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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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erregenden Geschöpfe aus seinen Albträumen zu identifizieren. Wie alle Barbaren aus den Marken hatte er in seiner Kindheit und Jugend die Furcht vor den Trollen eingeimpft bekommen, wenn die Alten ihre Legenden über jene Wesen erzählten, die sie die »Menschenfresser aus den Hügeln« nannten. Das freie Volk der Trolle lebte an der Grenze zu den Schwarzen Landen, und sie zerfetzten und verschlangen jeden, der verrückt genug war, sich in ihr Territorium vorzuwagen, gleich ob Mensch, Elfe, Zwerg oder wildes Tier. So weit er sich entsinnen konnte, wurde allerdings in keiner einzigen Erzählung erwähnt, dass sie sich irgendwo anders als in ihren kahlen Hügeln aufhielten. Was machten sie also hier im Wald?
    Starr vor Entsetzen, ja, zu erschrocken, um überhaupt nur daran zu denken, sich auf die Erde zu werfen, beobachtete Frehir den entsetzlichen Tumult in den hohen Farnpflanzen bis zum Ende, ringsum das laute Röcheln der im Todeskampf liegenden Jäger und das wahnwitzige Gebell der Ungeheuer. Doch das Ganze dauerte nur wenige Minuten. Es machte sich so rasch wieder Stille breit, dass erneut allein das Pfeifen des Windes zu hören war.
    »Frehir!«
    Bei dem markerschütternden Schrei Galaads zuckte der Barbar jäh zusammen. Das Kind hatte ihn nicht gesehen. Es hatte den Ast fallen lassen und stürmte blindlings auf den Schauplatz des Grauens zu, in wilder Hast, wie von Sinnen, nicht einmal mit einem Speer bewaffnet, mit dem es sich hätte verteidigen können, einzig darauf bedacht, dem zu Hilfe zu eilen, den es von nun an als seinen Vater ansah. Der sprachlose Frehir warf einen angstvollen Blick zu der Lichtung hinüber. Schon lösten sich düstere, hohe Gestalten von dort und bahnten sich einen Weg in Richtung des Jungen, langsam, in süßer Vorfreude wie ein Rudel Wölfe, das nach seinem Teil der Beute lechzt. Es war ihm, als habe man ihm einen Peitschenhieb versetzt. Hals über Kopf raste der Barbar den Abhang hinunter und schoss pfeilgerade auf Galaad zu, wobei ihm die Zweige der Sträucher und die scharfkantigen Stängel der Farne um die Ohren schlugen und er bei jedem Schritt Wolken von Eiskristallen aufwirbelte, so dass er bald nichts mehr erkennen konnte, in den Grasbüscheln verfangen, außer Atem, besinnungslos vor Angst. Als er den Jungen endlich erblickte, stand dieser reglos, mit dem Rücken zu ihm gewandt. Noch ein paar Schritte, und Frehir wurde des Trolls gewahr.
    Die Bestie war über vier Ellen hoch und überragte ihn um mehr als Haupteslänge. Sie war klapperdürr, nachgerade bis auf die Knochen abgemagert, über die sich eine schmutzig ockergelbe Haut spannte, und sie war mit einer räudigen schwarzen Behaarung bedeckt. Abgesehen von der langen schwarzen Mähne, die zottelig aus der Stirn herausspross und sich über die gesamte Länge des Rückgrats hinunterzog, erinnerte der Kopf mit der kurzen Schnauze und den vorspringenden Zähnen an den eines Maulwurfs. Und doch hatte ihr düsterer Blick etwas Menschliches an sich, ein Aufschimmern von Intelligenz und Grausamkeit, das daran gemahnte, dass die Trolle einst ein Volk gewesen waren, das zu der uralten Rasse der Fir Bolg gehörte, der »Blitzmenschen«, die von den Stämmen der Göttin besiegt, zerstreut und aus der Welt verbannt worden waren. Es hieß, dass Der-der-keinen-Namen-haben-darf Einzelne von ihnen zurückgehalten und in seine Dienste genommen hatte, doch die Trolle waren wieder zu Tieren mutiert. Wie alle Angehörigen seiner Rasse trug das Ungeheuer weder Kleider noch Waffen, aber die riesigen, fast bis zum Boden herabreichenden Krallen an seinen unendlich langen Armen konnten es mit jedem Streitkolben, Schwert und jeder Lanze von einem von König Uthers Rittern aufnehmen.
    Frehir war unvermindert weitergerannt. Mit ungebremstem Schwung prallte der Koloss gegen das Monster und riss es zu Boden. Der Barbar hob seinen Speer und stieß zu, um das Untier auf die Erde zu nageln, doch es war bereits ausgewichen. Mit einem Grauen erregenden Schrei, einer Art heiserem, jaulendem Bellen, das ihm schier das Trommelfell zerfetzte, versetzte ihm der Troll einen derart kräftigen Hieb gegen den Schenkel, dass seine schwarzen Krallen ein handtellergroßes Stück Fleisch herausrissen. Frehir brüllte wie am Spieß, doch sein Wehgeschrei erstarb ihm in der Kehle unter der Wucht eines zweiten Hiebes, der ihm den Bauch aufschlitzte und ihn wie eine Stoffpuppe zu Boden schleuderte. Schon kam das Ungeheuer auf ihn zu, die Lefzen über seine gewaltigen

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