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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Sie drehte sich um, verließ das Zimmer, rang mit ihrem Atem und damit, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die Angst breitete sich in ihr aus wie die Kälte des Winters über dem Land, rauschte in ihrem Blut und brachte ihr Herz immer wieder zum Stocken. Es fiel ihr schwer, ihre Gedanken auf das Tor zu richten, darauf, die Fackel festzuhalten - aber sie musste immer wieder daran denken, dass Graems Mühe vergeblich gewesen wäre, wenn sie sich der Furcht ergab und floh, wenn sie die Fackel tatsächlich fallen lassen würde.
    Ihr entfuhr ein Schluchzen, als sie den Hof betrat, die entsetzliche Angst raubte ihr jegliche Kraft. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre vom Tor fortgelaufen und in die Lüfte aufgestiegen, um diese mörderischen Wilden weit hinter sich zu lassen.
    Stattdessen ging sie weiter, wurde schwächer und verlor von Schritt zu Schritt mehr an Zielstrebigkeit. Auf halbem Wege schwankte sie und stürzte. Ihre Tränen blendeten sie. Dennoch bewegte sie sich voran, kroch auf den Knien und dem verletzten
Arm weiter, umklammerte die Fackel und verhinderte, dass sie auf den Boden fiel.
    Plötzlich schrie rechts von ihr jemand, und sie erhob sich mühsam auf die Beine und stand vor einem Riesen mit funkelnden Augen, der eine Keule von der Länge eines Baumes in den Händen hielt.
    Sie kämpfte gegen die Furcht an, gegen die Schluchzer, die ihr die Kehle zuschnürten. »Bernard«, sagte sie. »Bernard, die Fackel. Bring mich auf die Mauer. Bring mich auf die Mauer!«
    Der Riese blickte sie finster an und brüllte. Sie unterdrückte einen hysterischen Schrei. Dann packte er sie einfach unter einen Arm, trug sie zu der Treppe und stieg hinauf ins hektische Getümmel auf dem Wehrgang. Sie wurde wieder auf die eigenen Füße gesetzt und taumelte auf der Mauer weiter zu der Stelle über dem Tor.
    Sie war keines klaren Gedankens fähig, konnte sich während des letzten Stücks nicht mehr beherrschen. Sie wankte voran, schrie und schluchzte, hielt die Fackel und war sicher, sie würde hier den Tod finden, der auf schwarzen Schwingen heranrauschte wie die Krähen, die warteten und warteten, um in der Dunkelheit vor dem Morgengrauen den Toten die Augen auszupicken.
    Irgendwie erreichte sie ihr Ziel über dem Tor, und dort blieb sie stehen und bildete ein leichtes Ziel für die Bogenschützen der Marat. Die Fackel hielt sie in die Höhe.
    Und dann breitete sich um sie herum ein Sturm aus Hitze und Lärm aus, ein grelles Lichtgetöse, das in den Himmel aufschoss und die Gegend im Umkreis von einer Meile hell erleuchtete. Aller Schrecken, alle Angst in ihr strömten durch die Fackel aus ihr heraus und loderten mit den wütenden Flammen auf, brausten, tausendfach verstärkt, über das Gelände vor der Mauer.
    Einen Augenblick lang herrschte gelähmte Stille, während die
mächtige Feuerbeschwörung über die Marat hinwegrauschte. Dann jedoch erhob sich ein Schrei aus tausenden von Kehlen in die Luft. Der Angriff der Krieger geriet schneller ins Stocken, als er begonnen hatte. Die helle Flut der Marat zog sich plötzlich von Kaserna zurück. Die fliehenden Kriegsvögel stießen panische Pfiffe aus. Die erschöpften Verteidiger auf der Mauer jubelten, als das Feuer über die Linien des Gegners hinwegfegte und die große Flucht auslöste.
    Amara schaute ihnen hinterher, während das Entsetzen aus ihr herausströmte und ihre letzte Kraft mit sich riss. Sie geriet ins Schwanken und wäre beinahe vom Wehrgang gestürzt, doch Bernard tauchte hinter ihr auf und stützte sie. Sie lehnte sich bei ihm an, erschöpft und kaum in der Lage, die Augen offen zu halten. Die aleranischen Soldaten brüllten dem fliehenden Feind ihren Jubel hinterher.
    Schließlich schloss sie die Augen und öffnete sie irgendwann wieder. Nun war der Himmel heller. In Bernards Mantel gehüllt saß sie auf der Mauer. Benommen und von Schmerzen gepeinigt stand sie auf und blickte hinunter in den Hof.
    Überall lagen Verwundete, Sterbende und Tote. Heiler und Chirurgen behandelten Männer, die so übel verbrannt waren, dass man sie kaum mehr als Menschen erkennen konnte. Amara beobachtete, wie ein Mann einen erstickten Schrei von sich gab und erstarrte. Seine verkohlte Hand krallte sich zusammen. Der Legionare bei ihm, der selbst einen blutigen Verband trug, zog ihm einen Mantel über das Gesicht. Mit Hilfe eines anderen trug er die Leiche in einen Bereich des Hofes, wo die Reihe der Toten immer länger wurde.
    Sie schaute sich auf der Mauer um.

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