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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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verschnaufen, sondern auch, um die widerlichen Ausdünstungen zu identifizieren. Die übrigen Jäger taten es ihm nach, die Nase schnüffelnd in die Luft gereckt wie Jagdhunde, die Witterung aufnehmen. Doch sie sahen einander hilflos an, denn keiner konnte sich einen Reim darauf machen.
    »Brude, Cian, nach rechts«, raunte Frehir, nachdem er es aufgegeben hatte herauszubekommen, was einen derart scheußlichen Gestank verströmen mochte. »Wid und Eabald nach links. Ich werde in der Mitte laufen, zusammen mit...«
    Frehir unterbrach sich, er bemerkte erst jetzt, dass der kleine Junge fehlte ...
    »Galaad! Wo steckt er?«
    »Du hattest ihn zum Holzsammeln losgeschickt«, grummelte Cian, ein Hüne, der derart mit Tätowierungen übersät war, dass sein Körper ganz blau war.
     
    Sie trugen alle Tätowierungen, manchmal sogar im Gesicht, und diese seltsamen Verzierungen sollten sie gleich Rüstungen schützen, selbst wenn sie nicht wirklich daran glaubten.
    Frehir blickte sich flüchtig um und zögerte einen kurzen Moment. Wenn er im Lager geblieben war, befand sich Galaad vermutlich nicht in Gefahr, doch er träumte so sehnlich davon, ein Mann zu werden, dass es ihm durchaus zuzutrauen war, dass er mit eingezogenem Kopf die Höhle der Untiere stürmte ...
    »Geh zurück, um ihn zu suchen«, sagte Brude mit einem zahnlosen Lächeln, das sämtliche Jungfrauen der Stadt das Gruseln gelehrt hätte. »Es werden noch weitere Bären nachkommen, nun mach schon ...«
    Frehir lächelte ebenfalls, um dann mit einem undeutlichen Gefühl der Scham kehrtzumachen und kurz darauf zwischen den Farnen zu verschwinden. Brude hatte Recht. Es gab jede Menge Bären auf der Welt und nur wenige Kinder. Vor allem bei den Barbaren, die wegen ihrer Tätowierungen »bemalte Menschen« genannt wurden und in den Marken lebten, zwischen den Sümpfen der Grauen Elfen und dem Land von Gorre, dem finsteren Reich Dessen-der-keinen-Namen-habendarf.
    Die Männer wechselten amüsierte Blicke, als er davontrabte, dann schwärmten sie gemäß den Anweisungen ihres Häuptlings aus. Jetzt trennte sie nur noch ein dünner Vorhang aus Farnkraut und Büschen von dem dampfend heißen Aas, das sie allmählich vage erahnen konnten. Noch ein paar Schritte, und der schauerliche Haufen von Kadavern läge offen vor ihnen. Sie waren hartgesottene Männer, aber dennoch stockte ihnen das Herz. Das Bild, das sich ihnen da auf der Lichtung bot, übertraf ihre schlimmsten Erwartungen: ein Ekel erregendes Gemetzel, das nicht etwa die Bären veranstaltet hatten, nein, sie waren vielmehr die Opfer. Weibchen und Jungtiere waren mit unsäglicher Grausamkeit zerfetzt worden, und ihre Eingeweide waren bis an die weißen Stämme der Birken am Wald rand gespritzt. Zerrissen und bei lebendigem Leibe verschlungen, lagen sie da, reglos, die Bäuche aufgeschlitzt, ihr warmes Blut floss noch, zäh und schmierig, dampfend im frühmorgendlichen Raureif. Ihr Angreifer war um wen auch immer es sich gehandelt hatte verschwunden. Kein Laut war mehr zu hören, nicht einmal ein Vogelzwitschern. Nur das Säuseln des Windes hoch oben im Geäst, das Rascheln der Farne unter ihren Füßen und ihr eigener keuchender Atem, stoßweise und unregelmäßig. Sie richteten sich auf, doch keiner von ihnen brachte ein Wort heraus, so schlecht war ihnen beim Anblick dieses sinnlosen Blutbades geworden.
    Da, plötzlich, geriet um sie herum alles in Bewegung.
    Frehir kletterte fluchend die kleine Anhöhe oberhalb der Lichtung hinauf. Galaad war nicht im Lager, und er konnte ihn auch nicht laut rufen, da er Angst hatte, die Bären aufzuscheuchen. Am höchsten Punkt angelangt, suchte er mit finsterem Blick das Gelände am Waldrand ab und entdeckte ihn schließlich, wie er einen dicken Ast hinter sich herschleifte und dabei eine unübersehbare Spur hinterließ, wie ein ganzes Rudel Wildschweine. Er hob gerade den Arm, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, als das Geheul losbrach. Ein entsetzliches, unmenschliches Gebrüll, vermischt mit den Schreckensschreien seiner Gefährten. Dort unten, auf der Lichtung der Bären, waren die hohen Farnpflanzen urplötzlich in Bewegung geraten, als würden sie von einem Besessenen geschüttelt; ihm gefror das Blut in den Adern, als er das kehlige Kläffen erkannte, das von dort herüberdrang.
    Trolle.
    Gewiss, niemand hatte je einen Troll gesehen (oder, genauer, niemand hatte je die Begegnung mit ihnen überlebt), aber Frehir vermochte ohne den leisesten Zweifel die Grauen

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