen sah sie weiße Flecken, und die großen Hände lagen schlaff auf der Bettdecke. Er wirkte gebrechlich, die Haut sah dünn aus wie Pergament.
    Amara betrachtete den Grafen und schluckte. Sie wusste, worum sie ihn nun bitten würde, könnte ihn töten. Trotzdem zögerte sie nicht. »Weck ihn,

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