Die Elementare von Calderon
betrachtete die hübsche Sklavin, die nun mit gesenktem Haupt neben ihm kniete. Aquitanius seufzte wehmütig. »Wenn es sein muss, gut. Berichte.«
Fidelias warf einen Blick auf den Unbekannten, dann auf die Sklavin und schließlich zu den Vorhängen an den Wänden. »Vielleicht wäre es angeraten, einen Raum aufzusuchen, Hoheit, der etwas weniger öffentlich ist.«
Aquitanius schüttelte den Kopf. »Du kannst frei sprechen. Fidelias, darf ich dir Graf Calix von der Fieberdorngrenze vorstellen, der in Diensten des Hohen Fürsten von Rhodos steht? Er ist ein scharfsinniger und gewandter Berater und unterstützt unsere Sache von ganzem Herzen.«
Fidelias wandte sich dem stämmigen Mann neben dem Hohen Fürsten zu. »Die Fieberdorngrenze. Wurde dort nicht vor einigen Jahren illegaler Sklavenhandel aufgedeckt?«
Graf Calix schenkte dem früheren Kursor ein schmallippiges Lächeln. Als er sprach, erklang seine Stimme hell in einem satten Tenor, der überhaupt nicht zu seinem kräftigen Körperbau passte. »Ich glaube doch, ja. Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben sowohl das Sklavenhändlerkonsortium als auch die Dianische Liga dich für herausragende Tapferkeit geehrt.«
Fidelias zuckte mit den Schultern und sah den Mann an. »Nur eine symbolische Geste. Mir ist es nie gelungen, ausreichend Informationen zu sammeln, um den Anführer des Sklavenrings anzuklagen.« Er zögerte kurz und fügte hinzu: »Wer auch immer es gewesen sein mag.«
»Wie schade«, sagte der Graf. »Ich nehme an, du hast jemanden eine Stange Geld gekostet.«
»Höchstwahrscheinlich«, stimmte Fidelias zu.
»Da würde manch einer einen ziemlichen Groll gegen dich hegen.«
Fidelias lächelte. »Mir ist allerdings zu Ohren gekommen, so etwas könnte für die Gesundheit des Betreffenden sehr schädlich sein.«
»Vielleicht sollte man es eines Tages auf einen Versuch ankommen lassen.«
»Wenn du diesen Versuch überlebst, musst du mir unbedingt davon erzählen.«
Aquitanius beobachtete den Wortwechsel, und seine dunklen Augen funkelten voller Heiterkeit. »Ich unterbreche euch nur ungern, meine Herren, aber ich habe noch andere Pläne heute Abend, und es gibt dringende Angelegenheiten zu besprechen.« Er trank einen Schluck Wein und deutete auf die anderen Stühle auf dem Podest. »Setz dich, Fidelias. Du auch, Aldrick. Soll ich Odiana in ihre Gemächer tragen lassen, damit sie schlafen kann?«
»Danke, Herr«, knurrte Aldrick. »Ich behalte sie bei mir und kümmere mich später um sie, wenn es dir nichts ausmacht.«
Sie ließen sich auf Stühlen gegenüber von Aquitanius nieder. Auf einen Wink des Hohen Fürsten eilte das Sklavenmädchen zur Seite und holte ein Tuch und eine Schüssel mit duftendem Wasser. Wie die Tradition es verlangte, ließ sich das Mädchen vor Fidelias nieder und wusch ihm die Füße mit warmen, zarten Fingern, nachdem sie ihm Sandalen und Strümpfe ausgezogen hatte.
Er sah die Sklavin stirnrunzelnd und nachdenklich an, doch auf eine zweite Geste des Hohen Fürsten hin erstattete Fidelias bündig Bericht über die Ereignisse im Lager der abtrünnigen Legion. Aquitanius’ Miene wurde immer düsterer, und am Ende starrte er Fidelias wütend an.
»Darf ich kurz nachhaken, ob ich alles verstanden habe, was du mir erzählt hast, Fidelias«, sagte Aquitanius leise. »Du konntest
nicht nur keine Erkenntnisse über Gaius’ Privatgemächer aus dem Mädchen herauskitzeln, sondern die Kleine ist dir und meinen Rittern auch noch entkommen?«
Fidelias nickte. »Dabei habe ich mich auch noch verraten. Und sie hat inzwischen sicherlich der Krone Bericht erstattet.«
»Die zweite Legion wurde bereits in einzelne Zenturien aufgelöst«, fügte Aldrick hinzu. Die Sklavin kniete nun vor seinen Füßen und zog ihm Sandalen und Strümpfe aus. Der lange, scharlachrote Stoffstreifen, mit dem sie bekleidet war, verrutschte und gab einen unziemlich großen Teil ihres Körpers frei. Aldrick betrachtete sie mit gleichgültiger Bewunderung und fuhr fort: »Sie versammeln sich wie geplant am Treffpunkt.«
»Alle bis auf die Windwölfe«, warf Fidelias ein. »Ich habe Aldrick geraten, sie bereits vorauszuschicken.«
»Wie bitte?«, fauchte Aquitanius und erhob sich. »Das entspricht nicht dem Plan.«
Der bullige Calix sprang ebenfalls auf, und seine Augen funkelten. »Ich habe dich gewarnt, Hoheit. Wenn die Söldner während des Winters nicht in Parcia gesehen werden, kann man sie nur mit dir in Verbindung bringen. Man hat dich
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