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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Harger.«
    Harger seufzte tief. »Ich kann ihn wecken, aber -«
    »Ich weiß, es kann seinen Tod bedeuten, Heiler«, sagte Amara, »doch wenn die Mauern oder das Tor fallen, muss er sowieso sterben. Wir brauchen ihn. Kaserna braucht ihn. Ich glaube, er würde nicht wollen, dass wir auf seine Hilfe verzichten, während die Stadt untergeht.«

    Harger blickte sie einen Moment an und schüttelte den Kopf. Der alte Heiler sackte ein Stück in sich zusammen. »Nein, das würde er gewiss nicht wollen.«
    »Bring ihn auf die Beine«, sagte Amara leise. »Ich hole die Wachen, damit sie ihn tragen können.«
    Mit den beiden Legionares kehrte sie kurz darauf ins Schlafzimmer des Grafen zurück. Dort stand Harger bei dem alten Grafen, dessen Gesicht eine unnatürliche Röte zeigte. Graem holte keuchend Luft, schlug die Augen auf und blinzelte sie an. Er grunzte und sagte: »Harger meint, meine Ritter hat es erwischt. Nur die grünen Jungs sind übrig.«
    »Ja«, antwortete Amara knapp. »Sie sind auf der Mauer. Pirellus lebt noch, ist aber verwundet und hält ganz allein das Tor. Wir müssen dich nach draußen bringen -«
    »Nein«, meinte Graem. »Spart euch die Mühe. Das hilft uns nicht weiter.«
    »Aber, Herr -«
    »Feuer«, krächzte Graem.
    »Der Feind hat die Feuertiegel der Ritter gegen uns eingesetzt. Hat sie auf der Mauer explodieren lassen.«
    Graem schloss die Augen. »Sind sie alle am Tor?«
    »Nein«, erklärte Amara. »Sie sind wieder auf der Mauer. Haben sich darauf verteilt.«
    »Das schaffen wir nicht«, meinte Graem und seufzte. »Selbst wenn ich nicht verwundet wäre. Oder wenn wir mehr Feuertiegel hätten. So viel Flammen kann ich nicht beschwören.«
    »Es gibt aber etwas, das du tun kannst«, sagte Amara und ergriff seine Hand.
    »Nichts«, flüsterte Graem. »Kann kein Feuer auf solcher Breite erzeugen. Bin nicht kräftig genug.«
    Amara biss sich auf die Unterlippe. »Wie wäre es mit einer anderen Art von Elementarzauber?«
    Graem schlug die Augen wieder auf. »Was?«

    »Feuerbeschwörung«, meinte Amara. »Die Marat können dem nichts entgegensetzen.«
    Graem blickte von Amara zu Harger und wieder zu ihr zurück. »Furcht«, sagte er. »Durch Feuer.«
    »Ich weiß nicht, ob sie vor Feuer Angst haben -«
    »Nein«, sagte Graem leicht gereizt. »Hol Feuer. Eine Fackel. Du.«
    Amara sah ihn fragend an. »Ich? Ich bin keine Feuerwirkerin.«
    Graem winkte ungeduldig ab und blickte sie aus funkelnden Augen an. »Kann nicht gehen. Jemand muss sie tragen. Hast du Angst, Mädchen?«
    Sie nickte.
    Er lachte. »Ehrlich, das ist gut. Hol dir eine Fackel. Und mach dich darauf gefasst, dass du Mut beweisen musst. Vielleicht können wir etwas tun.« Graem hustete schwach, sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz.
    Amara wechselte einen Blick mit Harger und nickte einem der Legionares zu. Der Mann ging hinaus und kehrte kurz darauf mit einer Fackel zurück.
    »Also, Mädchen«, flüsterte Graem und bedeutete ihr mit der Hand, näher zu kommen.
    Amara trat zu ihm, kniete neben dem Bett und hielt dem verwundeten Grafen die Fackel hin.
    Graem schloss die Augen und griff mit der ungeschützten Hand in die Flamme. Amara zuckte und hätte die Fackel beinahe zurückgerissen, doch Graem ließ sich nichts anmerken, und seine Haut schien von dem Feuer unberührt zu bleiben.
    Amara fühlte es zuerst in sich, eine bohrende Panik, die ihr durch Bauch und Beine ging und ihre Knie weich werden ließ. Ihre Hand begann zu zittern, und sie stützte sie mit der anderen. Graem gab einen leisen Schmerzenslaut von sich, und dieses eigenartige Gefühl in ihr wurde doppelt so stark, schwoll zu einer
unvermittelten, sinnlosen Angst an, so dass sie sich stark zusammenreißen musste, um nicht einfach davonzulaufen. Ihr Herz begann zu rasen und schlug ihr bis zum Hals, der Schmerz ihrer Wunden wurde stärker, und plötzlich konnte sie nicht mehr atmen.
    »Mädchen«, krächzte Graem und öffnete wieder die Augen. »Hör mir zu. Die bringst du auf die Mauer. Vor alle Marat. Dorthin, wo sie alle die Fackel sehen können.« Er atmete pfeifend, seine Augen schlossen sich. »Lass sie nicht fallen. Und lass dich nicht von der Angst übermannen. Los, beeil dich.«
    Sie nickte, erhob sich, obwohl sie am ganzen Leib zitterte und sich vor Angst kaum rühren konnte.
    »Ruhig«, sagte Harger. »Los, hinaus mit dir. Beeil dich. Ich weiß nicht, wie lange er die Beschwörung durchhält.«
    Amara musste zweimal ansetzen, ehe sie herausbrachte: »Natürlich.«

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