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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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langte mit der Hand auf seinen Rücken. Langsam verzerrte sich seine Miene vor Schmerz.
    »Du wolltest den Dolch, Fidelias«, zischte Amara. »Hier hast du schon mal ein Messer, und zwar dein eigenes, das ich dir gestohlen habe.«
    Fidelias wandte sich, die Miene voller Angst, wieder Tavi zu und umklammerte die Hand, in welcher der Junge den Dolch hielt.
    Es gab ein kurzes Gerangel, und Fidelias stieß einen Schmerzensschrei aus. Tavi spürte eine Hand an seinem Handgelenk, einen sehr heftigen Druck, und hörte, wie Knochen brachen. Schmerz schoss durch seinen Körper, und seine Hand baumelte nutzlos am Arm.
    Fidelias schnappte sich den Dolch.
    Tavi packte mit der anderen Hand Fidelias’ Gürtel und zerrte mit aller Kraft daran.
    Fidelias verlor das Gleichgewicht, krächzte heiser und fiel vom Wehrgang auf den Haufen mit den scharfen Trümmern der Mauer. Tavi schaute ihm hinterher. Der Mann landete auf den Füßen. Tavi glaubte, er höre Knochen brechen.
    Als Fidelias auf dem Boden ankam, spülte eine Flut von Marat über ihn hinweg.
    Vor Erschöpfung keuchend blickte Tavi ihm hinterher. Der Schmerz war schlimmer als alles, was er sich je hätte vorstellen können. Onkel Bernard. Faede. Die Tränen stiegen ihm in die Augen, und er konnte sie nicht zurückhalten, konnte das Schluchzen nicht unterdrücken. Also legte er die Wange auf den Stein und weinte.
    Kurz darauf kam Amara zu ihm gekrochen. Die Kursorin zog einen Schild hinter sich her. Sie legte sich neben Tavi und bedeckte sie beide mit dem Schild.

    Er schluchzte unaufhörlich. Zaghaft klopfte Amara ihm auf den Rücken. »Ist alles gut, Tavi. Es ist alles gut.« Sie berührte sein Haar mit ihrer Wange. »Pst. Alles wird wieder gut. Es ist vorbei.«
    Vorbei.
    Tavi weinte leise, bis ihn die Dunkelheit verschlang.

44
    Isana beobachtete atemlos den Kampf auf dem Wehrgang, aber sie saß im Obergeschoss der Unterkunft im Osthof in der Falle und konnte keinen Einfluss auf den Ausgang nehmen.
    Dann sah sie ihren Bruder von der Mauer fallen und musste durch einen Tränenschleier zuschauen, wie auch die Kursorin auf dem Wehrgang zu Boden ging. Als Tavi die Waffe nahm und sich auf den riesigen Schwertkämpfer stürzte, schrie sie auf, und nochmals, als Faede schließlich zum Schwert griff und sich in den Kampf einmischte. Ohne auf die gelegentlich vorbeizischenden Pfeile zu achten, sah sie mit an, wie Faede schließlich von der Mauer gestoßen und praktisch aufgehängt wurde, wie Tavi um den Dolch kämpfte und wie der abtrünnige Kursor vom Wehrgang fiel und auf der anderen Seite der Mauer verschwand.
    Tavi brach zusammen, die verwundete Amara zog einen Schild über die beiden, und dann regte sich nichts mehr.
    »Tavi«, entfuhr es ihr unwillkürlich, »Tavi, nein. Oh, Elementare.« Sie drehte sich um, verließ das Zimmer, rannte die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, in den Gemeinschaftsraum der Soldaten.
Schwere Läden aus Eisen schützten die Fenster, aber die Eisenstangen vor dem Eingang waren zusammen mit der schweren Holztür aus den Angeln gerissen worden, und nun war die Öffnung mit zwei Tischen versperrt. Nur die obere Hälfte der Tür blieb offen.
    Dort stand Frederic, der sich einen Legionsschild an den linken Arm geschnürt hatte und in der rechten Hand einen schartigen Spaten hielt. Neben ihm sah Isana eine stämmige, ernste Frau mit nackten Füßen und blutigem Speer. Das schweißfeuchte Haar hing dem jungen Gargantenhirten ins Gesicht, und ein frischer Schnitt vom Kinn bis zum Ohr würde eine hübsche Narbe hinterlassen, doch aus seinen Augen sprachen Entschlossenheit und Härte.
    Während Isana die Treppe hinunterstieg, stürmte wieder ein Marat mit einem Steinbeil in jeder Hand auf die Barrikade zu. Zuerst schlug der Krieger auf Frederic ein, doch der Hirte hob den Schild, und das eine Beil zerschellte daran. Die Frau stieß dem Marat den Speer ins Bein, und der Krieger versuchte, mit dem zweiten Beil den Schaft des Speeres zu treffen.
    Frederic schrie und haute mit dem Spaten nach dem Marat. Die Stahlschaufel traf die Brust des Angreifers. Sofort riss der Junge den Spaten zurück, lehnte sich nach hinten und trat dem Marat mit Wucht in den Bauch. Der Krieger flog durch den elementarverstärkten Tritt regelrecht davon und landete auf dem Hof.
    Isana rannte zur Tür. »Frederic. Ich habe Tavi und Bernard gesehen. Sie sind verletzt, und ich muss ihnen helfen.«
    Frederic wandte sich keuchend zu ihr um. Sein hübsches Gesicht war mit Blut gesprenkelt.

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