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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gar nicht so nahe kommen dürfen. Hier war niemand mehr, seit…«
    Eine riesige, blutige Gestalt trat durch den Bannkreis. Sand flutete hinter ihr durch die Öffnung, die sein Leib geschlagen hatte. Alle wichen vor dem Ungeheuer zurück. Ein Schrei ließ Nikodemus herumfahren. Eine junge Koboldfrau mit einem Muster wie ein Spinnenetz über ihren nackten Brüsten war zu weit zurückgewichen. Sie war mit einem Fuß durch den Zauberbann getreten. Die Macht des Sturms zog sie heraus. Zwei Frauen versuchten sie festzuhalten. Immer gellender erklangen die Schreie des Opfers.
    Auch die anderen Frauen wurden auf die Schutzwand zugezogen. Es war, als lauerte dort draußen ein gieriges Raubtier, das nichts, was einmal in seine Fänge geraten war, wieder losließ. Mehr und mehr Kobolde griffen nach ihren Armen und ihrem Körper. Sie zerrten und stemmten sich gegen die Wut des Sturms.
    Die Unglückliche wurde nun langsamer hinausgezogen. Ihre Stimme verlor an Kraft. Die Schreie wurden leiser. Unter dem rissigen Lehm sah Nikodemus alle Farbe aus ihrem Gesicht weichen.
    Wer immer dem Bannkreis bis auf einige Zoll nah kam, ließ los. Fingerbreite um Fingerbreite wurde sie hinausgezogen. Noch stemmten sich ihre Brüder und Schwestern gegen das Unausweichliche, doch der Lutin ahnte, dass der Kampf schon längst verloren war. Die Stimme der Frau war erstorben. Der Sturm hatte all ihr Blut aus dem wunden Körper gesogen.
    Erschüttert sah er zu dem Riesen auf, und Dobons Worte kamen ihm wieder in den Sinn. De
r Drachenatem entkleidet jeden, der in den Jadegarten will. Erst reißt er dir die Kleider vom Leibe. Dann die Haut. .. Vo
r ihm stand Madra! Der Sand, durchsetzt mit messerscharfen Steinsplittern hatte den Troll gehäutet. Seine nackten, geschundenen Muskeln lagen offen zutage. Madra hatte außer einem Lendenschurz keine Kleidung getragen.
    Er ging vor Emerelle in die Knie. Wieder tänzelten Flammen um ihre Fingerspitzen. Länger diesmal. Der Rauchfaden, der zwischen ihren Händen aufstieg, war dunkler. Es roch nach verbranntem Fleisch.
    »Sie kann der Drachenmagie nicht widerstehen«, sagte Dobon, der noch immer neben ihm stand. »Weder der Riese Madra, so unermesslich seine Kräfte auch sein mögen, noch die Zauberin kann es. Wir sind verloren!« Nikodemus hatte den Eindruck, dass die Kuppel über ihnen nicht mehr so hoch war wie zuvor. Wie lange konnte Emerelle den Albenstein noch halten, mit dem sie ihre Magie verstärkte und der ihre Hände verbrannte? »Madra! Kannst du mich hören?«
    Der Troll drehte den Kopf in seine Richtung. Ein Teil seiner Lippen war vom Sand weggeschliffen. Die großen Fangzähne lagen bloß. Blut rahmte die Zähne. »Findest du den Weg zurück?«
    Der Troll öffnete das Maul. Ein heiserer Laut entrang sich seiner Kehle. Nikodemus konnte nicht verstehen, was er sagte. Er ging zu seinem Freund. Der Troll zitterte am ganzen Leib. Blut sickerte durch das rohe Fleisch. Es vereinigte sich zu dünnen Strömen, die seinen Leib hinabrannen. Man musste kein Heilkundiger sein, um zu erkennen, dass er unrettbar verloren war. »Findest du den Weg zurück?« Wieder das Röcheln. Es war aussichtslos!
    »Ich bin es, Nikodemus.« Er sah hinauf zur Kuppel. Jetzt war sie ganz sicher niedriger. Dobon hatte Recht. Was immer es auch war, wogegen die Königin ankämpfte, alte Magie oder doch nur ein wütender Sturm, sie würde verlieren!
    Er legte die Hand auf das rohe Fleisch von Madras Wade. Er drückte zu. Die Muskeln zuckten unter seiner Berührung. »Du musst dem Druck meiner Hand folgen, Madra.« Der Troll stöhnte auf.
    »Du wusstest, dass du dazu berufen bist, ein Held zu sein. Erinnerst du dich, wie wir darüber gesprochen haben. Jetzt ist deine Stunde gekommen! Bitte, bewege dich.« Unsicher machte Madra einen Schritt. Sich zu bewegen, tat ihm nicht gut. Deutlich sah Nikodemus, dass noch mehr Blut aus dem geschundenen, mit Staub und Sand verklebten Fleisch sickerte.
    »Sehr gut! Geh noch ein Stück.« Er brachte den Troll bis unmittelbar vor Emerelle. Sie hatte sich in der ganzen Zeit, in der sie gegen den Sturm ankämpfte, nicht bewegt.
    All ihre Sinne waren allein auf das verzweifelte Kräftemessen gerichtet. »Kannst du sie sehen? Du musst Emerelle hochheben.«
    Madra machte eine Bewegung, die wohl ein Kopfschütteln sein sollte. Er neigte sich ein wenig. Jetzt erst konnte Nikodemus das geschundene Gesicht in aller Deutlichkeit erkennen. Die Augen des Trolls waren nur noch Höhlen voller verkrustetem Blut.

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