Die Elementare von Calderon
Wandbehänge betrachten.
»Hoheit«, sagte Calix. »Ich verlange dein Urteil in dieser Angelegenheit.«
»Ich neige dazu, Fidelias Glauben zu schenken, Exzellenz.« Er seufzte. »Macht es unter euch aus. Ich werde mich angemessen mit dem befassen, der übrig bleibt.«
Fidelias lächelte. »Exzellenz, bitte erlaube mir festzustellen, dass du wie ein Schaf stinkst, dass aus deinem Mund nichts außer Dummheit und Gift kommt und dass deine Eingeweide so gelb sind wie die Narzissen im Frühjahr.« Er legte die Fingerspitzen aneinander, blickte Calix an und fügte in aller Seelenruhe deutlich hinzu: »Du... bist... ein... Feigling.«
Calix wurde puterrot, und ein wilder Ausdruck trat in seine Augen. Unvermittelt setzte er sich in Bewegung. Das Schwert an seiner Seite sprang aus der Scheide und schoss auf Fidelias’ Kehle zu.
So schnell Calix auch sein mochte, Aldrick war schneller. Nur sein Arm bewegte sich, zog die Klinge über die schlaffe Frau auf seinem Schoß hinweg. Stahl traf klirrend auf Stahl, nur wenige
Zoll vor Fidelias’ Gesicht. Aldrick erhob sich geschmeidig, und Odiana schlang die Beine unter sich und ließ sich zu Boden gleiten. Der Schwertkämpfer starrte Calix an.
Calix musterte Aldrick und grinste höhnisch. »Söldner! Glaubst du, gegen einen aleranischen Grafen im Kampf bestehen zu können?«
Aldrick drückte seine Klinge leicht gegen Calix’ und zuckte mit den Schultern. »Der einzige Mann, der sich im Kampf je gegen mich behaupten konnte, war Araris Valerian.« Seine Zähne leuchteten weiß, als er lächelte. »Und du bist nicht Araris.«
Es folgte ein metallisches Scharren, und dann glitzerte der Stahl und bewegte sich so schnell, dass er im trüben Licht des Saals nur noch verwischt wahrzunehmen war. Fidelias schaute zu, konnte aber bei der Geschwindigkeit die Angriffe und Riposten kaum erkennen. Binnen eines Atemzugs trafen die Schwerter ein Dutzend Mal aufeinander, klirrten scheppernd und schlugen Funken. Daraufhin wichen die Kämpfer kurz voneinander zurück, ehe sie von neuem aufeinander losgingen.
Dann war das Duell vorbei. Calix blinzelte, riss die Augen auf, hob die Hand an die Kehle, aus der Blut spritzte. Er versuchte zu sprechen, brachte jedoch keinen Laut heraus.
Der Graf aus Rhodos fiel um und lag starr am Boden, während sein sterbendes Herz noch einige Male Blut aus dem Körper pumpte.
Odiana blickte zu Aquitanius auf, lächelte ihn verträumt an und fragte: »Soll ich ihn retten, Hoheit?«
Aquitanius sah zu Calix und zuckte mit den Schultern. »Das scheint mir wenig Sinn zu ergeben, Teuerste.«
»Ja, Herr.« Odiana warf Aldrick einen bewundernden Blick zu und beobachtete, wie der Schwertkämpfer sich hinkniete und Calix’ Blut von seiner Klinge wischte. Der tödlich Verwundete ballte die Hände zu Fäusten und keuchte blubbernd. Aldrick beachtete ihn nicht.
Fidelias erhob sich und trat zu Aquitanius. »Hat sich die Sache zu deiner Zufriedenheit entwickelt, Hoheit?«
»Calix war nützlich«, sagte Aquitanius. Dann sah er Fidelias an und fragte: »Woher hast du es gewusst?«
Fidelias legte den Kopf schief. »Dass er plante, dich zu töten? Konntest du es in ihm spüren?«
Aquitanius nickte. »Nachdem ich danach gesucht habe. Er fiel in sich zusammen, als du die Rolle geschildert hast, die Rhodos ihm zugedacht hatte. Vermutlich finden wir in seinem Gewand einen elementargebundenen Dolch mit meinem Bild und Namen im Stahl.«
Aldrick grunzte, wälzte den fast toten Calix auf den Rücken und durchsuchte seine Jacke. Die Wölbung, die Fidelias zuvor schon aufgefallen war, wurde tatsächlich von einem kleinen Dolch verursacht. Aldrick zischte, als er ihn berührte, und ließ die Waffe los.
Fidelias fragte: »Elementargebunden?«
Aldrick nickte. »Hässliches Ding. Stark. Ich denke, der Dolch sollte vernichtet werden.«
»Tu es«, meinte Aquitanius. »Sofort, heute Nacht noch. Odiana, begleite ihn. Ich möchte allein mit Fidelias sprechen.«
Die beiden legten sich die Faust aufs Herz und verneigten sich. Odiana drängte sich an den Schwertkämpfer, der ihr den Arm um die Schultern schlang. Ohne einen Blick zurück verließen die beiden den Saal.
Auf dem Boden gab Calix ein Todesröcheln von sich, die Augen brachen, und sein Mund blieb offen stehen.
»Woher hast du es gewusst?«, wiederholte Aquitanius.
Fidelias betrachtete den toten Grafen aus Rhodos und zuckte mit den Schultern. »Um ehrlich zu sein, Hoheit, ich wusste es nicht. Ich habe es lediglich
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