Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
es ihnen überhaupt gelang, sie zu töten. Frehir schüttelte angewidert den Kopf, dann warf er einen finsteren Blick auf die formlosen Umrisse seiner Gefährten. Sie schliefen noch, einschließlich Brude, der sich anscheinend auf einen Ameisenhaufen gelegt hatte und mit offenem Munde schnarchte, den Bart vom Kinn bis unter die Nase wimmelnd von Insekten.
Frehir hob seinen Jagdspeer auf und befreite das Schaftende von der erkalteten Asche ihres Lagerfeuers. Kein Funken Glut mehr ...
»Los, aufgestanden!«, grunzte er und klopfte blindlings auf den Haufen der Schlafenden. »Galaad, mach Feuer, ich habe Hunger!«
Der kleine Junge erhob sich mühsam, richtete sich halb auf und wandte Frehir ein schlafverquollenes Gesicht zu. Bevor er sich fasste und die grimmige Miene aufsetzte, von der er glaubte, er werde damit als einer der Ihren durchgehen, erschien er einen winzigen Augenblick lang als das, was er wirklich war: ein Kind, wahrscheinlich noch keine zehn Jahre alt (Frehir hatte ihn eine ganze Weile nach seiner Geburt in seine Obhut genommen, wer konnte schon sagen, wie alt er war?). Und sein kurzes blondes Haar, das nach der Mode in Loth geschnitten war, verlieh ihm eher das Aussehen eines Pagen als das eines Kriegers. Sie lächelten einander flüchtig zu, dann zog Galaad sich fröstelnd seinen Umhang über die Schultern und ging davon, um seiner Pflicht nachzukommen.
Während die Übrigen langsam wach wurden, entfernte sich der Barbar in die entgegengesetzte Richtung, erklomm schwerfällig eine kleine Anhöhe, die einen Ausblick über die Lichtung bot, und sah von dort bis zum Horizont nichts als den sanft gewellten Teppich herbstlich roter Bäume. Vor ihm dehnte sich, so weit das Auge reichte, der Wald, gewaltiger als das Meer und beim leisesten Windstoß bot sich seinem Blick ein Schillern wie beim langsamen, majestätischen Wogen von Wellen. Zu jener Zeit war die Welt über und über von Bäumen bestanden, die so zahlreich und dicht an dicht wuchsen, dass sie ein riesiges Dach zwischen Himmel und Erde bildeten, welches sich bis zu den Ebenen der Menschen und zu den düsteren Bergen der zwergischen Königreiche spannte. Doch die Menschen fürchteten sich vor dem Wald, und die Reiche der Zwerge unter dem Berg waren verschwunden ...
Frehir holte tief Luft, dann entleerte er in aller Seelenruhe seine Blase, um den neuen Tag zu begrüßen.
Eine Böe fuhr knatternd unter seinen Fellüberwurf und blies seine blonden Zöpfe hoch, die ihm gleich einem Helm Hals und Nacken bedeckten. Blitzartig ging er in die Hocke und hielt den Atem an. Die Brise hatte einen Geruch herübergeweht. Nach Bären, aber nicht allein. Es stank nach lauwarmem Blut, ekelhaft süßlich. Nach Eingeweiden. Die wilden Tiere machten sich vermutlich gerade über ein Opfer her ...
Frehir stürzte den Hügel bis zum Lager hinab. Die Männer aus dem Cian waren endlich wach und schüttelten sich, prustend vor Lachen, weil Brude wild herumfuchtelte, um die Ameisen zu verscheuchen, die auf seinem ganzen Körper herumkrabbelten. Eine Geste, ein Blick ihres Häuptlings, und sie verstummten, griffen zu ihren Waffen und bezogen um ihn herum Stellung.
»Da sind sie«, murmelte Frehir und zeigte in die Richtung, aus der der Wind kam. »Hundert Klafter, mehr nicht. Bringen wir die Sache zu Ende.«
Die Männer stürmten hinter ihm durch die hohen Farnpflanzen, lautlos wie Elfen. Die Bären verströmten einen derart bestialischen Gestank, dass sie keines Führers bedurften, um ihrer Spur zu folgen. In ihre schweren Pelze gehüllt, hielten sie nur inne, um den Geruch der wilden Tiere zu erschnuppern, die Fäuste um ihre Speere geballt, auf den Lippen ein Lächeln und mit pochendem Herzen, darauf gefasst, jeden Moment auf ihre Höhle zu stoßen. Es musste sich um ein ziemliches Gemetzel handeln, denn der Geruch nach Blut und Eingeweiden war derart heftig ... Vielleicht hatten sie einen Damhirsch oder einen Dachs getötet. Oder aber sie hatten sich gegenseitig zerfleischt. Das kam durchaus einmal vor, wenn es mehrere Weibchen und nur ein einziges Männchen gab ...
Dennoch verlangsamten die Menschen in dem Maße, wie sie näher kamen, ihren Schritt. Da war noch etwas anderes. Jeder weiß, wie fürchterlich Bären stinken, doch der Ekel erregende Aasgeruch, der ihnen fast den Atem verschlug, übertraf alles, was sie bis dahin erlebt hatten. Frehir war der Erste, der im Schutz der Farnpflanzen stehen blieb, nicht nur, um vor dem endgültigen Angriff zu
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